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Mahlagha Jaberi protestiert mit Outfit: Iranisches Model setzt in Cannes Zeichen gegen Exekutionen
Menschenrechtler sprechen von einer Hinrichtungswelle im Iran. Model Jaberi zeigte sich nun bei den Filmfestspielen mit einem ausdrucksstarken Kleid.
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Menschenrechtsorganisationen zufolge werden im Iran jährlich mehr Menschen hingerichtet als in jedem anderen Land der Welt – mit Ausnahme Chinas. Das iranische Model Mahlagha Jaberi hat nun bei den Filmfestspielen in Cannes mit einem denkwürdigen Outfit ein Zeichen gegen die Exekutionen in ihrem Heimatland gesetzt.
Zu der Premiere des Films „The Old Oak“ erschien sie mit einem Kleid, dessen Träger wie eine Schlinge um ihren Hals lagen. Auch die Textur des goldenen Bands erinnerte an einen Strick. Auf Instagram präsentierte Jaberi ihr Kleid mit den Worten „Stoppt Hinrichtungen im Iran“. Das Outfit widmete sie den Menschen ihres Heimatlandes.
Seit Wochen sprechen Menschenrechtler im Iran von einer Hinrichtungswelle. Nach Einschätzung der UN wurden dieses Jahr bereits mehr als 200 Menschen exekutiert. Nach einem Bericht stieg die Zahl der erfassten Hinrichtungen im Iran von 314 im Jahr 2021 auf 576 im Jahr 2022. Auch die Exekutionen zweier EU-Bürger hatten internationale Kritik ausgelöst.
Das iranische Regime tötet weiter die eigene Bevölkerung, um Angst zu verbreiten und seine Macht zu sichern.
Edgar Lamm, Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
Menschenrechtsaktivisten sehen in der steigenden Zahl der Hinrichtungen eine Maßnahme zur Einschüchterung der Gesellschaft nach dem Aufkommen der regierungskritischen Proteste im Herbst 2022. Die Proteste waren durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini im Gewahrsam der Sittenpolizei entfacht worden. Sie war festgenommen worden, weil sie angeblich gegen die strikte islamische Kopftuchvorschrift verstoßen hatte.
Sieben Männer wurden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bereits in Fällen in Zusammenhang mit den Protesten gehängt, sieben weiteren droht demnach das gleiche Schicksal.
Nach den jüngsten Hinrichtungen iranischer Bürger fordern Menschenrechtler die Bundesregierung auf, den Druck auf die Regierung im Iran zu erhöhen und diplomatische Beziehungen auf das Nötigste zu beschränken.
„Das iranische Regime tötet weiter die eigene Bevölkerung, um Angst zu verbreiten und seine Macht zu sichern“, erklärte der Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Edgar Lamm vergangene Woche in Frankfurt am Main.
Mit Blick auf den im Iran inhaftierten und zum Tod verurteilten Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd fordert die IGFM die Bundesregierung zudem auf, „jetzt die rote Linie aufzuzeigen und nicht erst nach der Hinrichtung von Sharmahd“. Sharmahd wurde laut IGFM im Juli 2020 in Dubai vom iranischen Geheimdienst entführt und in den Iran verschleppt. Ein Gericht verurteilte ihn wegen Korruption zum Tod. Das Urteil wurde inzwischen vom Obersten Gerichtshof bestätigt.
In der vergangenen Woche richtete das iranische Regime nach Angaben der IFGM die Iraner Majid Kazemi, Saleh Mirhashemi und Saeed Yaghoubi hin. Sie seien nach Protesten im November festgenommen und wegen „Kriegs gegen Gott“ angeklagt worden.
Als Beweise seien dem Gericht Geständnisse vorgelegt worden, die nach Ansicht der Menschenrechtler unter massiver Folter erzwungen worden waren. (dpa, AFP, KNA)
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