
© IMAGO/Konstantin Mihalchevskiy
Russland hat fast 300.000 neue Reservisten: Analysten vermuten Vorbereitungen für neue Offensive und möglichen Konflikt mit Nato
Russischer Soldat beklagt in Video Lage seiner Einheit bei Pokrowsk + Drei Tote bei Angriff auf Saporischschja + Hochrangiger russischer General offenbar aus Dienst entlassen + Der Newsblog.
Stand:
Seit dem 24. Februar 2022 verteidigt sich die Ukraine gegen die Invasion Russlands. Aktuell rückt die russische Armee an zahlreichen Frontabschnitten vor allem im Osten der Ukraine vor. Die USA versuchen sich als Friedensvermittler. Mehr zur aktuellen Lage im Newsblog unten.
Hinweis: Angaben der Regierungen, Armeen und Bilder und Videos aus der Region lassen sich manchmal nicht endgültig verifizieren. Wir geben sie dennoch mit einem entsprechenden Hinweis wieder, um einen möglichst detaillierten Blick auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine zu vermitteln.
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ISW: Russland baut strategische Reserve auf und reduziert Verluste an der Front
Russland hat seit dem Sommer 2025 seine Verluste an der Front in der Ukraine deutlich reduziert und baut gleichzeitig eine strategische Reserve aus Vertragssoldaten auf. Das geht aus einer Analyse des Institute for the Study of War (ISW) hervor.
Die Zahl der monatlichen Verluste auf russischer Seite sank demnach von 32.000 bis 48.000 Soldaten zwischen Januar und Juli auf rund 29.000 im August. In der ersten Septemberhälfte waren es nur noch 13.000.
Gleichzeitig rekrutierte Moskau seit Jahresbeginn 292.000 neue Vertragssoldaten. Ein Teil von ihnen wurde in die neu aufgebaute Reserve überführt.
Die Analysten des ISW vermuten, dass Russland die Reserve für neue Offensiven gegen die Ukraine oder als Teil einer breiteren Vorbereitung auf einen möglichen Konflikt mit der NATO nutzen könnte. Dies entspreche der von Wladimir Putin verfolgten "Theorie des Sieges" – der Vorstellung, die Ukraine durch einen lang andauernden Abnutzungskrieg besiegen zu können. (Yulia Valova)

Außenminister Johann Wadephul ruft die Weltgemeinschaft angesichts der Russland zugeschriebenen Luftraumverletzungen in Estland und weiterer Provokationen auf, den Druck auf Moskau zu erhöhen. „Mit seinem rücksichtslosen Verhalten gefährdet Russland die regionale Sicherheit und den Weltfrieden“, sagte der CDU-Politiker in New York in einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zur Verletzung estnischen Luftraums. Es sei die gemeinsame Verantwortung der UN-Mitgliedstaaten, jene zur Rechenschaft zu ziehen, die Frieden und Sicherheit gefährdeten.
Es war der erste Auftritt von Wadephul als Minister bei den Vereinten Nationen. Von diesem Dienstag an wird er Deutschland bei der UN-Vollversammlung vertreten. Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat wegen der Haushaltswoche im Bundestag und anderer Termine in Deutschland entschieden, nicht nach New York zu reisen. (dpa)
Die Bundeswehr bereitet sich im Fall eines Kriegs zwischen der Nato und Russland auf die Versorgung von täglich bis zu Tausend Verwundeten vor. „Tausend am Tag ist so eine Größenordnung, über die wir realistisch reden“, sagte Generaloberstabsarzt Ralf Hoffmann in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview. Hintergrund sind Warnungen des Militärbündnisses, Moskau könne von 2029 an zu einem Angriff fähig sein. Russland weist derartige Pläne zurück. Die Verwundeten würden nach einer Erstversorgung an der Front zur weiteren Behandlung nach Deutschland gebracht. Dies solle überwiegend in zivilen Krankenhäusern geschehen. Dafür würden etwa 15.000 Krankenhausbetten benötigt, fügte Hoffmann hinzu. Dies sei ein Bruchteil der Gesamtkapazität von bis zu 440.000 Betten in Deutschland. (Reuters)
Deutschland und 48 weitere Staaten sehen „Eskalation“
Deutschland und 48 weitere Länder haben die von Estland gemeldete Verletzung seines Luftraums durch russische Kampfjets scharf verurteilt. In einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung warfen die Länder Russland eine „gefährliche Eskalation“ vor. Ähnliche Vorfälle in Polen und Rumänien ließen auf ein „Muster russischer Provokationen gegen seine Nachbarn“ schließen, das die ganze Region gefährde, hieß es in dem Text.
„Russlands rücksichtslose Handlungen stellen nicht nur einen Bruch des Völkerrechts dar, sondern auch eine destabilisierende Eskalation, die die gesamte Region näher an einen Konflikt bringt als zu jedem anderen Zeitpunkt in den letzten Jahren“, hieß es in der Erklärung weiter. Dies sei eine gezielte „Provokation“, während sich die internationale Gemeinschaft bemühe, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu beenden. Die Erklärung wurde von der EU und ihren Mitgliedsländern unterzeichnet sowie von den USA, Großbritannien, der Ukraine, der Türkei und weiteren Staaten. (dpa)
USA nach Luftraumverletzungen: Werden Nato verteidigen
Die Vereinigten Staaten haben angesichts russischer Luftraumverletzungen in Europa bekräftigt, das Nato-Gebiet vor Eindringlingen schützen zu wollen. „Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um zu wiederholen und zu betonen, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten jeden Zentimeter des Nato-Territoriums verteidigen werden“, sagte der neue US-Botschafter Michael Waltz bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.
Man erwarte von Russland, dass es nach Wegen zur Deeskalation suche und nicht eine Ausweitung des Konflikts riskiere, sagte Waltz weiter. Zudem müsse Russland direkt mit der Ukraine über ein Ende des Krieges verhandeln, forderte er. (dpa)

Knapp eine Woche vor der Parlamentswahl in der Ex-Sowjetrepublik Moldau haben Medienberichten zufolge Strafverfolgungsbehörden mehr als 250 Objekte durchsucht. Hintergrund sind den örtlichen Medien zufolge Ermittlungen zur Vorbereitung von Massenunruhen und der Destabilisierung des Staates. Russland solle dies mit Hilfe krimineller Gruppen koordinieren. Betroffen waren demnach mehr als 100 Personen an verschiedenen Orten im ganzen Land. Auch Gefängnisse seien durchsucht worden. (dpa)
Putin bietet Trump Verlängerung von New-Start-Vertrag an
Der russische Präsident Wladimir Putin bietet eine Verlängerung des letzten großen atomaren Abrüstungsvertrags mit den USA um ein Jahr an. Voraussetzung sei, dass US-Präsident Donald Trump dem ebenfalls zustimme, sagt Putin bei einer Sitzung des russischen Sicherheitsrates. Der sogenannte New-Start-Vertrag, der die Zahl der strategischen Atomsprengköpfe beider Länder begrenzt, läuft im Februar 2026 aus. (Reuters)
Russland weist estnischen Vorwurf der Luftraumverletzung zurück
Die Regierung in Moskau weist den Vorwurf Estlands zurück, wonach drei russische Kampfjets den Luftraum des Nato-Mitglieds für zwölf Minuten verletzt haben sollen. Die Regierung in Tallinn versuche, eine konfrontative Atmosphäre zu schaffen, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Moskau habe keine Beweise für die Anschuldigung erhalten. Russische Piloten hielten sich stets an das Völkerrecht, fügt er hinzu. (Reuters)
Russischer Soldat beklagt offenbar in Video dramatische Lage seiner Einheit und mangelnde Evakuierung
Ein russischer Soldat hat offenbar in einem Video die dramatische Lage seiner Einheit bei Pokrowsk dokumentiert. Er zeigt darin die Leichen gefallener Kameraden und kritisiert, dass die Armeeführung sie ohne Evakuierung zurückgelassen habe. Der ukrainische Telegram-Kanal der Luftlandetruppen (DShV) verbreitete die Aufnahmen. Die Echtheit des Videos konnte nicht überprüft werden.
Der Soldat, der nach eigenen Angaben aus Irkutsk stammt, berichtet, er sei der einzige Überlebende von über zwanzig Männern. Es gebe weder Verbindung zur Führung noch Hilfe vor Ort.
Mit eindringlichen Worten wendet sich der Mann an seine Landsleute: „Geht nicht hierher in den Krieg. Das ist nicht unser Krieg. Denkt an eure Familien... Wir fahren alle in schwarzen Säcken heim.“
Die ukrainischen Luftlandetruppen kommentieren, russische Soldaten würden trotz Versprechungen von Geld und Unterstützung in „Fleischangriffe“ ohne Technik und Hilfe geschickt. (Yulia Valova)
Russland will offenbar Parlamentswahlen in Moldau beeinflussen
Der Kreml plant offenbar, die Parlamentswahlen in Moldau am 28. September zu manipulieren. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat Moskau bereits im Frühjahr eine Strategie zur Destabilisierung der Wahl ausgearbeitet.
Das von Bloomberg ausgewertete Dokument beschreibt verschiedene Maßnahmen wie die Mobilisierung der Diaspora, Desinformationskampagnen in sozialen Netzwerken, den Einsatz kompromittierenden Materials gegen Beamte, Protestaktionen unter Beteiligung krimineller Gruppen.
Für die Einflussnahme stellt Russland laut Bloomberg Dutzende Millionen Euro bereit. Bei früheren Eingriffen sollen sich die Ausgaben auf rund 150 Millionen Euro belaufen haben – etwa ein Prozent des moldauischen Bruttoinlandsprodukts.
Die moldauischen Behörden gehen bereits gegen russische Einflussnahme vor. Im August deckten sie ein prorussisches Netzwerk auf, das mit der verbotenen prorussischen Sor-Partei in Verbindung stand. Zudem blockierten sie Hunderte Tiktok-Konten und beschlagnahmten Millionen moldauische Lei, die mutmaßlich für Stimmenkauf vorgesehen waren.
Präsidentin Maia Sandu warnt, der Kreml wolle Moldau sowohl als Druckmittel gegen die Ukraine als auch als Ausgangspunkt für hybride Angriffe auf die EU nutzen. Freie und transparente Wahlen seien daher entscheidend für die Sicherheit der gesamten Region. (Yulia Valova)


Ukraine: Drei Tote bei Angriff auf Saporischschja
Bei einem russischen Angriff auf die Stadt Saporischschja im Südosten der Ukraine sind Behördenangaben zufolge drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. „Der Morgen in Saporischschja hat mit Explosionen und Bränden begonnen“, teilt Gouverneur Iwan Fedorow mit.
Russland habe mindestens zehn Fliegerbomben eingesetzt. Bei dem Angriff seien unter anderem 15 Apartmenthäuser beschädigt worden. Auch aus den Regionen Sumy und Kiew werden Verletzte und Schäden gemeldet. Die ukrainische Luftwaffe teilt mit, sie habe in der Nacht 132 russische Drohnen abgeschossen. Es habe aber auch Treffer von neun Drohnen an sieben Orten gegeben. Eine russische Stellungnahme liegt zunächst nicht vor. (Reuters)
Russland: Drei Tote bei ukrainischem Drohnenangriff auf der Krim
Bei einem Drohnenangriff der Ukraine sind nach russischen Angaben mindestens drei Menschen auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim getötet worden. Der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, erklärte am Montag, die Ukraine habe den Ferienort Foros angegriffen und dabei das Gelände eines Sanatoriums und ein Schulgebäude beschädigt. Drei Menschen seien dabei getötet und 16 weitere verletzt worden.Tümmer einer abgeschossenen Drohne hätten zudem einen Brand in der Nähe der Küstenstadt Jalta verursacht, teilte Aksjonow im Onlinedienst Telegram mit. Das russische Verteidigungsministerium, das zunächst von zwei Toten gesprochen hatte, bezeichnete den ukrainischen Angriff als „Terrorangriff“. (AFP)
Russland und Ukraine greifen sich wieder mit Drohnen an
Selenskyj: Stehen vor wichtiger diplomatischer Woche
Estlands Vorwurf gegen Russland am Montag Thema im UN-Sicherheitsrat
Der EU- und Nato-Staat Estland hat wegen der Verletzung seines Luftraums durch russische Kampfjets eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen werde an diesem Montag (16.00 Uhr MESZ) über die Lage beraten, hieß es in einer Mitteilung des estnischen Außenministeriums.
Es sei das erste Mal, dass Estland eine Dringlichkeitssitzung des Gremiums beantragt habe, hieß es. Russland kann wegen seines Veto-Rechts im Sicherheitsrat allerdings jegliche Entschlüsse blockieren. Ohnehin bestreitet Moskau die Luftraumverletzung vom Freitag.
Auch der Nato-Rat wird sich auf Antrag Estlands zu Wochenbeginn mit dem Vorfall befassen. Artikel 4 des Nato-Vertrags sieht Beratungen unter den Nato-Mitgliedern für den Fall vor, dass ein Mitgliedstaat seine territoriale Integrität, Unabhängigkeit oder Sicherheit bedroht sieht. (dpa/AFP)
Hochrangiger russischer General offenbar entlassen
Der vor allem durch seine Rolle im Ukraine-Krieg bekannte Generaloberst Alexander Lapin (61) ist einem Bericht zufolge aus dem Militärdienst entlassen worden. Das berichtete die Nachrichtenagentur RBK unter Berufung auf eine mit dem Fall vertraute Quelle. Das Medium „Tatar-Inform“ schrieb ohne Angabe einer Quelle, dass Lapin Assistent des Republikchefs von Tatarstan, Rustam Minnichanow, werden soll.- showPaywall:
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