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Massenmorde, Vergewaltigungen, Hinrichtungen: Ausmaß der Gräueltaten im sudanesischen Al-Faschir wird immer deutlicher
Berichte von Geflüchteten und Videoaufnahmen zeigen immer klarer, wie brutal die RSF-Miliz in Al-Faschir agiert, seit sie dort die Kontrolle übernommen hat. Die Handlungsaufrufe werden dringlicher.
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Das Ausmaß der Gräueltaten bei der Einnahme der sudanesischen Stadt Al-Faschir durch die RSF-Miliz wird laut den Vereinten Nationen immer deutlicher. Menschen, die aus der Stadt fliehen konnten, berichteten von willkürlichen Hinrichtungen, Massenmorden, Vergewaltigungen, Angriffen auf humanitäre Helfer, Plünderungen, Entführungen und Vertreibung, teilte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte am Freitag mit. Zudem zeigten Videos und Bilder schockierende Aufnahmen schwerer Verstöße gegen das Völkerrecht.
Auch sei in der Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Darfur die Telekommunikation unterbrochen und die Lage chaotisch. Vor mehr als einer Woche drangen die Milizionäre nach anderthalbjähriger Belagerung in Al-Faschir ein und vertrieben das Militär. Hunderttausende Menschen, die über Monate von Hilfe abgeschnitten waren, sind der Willkür und Gewalt der RSF ausgeliefert.
Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Serap Güler (CDU), forderte mehr internationale Aufmerksamkeit für die Opfer des Krieges im Sudan. „Wir müssen genauer hinschauen“, sagte sie dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Freitag) nach einer Reise in das nordostafrikanische Land. „Die beiden Konfliktparteien hatten zu lange das Gefühl, dass sie tun und lassen können, was sie wollen.“ Die sudanesische Armee und die paramilitärische RSF-Miliz müssten zu einem Waffenstillstand gedrängt werden.
Der eskalierte Machtkampf zwischen Armee und RSF hat seit 2023 zu einer der schlimmsten Hunger- und Vertreibungskrisen weltweit geführt, mit Zehntausenden Toten, über zwölf Millionen Menschen auf der Flucht und fast 25 Millionen Hungernden.
Laut dem UN-Menschenrechtsbüro könnten bei der Einnahme von Al-Faschir Hunderte Menschen umgekommen sein. Kranke und Verletzte seien in Krankenhäusern getötet, Frauen in Flüchtlingslagern vergewaltigt und Beschäftigte von Hilfsorganisationen sowie Freiwillige gezielt umgebracht worden.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, forderte eine unabhängige Untersuchung der Gräueltaten sowie Maßnahmen der Länder mit Einfluss auf den Sudan, um die Gewalt zu stoppen.
UN sowie Expertinnen und Experten werfen der internationalen Gemeinschaft seit Kriegsbeginn Untätigkeit vor und fordern mehr Geld für humanitäre Hilfe. So kritisierte die Konfliktforscherin Hager Ali vom vom Giga-Institut für Global- und Regionalstudien auch die Bundesregierung.
Da der Konflikt weder die nationale Sicherheit noch die Migration direkt tangiere, wende Deutschland den Blick ab, sagte sie dem epd. Und auch mit Kritik gegenüber dem wichtigen Handelspartner Vereinigte Arabische Emirate, die den Krieg mit Waffenlieferungen befeuerten, hielten sich Deutschland und die USA zurück. (epd)
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