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Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber

© Imago/Sven Simon/Malte Ossowski

Nach Wahl-Schlappe der Ampel: Ex-CSU-Chef Stoiber fordert Vertrauensfrage von Scholz

Merz schließt Koalition mit BSW aus + Scholz ruft Koalition nach Wahl-Klatsche zur Arbeit auf + Frankreichs Rassemblement National will weitere Rechte um sich scharen + Der Newsblog zur Europawahl.

Stand:

Europa hat gewählt. Parteien rechts der Mitte konnten hinzugewinnen. Auch in Deutschland. Vor allem im Osten hat die AfD Rekordgewinne eingefahren. Das populistische „Bündnis Sahra Wagenknecht“ konnte ebenfalls vielerorts punkten. Von den ehemals großen etablierten Parteien konnte nur die Union Gewinne erzielen. Die Parteien der Ampel-Koalition sind fast deutschlandweit eingebrochen.

Insgesamt können die Deutschen am Sonntag, 9. Juni, 96 Abgeordnete ins Europaparlament schicken, das in der kommenden Legislaturperiode 720 Sitze umfassen wird.

Die Europawahl ist die zweitgrößte demokratische Abstimmung der Welt. Rund 360 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger waren zwischen dem 6. und 9. Juni an die Urnen gerufen, um ihre Stimme für das neue Europaparlament abzugeben. (mehr im Newsblog unten).

  • Eine interaktive Wahlkarte mit allen Ergebnissen nach Landkreisen und Bundesländern in Deutschland finden Sie hier.
  • Was der Rechstruck nun für die EU bedeutet, lesen Sie hier.
  • Berlin zerfällt bei der Europawahl in drei Teile, der Osten ist zersplittert, die Linke klammert sich an Neukölln – und die FDP ist nicht mehr stärkste liberale Kraft. Hier sind die Trends der Europawahl für Berlin.
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Sandra Lumetsberger

Stoiber fordert Vertrauensfrage von Scholz

Der frühere bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber ist am Montagabend in Berlin für sein Lebenswerk mit dem Politikaward geehrt worden. Die Preisverleihung am Tag nach der Schlappe der Ampel bei der Europawahl nutzte der 82-Jährige, um von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Vertrauensfrage im Bundestag zu fordern. 

„Es ist für mich eine Frage der Hygiene“, sagte Stoiber. Wenn man als Bundeskanzler mit 14 Prozent aus einer bundesweiten Wahl hervorgehe und „riesige Aufgaben“ zu bewältigen habe, dann reiche das nicht aus.

Der frühere SPD-Chef Franz Müntefering, der die Laudatio auf Stoiber hielt, widersprach. „Es gibt in unserem Deutschland eine Leitkultur, und diese Leitkultur ist das Grundgesetz. Und im Grundgesetz steht nichts über Hygiene“, sagte der 84-Jährige. (dpa)

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Felix Kiefer
Author Felix Kiefer

Ramelow warnt nach Europawahl vor Spaltung zwischen Ost- und West

Das überdurchschnittlich starke Abschneiden der AfD in Ostdeutschland bei der Europawahl hat eine Debatte über das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen ausgelöst. 

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) warnte am Dienstag vor einer zunehmenden Kluft. In sozialen Netzwerken lese er nach der Europawahl jetzt Sätze wie: „Wo bleibt die Dankbarkeit der Ostdeutschen“, sagte Ramelow den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Dienstag.

„Das sind Fragen, die wir jetzt gerade nicht brauchen“, sagte Ramelow: „Der Osten hat sich nicht zu entschuldigen“. Man solle ihn vielmehr als Chance begreifen. Stattdessen nehme die emotionale Einheit zunehmend Schaden. „Dass man von Ostdeutschen Dankbarkeit erwartet, treibt diese Spirale weiter an“, so der Linken-Politiker fort.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) forderte Initiativen, um mehr Austausch zu ermöglichen – insbesondere auch bei jungen Menschen. (AFP)
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Sandra Lumetsberger

Merz schließt Koalition mit BSW aus

CDU-Chef Friedrich Merz hat sich Montagabend in der ARD-Sendung "Brennpunkt" deutlich vom "Bündnis Sahra Wagenknecht" distanziert und eine Koalition ausgeschlossen. "Mit solchen rechtsextremen und linksextremen Parteien arbeiten wir nicht zusammen", erklärte Merz. Für Wagenknecht gelte beides. Sie sei "in einigen Themen rechtsextrem, in anderen wiederum linksextrem". (Tsp)
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Julia Weiss
Author Julia Weiss
Bild: REUTERS/Stephanie Lecocq

Frankreichs Rassemblement National will weitere Rechte um sich scharen

Die rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN) in Frankreich will nach ihrem Sieg bei der Europawahl für die von Präsident Emmanuel Macron angesetzte Neuwahl des Parlaments weitere Rechte um sich scharen, auch aus der rechtsextremen Partei Reconquête. „Ich selbst bin vollkommen bereit, mit Persönlichkeiten zu diskutieren, die nicht aus dem Rassemblement National stammen und die den Ehrgeiz teilen, in einigen Wochen einen Teil unserer Ideen an die Macht zu bringen und - auch im Rahmen einer Kohabitation - den Wiederaufbau des Landes einzuleiten“, sagte RN-Parteichef Jordan Bardella am Montagabend in Paris. Eine Kohabitation bedeutet in Frankreich, dass der Präsident und der Premierminister unterschiedliche politische Richtungen vertreten.

Ein erstes Treffen hatte Bardella am Montag mit der Spitzenkandidatin von Reconquête für die Europawahl, Marion Maréchal. „Ich wollte mich mit ihr unterhalten und über unser heutiges Bestreben sprechen, eine möglichst breite Mehrheit zu bilden.“ Mit anderen Rechten wolle das RN als nationale Union bei der Parlamentswahl mit dem Ziel antreten, die Regierung und das Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen, sagte Bardella. Mit Maréchal seien noch keine Vereinbarungen getroffen worden. „Im Moment geht es um Diskussionen.“

Das RN kam bei der Europawahl auf 31,36 Prozent der Stimmen, Reconquête erzielte 5,47 Prozent. Maréchal ist die Nichte der RN-Führungsfigur Marine Le Pen und war früher in deren Partei aktiv, ehe sie vor gut zwei Jahren in die rechtsextreme Konkurrenzpartei wechselte. (dpa)

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Julia Weiss
Author Julia Weiss

Scholz will Verteilung von EU-Spitzenposten noch im Juni klären

Nach der Europawahl will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die künftige Besetzung der Spitze der EU-Kommission und weiterer wichtiger Posten in Brüssel noch im Juni klären. „Ich bin dafür, dass wir alle diese Herausforderungen in diesem Monat bewältigen - also schnell und zügig entscheiden“, sagte Scholz am Montag in Berlin. „Es gibt keinen Anlass, sich viel zu lange damit aufzuhalten.“

Mit Blick auf von der Leyen betonte der Kanzler, es bleibe bei der Position der Ampel-Regierung, dass sich die Kommissionspräsidentschaft auf eine Mehrheit „traditionell demokratischer Parteien im Europäischen Parlament stützen“ müsse. Scholz und weitere Vertreter der „Ampel“ hatten zuvor gefordert, dass sich von der Leyen im Parlament nicht mit den Stimmen von Parteien am rechten Rand ins Amt wählen lassen dürfe. (AFP)

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Julia Weiss
Author Julia Weiss

Keiner ist gut beratet, der jetzt einfach zur Tagesordnung übergehen will.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)

Nach dem schlechten Abschneiden der Ampel-Parteien bei der Europawahl hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu geschlossener, gemeinsamer Arbeit aufgerufen. „Das Wahlergebnis war für alle drei Regierungsparteien schlecht“, sagte Scholz am Montag nach einem Treffen mit dem Präsidenten Chiles, Gabriel Boric, in Berlin. Gefragt worden war er nach seiner persönlichen Verantwortung für das 13,9-Prozent-Wahldebakel der SPD. „Keiner ist gut beratet, der jetzt einfach zur Tagesordnung übergehen will“, sagte Scholz weiter. 

Es müsse der Maßstab der Arbeit sein, dass die Zustimmung bis zur Bundestagswahl wieder steigt. „Gleichzeitig geht es aber auch darum, dass wir unsere Arbeit machen, dafür zu sorgen, dass unser Land modern wird, dass es vorankommt, und im Übrigen sich darauf vorzubereiten, dass die Zustimmung immer größer werden wird, sodass man auch bei der nächsten Bundestagswahl die Ergebnisse dieser Arbeit zur Wahl stellen kann und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger für die Arbeit hat.“ 

Er betonte: „Das muss jetzt für alle der Maßstab sein, sich anzustrengen und die Aufgaben zu lösen, vor denen wir stehen.“ Sorgen machen müsse man sich über die Stimmen für rechtspopulistische Parteien in Deutschland und anderen Ländern. Es gebe aber eine klare Mehrheit in Europa für Parteien, die sich klassisch für Demokratie und Rechtsstaat einsetzten. (dpa, Reuters) 
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Julia Weiss
Author Julia Weiss

Endergebnis in Österreich: Rechte FPÖ gewinnt Europawahl mit 25,4 Prozent

Die EU-kritische rechte Partei FPÖ hat die Europawahl in Österreich mit 25,4 Prozent der Stimmen für sich entschieden. Laut dem Endergebnis, das nach Auszählung aller Briefwahlstimmen am Montag vorlag, wurde die konservative Kanzlerpartei ÖVP mit 24,5 Prozent knapp dahinter auf Platz zwei verwiesen. Die sozialdemokratische SPÖ erhielt 23,2 Prozent der Stimmen.

Die Grünen, die in Österreich gemeinsam mit der ÖVP regieren, kamen am Sonntag auf rund 11,1 Prozent, während die liberalen Neos 10,1 Prozent erhielten.

Die FPÖ gewinnt drei Mandate dazu und wird sechs Abgeordnete in das neu zusammengesetzte EU-Parlament schicken. Die ÖVP-Fraktion schrumpfte um zwei Mandate und wird künftig nur mehr mit fünf Parlamentariern vertreten sein - mit ebenso vielen wie die SPÖ. Grüne und Neos sicherten sich jeweils zwei Mandate.

Bei der EU-Wahl waren 6,37 Millionen Menschen in Österreich wahlberechtigt. Davon beteiligten sich 56,3 Prozent an dem Votum. (dpa)

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Felix Kiefer
Author Felix Kiefer

US-Regierung erwartet weitgehend unveränderte EU-Außenpolitik

Aus dem Umfeld der US-Regierung heißt es, man erwarte nicht, dass das Ergebnis der Europawahl zu größeren außenpolitischen Veränderungen auf Seiten der Europäischen Union führen werde. Das gelte auch für die Positionierung zum Ukraine-Krieg, heißt es in Washington. Man gehe zudem davon aus, dass Ursula von der Leyen in der Lage sein werde, als EU-Kommissionspräsidentin im Amt zu bleiben. (Reuters)
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Felix Kiefer
Author Felix Kiefer

Rekord-Nutzung des Wahl-O-Mats vor Europawahl

Vor der Europawahl haben in diesem Frühjahr viel mehr Bürger den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung genutzt als bei der letzten Abstimmung 2019. Mit über 14,8 Millionen Nutzungen wurde der Rekord zur EU-Wahl 2019 (9,8 Millionen) klar gebrochen. 

Präsident Thomas Krüger sprach am Montag von einem erstaunlichen Anstieg. In 38 Thesen konnten sich alle Interessierten spielerisch über die Wahlprogramme aller zur Wahl zugelassenen Parteien informieren. Die Positionen und Begründungen der Parteien zu den Thesen stammen dabei ausschließlich von den Parteien selbst. (dpa)
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Felix Kiefer
Author Felix Kiefer

AfD schafft TikTok-Sieg bei der Europa-Wahl

TikTok hat nach Einschätzung von Fachleuten maßgeblich zum Ergebnis der Europawahl beigetragen. Die Zustimmung junger Wähler zur AfD sei auf deren Präsenz in dem Sozialen Netzwerk zurückzuführen – und auf die dortige Abwesenheit der anderen Parteien, erklärte die Bildungsstätte Anne Frank am Montag in Frankfurt.
 „Das Ergebnis verwundert nicht, wenn man sich anschaut, wo das Gros der jungen Menschen sich Informationen holt: auf TikTok“, sagte Bildungsstätten-Direktorin Deborah Schnabel.

Die demokratischen Parteien, insbesondere die Grünen, seien auf der Plattform unterrepräsentiert und hätten so das digitale Leitmedium weitgehend der AfD überlassen. Durch die schwache Präsenz auf der Plattform entstehe für junge Menschen der Eindruck, dass sich dort maßgeblich die AfD der Themen annimmt, die für jüngere Menschen wichtig sind. 

Schnabel verwies auf den im Juni erschienenen Report „Das TikTok-Universum der (extremen) Rechten“, der den Mitte-Parteien Mängel in der digitalen Kommunikation attestiert. Demokratische Akteure sind daher nach ihrer Ansicht dazu aufgerufen, den digitalen Raum selbst stärker mit Inhalten zu bespielen; speziell TikTok. (KNA)
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Felix Kiefer
Author Felix Kiefer

Linke will sich nach Wahldebakel neu aufstellen

Die Führung der Linkspartei hat nach dem Debakel bei der Europawahl einen Neuanfang angekündigt, der mittelfristig auch personelle Konsequenzen nicht ausschließt. 

Das Wahlergebnis habe gezeigt, dass es der Linken „im Moment an einem klaren Markenkern“ fehle, sagte Parteichef Martin Schirdewan am Montag in Berlin. Dies müsse die Partei nun angehen: Schirdewan sprach dabei von einem „Neubegründungsprozess der Linken“.

 Entscheidungen zu programmatischen und womöglich auch zu personellen Fragen sollen mit Blick auf den Parteitag im Oktober fallen, wie Schirdewan sagte. 

Die Linke hat im Vergleich zur Europawahl 2019 am Sonntag rund eine Million Stimmen verloren. Ihr Ergebnis bei der EU-Wahl halbierte sich damit auf nur noch 2,7 Prozent. (AFP)
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Felix Kiefer
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Trotz Schlappe bei Jungwählern: SPD und Grüne weiter für Wahlalter ab 16 - Merz dagegen 

Trotz massiver Verluste bei jungen Wählern halten Grüne und SPD an der Forderung nach einer Senkung des Wahlalters für Bundestagswahlen von derzeit 18 auf 16 Jahre fest. 
„Wir haben das Wahlalter nicht gesenkt, weil wir gedacht haben, dass es uns was bringt, sondern weil wir es für richtig erachten“, sagte der Parteivorsitzende Omid Nouripour am Montag in Berlin. Menschen, die man für mündig halte und stark in der Meinungsbildung, sollten die Chance bekommen, über ihre eigene Zukunft demokratisch abzustimmen. „Und dementsprechend ist und bleibt eine solche Reform richtig“, unterstrich Nouripour.

„Wo immer wir Mehrheiten dafür haben, treten wir dafür ein, 16- und 17-Jährige mit einzubeziehen“, sagte Generalsekretär Kevin Kühnert am Montag in Berlin. Es sollten keine Gruppen ausgeschlossen werden. „An unserem nicht zufriedenstellenden Zuspruch in dieser Altersgruppe sehen Sie ja auch, es handelt sich hier bei uns nicht um eine taktische Erwägung, sondern um eine grundsätzliche Überzeugung.“ Die SPD sei für Wahlalter 16 nicht, weil es dem eigenen Wahlergebnis unbedingt zuträglich sei, sondern weil es richtig sei. 

CDU-Chef Friedrich Merz sprach sich am Montag dagegen weiterhin gegen eine Senkung des Wahlalters bei der Bundestagswahl von 18 auf 16 Jahren aus. Nach dem im Grundgesetz festgeschriebenen Wahlalter von 18 Jahren seien Wahlalter und Volljährigkeit sowie das aktive und passive Wahlalter übereinstimmend, sagte Merz in Berlin nach Gremiensitzungen seiner Partei nach der Europawahl. Dabei „sollte es nach unserer Auffassung für Bundestagswahlen bleiben.“ (dpa, AFP)
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Felix Kiefer
Author Felix Kiefer

Grünen-Spitze ruft Koalition zur Zusammenarbeit auf: „Kann kein Weiter-so geben“

Die Co-Parteivorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, hat eine andere Gangart in der Regierungsarbeit angekündigt. „Es kann kein Weiter-so geben“, sagte Lang am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin. 

Omid Nouripour, Co-Vorsitzender der Grünen, sieht im schlechten Europawahl-Ergebnis für die Ampel einen Auftrag an die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP, Vertrauen zurückgewinnen zu müssen. „Wir müssen das Land vor Parteifragen stellen“.

Vor den anstehenden Verhandlungen zum Haushalt rief Nouripour dazu auf, Streit nicht mehr öffentlich auszutragen. „Wir haben Haushaltsverhandlungen vor uns, die nicht einfach sind“, sagte Nouripour. Man führe ernste Gespräche, allerdings nicht in der Öffentlichkeit. Die groben Differenzen seien mittlerweile hinreichend bekannt. 

Grünen-Spitzenkandidatin Terry Reintke kündigte auf der Pressekonferenz an, in Europa trotz des schlechten Wahlergebnisses mitgestalten zu wollen. „Wir wollen mitregieren“, sagte Reintke. Man sei bereit, Ursula von der Leyen zu einer demokratischen Mehrheit zu verhelfen. Dafür wolle man die Weiterführung des Green Deals und die Unterstützung von Rechtsstaatlichkeit in den Mittelpunkt stellen. „Wir machen keine Mehrheiten mit Rechtsextremen“, sagte Reintke. (fki)
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Christoph Zempel

Steinmeier ruft zum Schutz des vereinten Europas auf 

Nach den Erfolgen rechter Parteien bei der Europawahl hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Verteidigung eines weltoffenen und friedlichen Europas aufgerufen. „Vergessen wir nie, was Nationalismus und Hass in Europa angerichtet haben“, sagte er am Montag in Oradour-sur-Glane im Westen Frankreichs bei einem Gedenken für die Opfer eines SS-Massakers vor genau 80 Jahren. „Vergessen wir nie das Wunder der Versöhnung, das die Europäische Union erreicht hat. Schützen wir unser vereintes Europa! Und vergessen wir nie den Wert der Freiheit.“ (dpa)

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Christoph Zempel

Medwedew fordert Rücktritt von Scholz und Macron 

Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat mit Häme auf das Ergebnis der Europawahl reagiert und den Rücktritt von Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gefordert. Die Ergebnisse seien ein „Abbild Eurer inkompetenten Politik der Unterstützung der Bandera-Führung“ in der Ukraine „auf Kosten der eigenen Bevölkerung und Eurer idiotischen Wirtschafts- und Migrationspolitik“, schrieb Medwedew am Montag im sozialen Netzwerk X. Moskau nutzt den Namen immer wieder, um die politische Führung in Kiew als faschistisch zu diffamieren.

Für Scholz und Macron sei nun die Zeit zum Rücktritt, schrieb Medwedew anschließend. „Auf den Müllhaufen der Geschichte.“ Der 58-Jährige, der als Vizechef des nationalen Sicherheitsrats in Russland nach wie vor in einflussreicher Position sitzt, galt zu Zeiten seiner Präsidentschaft 2008 - 2012 als Hoffnungsträger für einen liberalen Wandel Russlands. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat er sich zu einem Hardliner in der Moskauer Politik entwickelt, der Kiew und dem Westen regelmäßig mit hetzerischen Aussagen in sozialen Netzwerken droht.

Im Gegensatz zu Medwedew hat der Kreml das Ergebnis zurückhaltender kommentiert. Noch seien die proeuropäischen und proukrainischen Kräfte an der Macht. Die rechten Parteien seien aber dabei, diese zu überholen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Russland werde die Entwicklung aufmerksam verfolgen. Dabei widersprach er Vorwürfen, sich in die europäische Politik einzumischen. Im Vorfeld der Wahlen hatte es Berichte über Geldzahlungen aus Russland an Politiker des rechten Spektrums gegeben. (dpa)

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Christoph Zempel

Merz sieht Sieg bei Europawahl als „Ansporn“ für Union 

CDU-Chef Friedrich Merz sieht nach dem Sieg der Union bei der Europawahl Rückenwind für die Auseinandersetzung mit der Ampel-Koalition in Berlin. Das Ergebnis sei für die Parteien der Bundesregierung „ein komplettes Desaster“, sagte er am Montag nach Sitzungen der CDU-Spitzengremien in Berlin. Die Grünen seien die großen Verlierer der Wahl. Die Union habe ein deutlich besseres Ergebnis als bei der Bundestagswahl 2021 erzielt. Mit 30 Prozent liege es „an der Untergrenze“ dessen, was er erwartet habe. Die CDU werde sich daher nicht zurücklehnen, sondern dies sei „ein Ansporn“ weiterzuarbeiten.

Merz wies besonders auf die anstehenden Landtagswahlkämpfe in Ostdeutschland hin. Dass die AfD bei der Europawahl im Osten stärkste Kraft geworden sei, sei eine große Herausforderung für alle Parteien. „Die AfD ist die Partei, die mittlerweile von der Ampel am meisten profitiert.“ Vor allem von der SPD gingen viele Wähler direkt zur AfD, weil sie unzufrieden seien. Die CDU nehme dies als Auftrag, sich besonders um Themen zu kümmern. (dpa)

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Christoph Zempel
Fidias Panagiotou spricht zu seinen Anhängern, nachdem er bei den Europawahlen gewählt wurde. 
Fidias Panagiotou spricht zu seinen Anhängern, nachdem er bei den Europawahlen gewählt wurde.    Bild: Philippos Christou/AP/dpa

„Nicht cool, Politiker zu sein“: Blogger stellt in Zypern Wahl auf den Kopf 

Ein 24 Jahre alter Blogger hat die Europawahl in Zypern auf den Kopf gestellt. Der zuvor in der Politik völlig unbekannte Fidias Panagiotou erhielt aus dem Stand 19,4 Prozent der Stimmen. Er lag damit nur wenige Prozentpunkte hinter den etablierten Parteien, der erstplatzierten konservativen Partei DISY (24,8 Prozent) und der kommunistischen AKEL (21,5 Prozent). Politischer Beobachter werten den Erfolg als Protest vieler unzufriedener Wähler.

So sieht das auch Fidias Panagiotou selbst: „Es ist nicht cool, zu sagen, dass ich ein Politiker bin, denn Politiker haben Zypern beschmutzt“, erklärte er am Sonntagabend nach der Wahl vor Journalisten. Seine Wahl müsse ein Alarmsignal an die etablierten Parteien sein, die „seit Jahren miteinander um die eigenen Interessen zanken und sich nicht um das Volk kümmern“. Er spielte damit auf die in Nikosia herrschende Vetternwirtschaft unter Politikern und innerhalb der Parteien an, die viele Zyprer kritisieren. Sein Ziel sei es nun, der beste EU-Abgeordnete zu werden, den es jemals im Straßburger Parlament gab.

Fidias Panagiotou hat keine Ausbildung abgeschlossen und nach eigenen Angaben bislang keine Ahnung von Politik; auch über das Europäische Parlament wisse er nichts, werde jetzt aber viel fragen, lesen und lernen. Bisher arbeitet er als Blogger und hat mit seinen - teils auch umstrittenen - Videos auf Tiktok und Youtube vor allem auf Zypern eine große Zahl von Followern. Dass er hartnäckig sein kann, wenn er an etwas glaubt oder etwas erreichen will, zeigt ein Video, in dem er dokumentiert, wie er monatelang versuchte, Unternehmer und Milliardär Elon Musk zu treffen und ihn in den Arm zu nehmen - was schließlich auch gelang. (dpa)

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Christoph Zempel

Von der Leyen will auf Sozialdemokraten und Liberale zugehen - auf die Grünen zunächst nicht

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Sozialdemokraten und Liberale nach dem Wahlsieg ihrer Parteienfamilie EVP bei der Europawahl zu einer Fortsetzung der bisherigen informellen Zusammenarbeit aufgefordert. „In diesen turbulenten Zeiten brauchen wir Stabilität, wir brauchen Verantwortlichkeit und wir brauchen Kontinuität“, sagte die deutsche CDU-Politikerin am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin. Man habe in den vergangenen fünf Jahren „gut und vertrauensvoll konstruktiv zusammengearbeitet“. Dies habe ein Fundament geschaffen, an das man nun anknüpfen könne.

Zu der Frage, warum sie zunächst keine Gespräche mit den europäischen Grünen führen werde, erklärte sie, die Gespräche mit den Sozialdemokraten und Liberalen seien der erste Schritt, auf den theoretisch weitere folgen könnten. CDU-Parteichef Friedrich Merz verwies allerdings darauf, dass das Mitte-Rechts-Bündnis EVP im neuen Europäischen Parlament schon gemeinsam mit den Sozialdemokraten und Liberalen auf eine komfortable Mehrheit von etwa 400 der 720 Stimmen kommt.

Zugleich schloss er wie von der Leyen auch eine Zusammenarbeit mit Parteien wie der Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni nicht aus. „Die Wahlverlierer haben uns keine Bedingungen zu diktieren, mit wem wir sprechen und mit wem wir nicht sprechen“, sagte er. Von der Leyen hatte zuvor gesagt: „Um Zeit zu sparen, spreche ich mit denen, mit denen ich jetzt gut und lange zusammengearbeitet habe, aber das lässt auch Türen offen.“

Zum anhaltenden Streit über den für 2035 geplanten Verbrenner-Ausstieg sagte von der Leyen, dass sie weiter auf Technologieoffenheit und Pragmatismus setzen wolle. Damit deutete sie an, dass es bald einen konkreten Vorschlag geben könnte, wie das bereits beschlossene Aus für Verbrennermotoren verhindert werden könnte. Dies fordert unter anderem die deutsche FDP als Voraussetzung für eine Unterstützung von der Leyens. Um vom Europäischen Parlament erneut zur Kommissionspräsidentin gewählt zu werden, braucht die frühere deutsche Verteidigungsministerin die Unterstützung anderer Parteienfamilien. (dpa)

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