
© AFP/ANP/Piroschka Van De Wouw
Massaker von Darfur: Internationaler Strafgerichtshof spricht Ex-Milizenchef schuldig
Vor gut 20 Jahren schreckte die Welt auf angesichts von Massakern in Darfur im Sudan. Hunderttausende wurden getötet. Nun sprachen die internationalen Richter in Den Haag das erste Urteil.
Stand:
Gut 20 Jahre nach den Massakern in Darfur in Sudan ist ein Ex-Milizenchef vom Internationalen Strafgerichtshof schuldig gesprochen worden. Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman wurde von den Richtern in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in 31 Fällen verurteilt – darunter Mord, Vergewaltigungen und Folter. An der Schuld des Angeklagten „gibt es keinen Zweifel“, sagte die Vorsitzende Richterin Joanna Korner. Über das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.
Der auch als Ali Kuscheib bekannte Angeklagte war dem Gericht zufolge einer der wichtigsten Anführer der berüchtigten und von der Regierung unterstützten Dschandschawid-Miliz, die von 2003 bis 2006 für die Ermordung von etwa 300.000 Menschen in der Darfur-Region verantwortlich gemacht wird. Die Anklage beschrieb ihn als „gnadenlosen“ Befehlshaber.
Zahlreiche Zeugen
Es war das erste Urteil vor dem Gerichtshof zu den Verbrechen in Darfur. Der heute 75 oder 76 Jahre alte Abd-Al-Rahman – gekleidet in einem blauen Anzug – hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen und von einer Personenverwechslung gesprochen. Doch Zeugen hatten nach Ansicht der Richter seine Identität eindeutig bestätigt.
Er hatte sich im Sommer 2020 dem Gericht gestellt. Richterin Korner zitierte Aussagen von Zeugen, die detailliert die Massenmorde, Folter, Vergewaltigungen und Plünderungen geschildert hatten.
Vor gut 20 Jahren war der Bürgerkrieg im Süden Sudans ausgebrochen. Die Massaker in der südsudanesischen Provinz hatten international Entsetzen ausgelöst. 2005 hatte der UN-Sicherheitsrat das Weltstrafgericht mit der strafrechtlichen Verfolgung der mutmaßlichen Täter beauftragt. Doch bisher gab es nur diesen einzigen Prozess.
Die Anklage will auch dem – inzwischen gestürzten – Ex-Präsidenten, Omar al-Baschir, wegen Völkermord den Prozess machen. Doch bisher wurde er vom heutigen Militärregime nicht ausgeliefert.
Die Kämpfe waren 2023 erneut aufgeflammt. Die Vereinten Nationen sprechen von der schlimmsten humanitären Krise, die die Welt derzeit erlebt. Nach UN-Angaben sind bereits mehr als zwölf Millionen Menschen auf der Flucht. (dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: