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„Könnte von Russland als Einladung verstanden werden“ : USA wollen Truppen von rumänischer Nato-Ostflanke abziehen
Auf einer wichtigen Schwarzmeer-Basis an der Nato-Ostflanke wird bald die US-Präsenz reduziert. Rumänien hatte den Abbau bereits erwartet. Einige Experten halten das für das falsche Signal.
Stand:
Die USA wollen ihre Truppenstärke im Nato-Land Rumänien verringern. Das teilte der Verteidigungsminister des Landes, Ionut Mosteanu, in Bukarest mit.
Die Reduzierung betreffe dabei ausschließlich die Luftwaffenbasis Mihail Kogălniceanu am Schwarzen Meer. Rumänien möchte diese Basis nach dem Vorbild der deutschen Basis Ramstein zur Militärstadt ausbauen. Bei zwei weiteren Militärstützpunkten im Land bleibe die Zahl der US-Soldaten erhalten.
Die Partnerschaft mit den USA bleibe „stabil und zuverlässig“, betonte der Minister in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Konkrete Zahlen zum Abbau der US-Truppenstärke nannte er allerdings nicht. Es dürfte sich um mehrere hundert Soldaten handeln. Fest stehe, dass insgesamt rund 1.000 US-Soldaten in Rumänien bleiben würden, also „etwas mehr“ als vor dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, sagte Mosteanu.
Was sagt die Nato zum US-Truppenabzug?
Nach Angaben der Nato handelt es sich bei der angekündigten Militärpräsenzverringerung um eine „Anpassung“. Ein Nato-Beamter teilte am Mittwoch in Brüssel mit: „Selbst mit dieser Anpassung bleibt die US-Truppenpräsenz in Europa größer als sie es seit vielen Jahren war, mit deutlich mehr US-Truppen auf dem Kontinent als vor 2022.“ Das Vorgehen sei „nicht ungewöhnlich“.
Die USA hätten die Nato vorab über die Pläne informiert, erklärte der Beamte weiter. Das Militärbündnis und die US-Behörden stünden in engem Kontakt, „um sicherzustellen, dass die Nato ihre robuste Fähigkeit zur Abschreckung und Verteidigung beibehält“. Am Bekenntnis der USA zur Nato gebe es keine Zweifel.
Wie reagiert Rumänien auf den US-Truppenabzug?
In einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in Bukarest, hieß es, dass der Abbau der US-Truppenstärke in Rumänien bereits erwartet worden sei. Die US-Administration habe bereits im Februar dieses Jahres beschlossen, ihre Militärpräsenz an der Nato-Ostflanke anzupassen, sobald andere Nato-Staaten ihre Präsenz dort „konsolidieren“ würden, hieß es weiter.

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„Die Entscheidung berücksichtigte auch die Tatsache, dass die Nato ihre Präsenz und Aktivitäten an der Ostflanke verstärkt hat“, hieß es in der Mitteilung. Der Schritt ermögliche es den Vereinigten Staaten, ihre militärische Position in der Region anzupassen.
Kritiker sehen Truppenabzug als „Einladung“ für Putin
Die ukrainische Zeitung „Kyiv Post“ berichtete am Dienstag unter Berufung auf drei US-amerikanische und europäische Sicherheitsbeamte, dass der Truppenabbau voraussichtlich „nicht mehr als ein Bataillon“ umfassen soll und wahrscheinlich „keine wesentlichen Auswirkungen auf die US-Operationen in der Region“ haben werde.
Etwa tausend US-Soldaten werden weiterhin stationiert bleiben.
Verteidigungsministerium Rumänien
Dennoch fällt der Entschluss zur Truppenreduzierung in eine Zeit erhöhter Besorgnis, nachdem Russland in jüngster Vergangenheit immer häufiger in den Luftraum der NATO eingedrungen ist. Erst in der letzten Woche waren zwei F-16-Militärflugzeuge und zwei deutsche Kampfjets des Typs Eurofighter Typhoon in Rumänien alarmiert worden, nachdem im Kreis Tulcea „eine Gruppe von Flugobjekten entdeckt“ wurden.
Der pensionierte US-Armee-Oberst und ehemalige Nato-Verteidigungsbeamte Richard Williams sagte der „Kyiv Post“: „Es gibt keinen offensichtlichen oder taktischen Grund für den Abzug der Nato-Brigade aus Rumänien.“
Justyna Gotkowska vom polnischen Zentrum für Oststudien (OSW) und gleichermaßen stellvertretende Direktorin eines führenden staatlichen Thinktanks wies hinsichtlich der US-Truppenverringerung auf mögliche Gefahren hin. „Jeder Abbau in unserer Region könnte von Russland als Einladung verstanden werden“, sagte sie am Dienstag vor einer Gruppe von Reportern in Washington. Die Expertin hob in diesem Zusammenhang den entscheidenden „Abschreckungswert“ der US-Militärpräsenz an der Nordostflanke hervor.
Kein US-Truppenabbau in Polen
Der Ukraine-Anrainer Polen erwartet hingegen keine US-Truppenreduzierung, wie ein Sprecher des polnischen Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur PAP sagte.
Er verwies dabei auf die Antrittsvisite des neuen Staatsoberhaupts Karol Nawrocki bei US-Präsident Donald Trump im September. Trump hatte Nawrocki versichert, man denke nicht an eine Truppenreduzierung in Polen. Die Militärpräsenz dort könne sogar erhöht werden, falls Warschau dies wünsche. (mit Agenturen)
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