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„Die Russen testen die Grenzen des Möglichen aus“: Selenskyj wirft dem Westen nach Drohnen-Vorfall in Polen Untätigkeit vor
Reste von mehr als einem Dutzend Drohnen in Polen gefunden + Merz wirft Russland „rücksichtsloses Vorgehen“ vor + Russisches Verteidigungsministerium weist Vorwürfe zurück + Der Newsblog.
Stand:
Seit dem 24. Februar 2022 verteidigt sich die Ukraine gegen die Invasion Russlands. Aktuell rückt die russische Armee an zahlreichen Frontabschnitten vor allem im Osten der Ukraine vor. Die USA versuchen sich als Friedensvermittler. Mehr zur aktuellen Lage im Newsblog unten.
Hinweis: Angaben der Regierungen, Armeen und Bilder und Videos aus der Region lassen sich manchmal nicht endgültig verifizieren. Wir geben sie dennoch mit einem entsprechenden Hinweis wieder, um einen möglichst detaillierten Blick auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine zu vermitteln.
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Selenskyj wirft dem Westen Untätigkeit gegenüber Moskau vor
Nach dem Eindringen mehrerer russischer Drohnen in den polnischen Luftraum hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj westlichen Ländern und der internationalen Gemeinschaft Untätigkeit angesichts des Verhaltens Russlands vorgeworfen.
In seiner allabendlichen Videoansprache sagte Selenskyj am Mittwoch: „Es gab mehr als genug Erklärungen, aber bisher mangelt es an Taten. Die Russen testen die Grenzen des Möglichen aus. Sie testen die Reaktion. Sie beobachten, wie die Streitkräfte der NATO-Staaten reagieren.“ (AFP)
Reste von mehr als einem Dutzend Drohnen in Polen gefunden
Nach dem Eindringen russischer Kampfdrohnen in den Luftraum über Polen sind nach Behördenangaben bis zum Abend die Trümmer von mehr als einem Dutzend unbemannter Flugobjekte gefunden worden. Die Bezirksstaatsanwaltschaft in Warschau sprach von zwölf Drohnen mit Stand 17.30 Uhr MESZ.
Dazu zählte ein Fund bei Korytnica östlich der Hauptstadt, wie die Nachrichtenagentur PAP meldete. In Nowe Miasto an der Pilica südwestlich von Warschau sei eine Drohne dicht an einer Kaserne der polnischen Territorialverteidigung abgestürzt, berichtete der Radiosender RMF24.
Später kamen zwei weitere Fundstellen in der zentralpolnischen Woiwodschaft Heiligkreuz dazu. Andere Funde hatte es zuvor in der Woiwodschaft Lublin im Osten sowie in den Woiwodschaften Lodz und Ermland-Masuren gegeben. (dpa)
Merz telefonierte mit Polens Premier Tusk: Wir erleben neue Qualität russischer Angriffe
Kanzler Friedrich Merz hat nach eigenen Angaben mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk telefoniert. Er teile die Einschätzung von Tusk, dass die russischen Drohnen nicht aus Versehen in den polnischen Luftraum eingedrungen sind. „Wir sind und bleiben verteidigungsbereit“, sagt Merz. Man erlebe eine neue Qualität russischer Angriffe. (Reuters)
Warschau: Eindringen russischer Drohnen über Polen war „nicht unbeabsichtigt“
Nach dem Eindringen zahlreicher Drohnen in den polnischen Luftraum geht der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski von einem absichtlichen Vorgehen Russlands aus. „Wir haben keinen Zweifel daran, dass dies nicht unbeabsichtigt war“, sagte Sikorski am Mittwoch vor Journalisten. Es handle sich um einen „beispiellosen Angriff, nicht nur auf das Territorium Polens, sondern auch auf das Nato- und EU-Gebiet“.
Sikorski verwies darauf, dass russische Drohnen bereits zuvor in den polnischen Luftraum eingedrungen seien. Diesmal sei die Lage aber anders. „Wenn das eine oder zwei Drohnen tun, kann es an einem technischen Fehler liegen“, sagte Sikorski. In diesem Fall seien jedoch 19 Verletzungen des Luftraums festgestellt worden. „Es ist einfach unvorstellbar, dass das unbeabsichtigt sein könnte“, fügte er an. (AFP)
Trump will mit Polens Präsident wegen russischer Drohnen telefonieren
US-Präsident Donald Trump will wegen der Verletzungen des polnischen Luftraums durch russische Drohnen mit dem polnischen Präsidenten Karol Nawrocki telefonieren. „Präsident Trump und das Weiße Haus verfolgen die Berichte aus Polen, und es gibt Pläne, dass Präsident Trump heute mit Präsident Nawrocki sprechen wird“, sagte ein Vertreter des Weißen Hauses am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.
Trump hatte Nawrocki vor einer Woche im Weißen Haus empfangen und ihm Unterstützung für die Sicherheit Polens zugesichert. „Wir stehen vollständig zu Polen und werden Polen helfen, sich zu schützen“, sagte Trump. Er zeigte sich offen dafür, mehr US-Soldaten in das Land zu entsenden, das an die Ukraine grenzt. In Polen waren laut Medienberichten zuletzt rund 8000 US-Kräfte im Rotationsverfahren stationiert. (AFP)
Bundesregierung verurteilt russische Drohnen über Polen „auf das Schärfste“
Bundeskanzler Friedrich Merz wirft Russland angesichts der Verletzung des polnischen Luftraums „rücksichtsloses Vorgehen“ vor. Dieses reihe sich ein in eine lange Kette von Provokationen im Ostseeraum und an der Ostflanke der Nato, teilt Regierungssprecher Stefan Kornelius mit. „Die Bundesregierung verurteilt dieses aggressive russische Vorgehen auf das Schärfste.“ Es sei gut, dass Polen zusammen mit den Nato-Verbündeten diese Gefahr rechtzeitig habe erkennen und abwenden können. (Reuters)
Großbritannien will Nato-Luftverteidigung über Polen stärken
Großbritannien stellt eine Verstärkung der Nato-Luftverteidigung über Polen in Aussicht. Er habe die britischen Streitkräfte angewiesen, entsprechende Optionen zu prüfen, sagt Verteidigungsminister John Healey nach einem Treffen mit Vertretern aus Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und der Ukraine. „Als euer Nato-Verbündeter werden wir euch, unsere polnischen Freunde, unterstützen“, so Healey. „Wir werden unseren Teil dazu beitragen, die Sicherheit eurer Bevölkerung zu gewährleisten.“ (Reuters)
Deutschland hat USA offenbar als größter Unterstützer der Ukraine abgelöst
Bei der Finanzierung der Militärhilfe für die Ukraine hat Deutschland nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) den bisherigen Hauptgeber USA abgelöst. Deutschland sei „jetzt der größte Unterstützer mit den Beträgen, die wir im Haushalt abgebildet haben, ungefähr neun Milliarden Euro“, sagte Pistorius im Bundestag.
Er verwies darauf, dass die US-Regierung nun Waffen über den neuen Nato-Mechanismus PURL („Prioritized Ukraine Requirements List“) an die Ukraine abgebe. Das Bündnis koordiniert dabei die Umsetzung der Lieferung von Waffen, die in den USA beschafft, aber von Partnern finanziert werden.
Die Herausforderung sei es, die Ukraine in ihrer Industrie und in der Luftverteidigung zu stärken – „und alle an Bord zu halten für die Unterstützung der Ukraine“, sagte Pistorius. (dpa)

EU-Außenbeauftragte Kallas lobt und fordert Europas Verteidigungskraft
EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas würdigt nach dem Zwischenfall im polnischen Luftraum die europäische Verteidigungsfähigkeit, fordert zugleich aber verstärkte Anstrengungen. Der Abschuss der Drohnen zeige, dass Europa sich verteidigen könne, sagt Kallas vor Journalisten. „Aber es ist klar, dass wir mehr tun müssen.“ Sie bezeichnet den Vorfall als Gamechanger. „Russland eskaliert absichtlich. Wir müssen sehr entschlossen sein.“ Sie betont zudem die Notwendigkeit weiterer Sanktionen gegen Russland. (Reuters)

Russisches Verteidigungsministerium äußert sich erstmals zu Drohnen-Vorfall in Polen
Das russische Verteidigungsministerium erklärt, es habe nicht geplant, Ziele in Polen zu treffen. Es habe einen erfolgreichen Großangriff mit Drohnen auf militärische Einrichtungen in der Westukraine gegeben, so das Ministerium.
Es verweist zudem darauf, dass die russischen Drohnen, „die angeblich die Grenze zu Polen überquert haben“, eine Reichweite von nicht mehr als 700 Kilometern hätten. Dennoch sei man zu Konsultationen mit dem polnischen Verteidigungsministerium zu diesem Thema bereit, hieß es weiter.
Der polnische Vize-Ministerpräsident Krzysztof Gawkowski wirft Russland und Belarus indessen vor, in seinem Land eine Desinformationskampagne zu dem Drohnen-Vorfall gestartet zu haben. Der Einflug von Drohnen in den polnischen Luftraum sei eine von Russland geplante Aktion gewesen, betont Gawkowski. (Reuters)

Nach Drohnenvorfall: Pistorius sieht „ständige Bedrohung“ durch Russland
Russische Drohnen über Polen mithilfe von Nato-Luftabwehr bekämpft
Kreml: Keine Stellungnahme zu Drohnen-Einflug in Polen
Russischer Rubel nach Drohnen-Vorfall auf Fünfmonatstief
Orban solidarisch mit Polen - kein Wort zu Russland
London verurteilt russische Drohnen in Polens Luftraum
Von der Leyen kündigt Drohnen-Allianz mit Ukraine an
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Selenskyj: Ukraine bereit, Polen Daten über russischen Drohnenangriff zur Verfügung zu stellen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erklärt, Kiew sei bereit, Polen alle notwendigen Daten über den heutigen russischen Drohnenangriff zur Verfügung zu stellen. In seinem Telegram-Kanal schrieb er, dass bereits acht Drohnen registriert wurden, die in den polnischen Luftraum eingedrungen seien.- showPaywall:
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