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Symbolbild: Bei einer Beratung von Russlands Außenminister Sergei Lawrow und dem kubanischen Außenminister Parrilla kamen eine russische und eine kubanische Delegation in New York zusammen.

© SYMBOLBILD / Imago/Russian Foreign Ministry Press

Medienbericht über Geheimtreffen in Moskau: Europäische Diplomaten drohten Russland mit Abschuss von Kampfflugzeugen

Eine Reihe von Drohnensichtungen über Nato-Gebiet sorgt aktuell für Schlagzeilen. In Russlands Hauptstadt soll es dazu kürzlich ein Treffen russischer und europäischer Diplomaten gegeben haben.

Stand:

In Russlands Hauptstadt Moskau soll es jüngst zu einem Treffen europäischer Diplomaten mit hochrangigen russischen Kommandeuren gekommen sein. Das berichtete die US-Nachrichtenseite „Bloomberg“ am Donnerstag unter Berufung auf hochrangige Sicherheitsbeamte, die anonym bleiben wollen.

Demnach seien britische, französische und deutsche Gesandte an dem Treffen beteiligt gewesen, die den russischen Vertretern gegenüber ihre Besorgnis über die jüngsten Luftraumverletzungen dreier MiG-31-Kampfflugzeuge über Estland nahe Vaindloo vergangene Woche zum Ausdruck brachten. Dabei sollen die europäischen Diplomaten Moskau eine Warnung ausgesprochen haben, heißt es weiter. Demnach sei „die Nato bereit, auf weitere Verletzungen ihres Luftraums mit aller Härte zu reagieren, einschließlich des Abschusses russischer Flugzeuge“, berichtet „Bloomberg“ unter Berufung auf die Insider.

Russland geht davon aus, dass es sich bereits in einer Konfrontation mit den europäischen Nationen befindet.

Insider im „Bloomberg“-Bericht

Der Vorfall über Estland reiht sich ein in eine Serie teils noch ungeklärter Drohnensichtungen und Überflüge von russischen Kampfflugzeugen über Nato-Gebiete, die im September stattfanden. Offiziell dementiert der Kreml derartige Luftraumverletzungen bis jetzt.

Russland „bereits in einer Konfrontation“ mit Europa

Den Insiderquellen zufolge soll ein russischer Diplomat während der Gespräche gegenüber den europäischen Diplomaten erklärt haben, dass die jüngsten Überflüge „eine Reaktion auf ukrainische Angriffe auf die Krim“ gewesen seien, schreibt „Bloomberg“.

Moskau habe in dem Rahmen betont, dass „diese Angriffe ohne die Unterstützung der Nato nicht möglich gewesen wären“, heißt es weiter. Daraus folgend „geht Russland davon aus, dass es sich bereits in einer Konfrontation mit den europäischen Nationen befindet“, heißt es weiter.

Europäische Diplomaten warnen Moskau bei Geheimtreffen

„Bloombergs“ Insiderquellen zufolge haben sich die russischen Beteiligten während des Gesprächs ausführliche Notizen gemacht. Deshalb geht die europäische Delegation davon aus, dass sie „angewiesen worden waren, der Befehlskette einen detaillierten Bericht über die Haltung der Nato zu liefern“.

Ein deutscher Regierungsbeamter bestätigte „Bloomberg“ zwischenzeitlich, dass ein solches Treffen stattgefunden habe. Demnach „haben die Gesandten Moskau mitgeteilt, dass die Zwischenfälle eingestellt werden müssen“, schreibt das Medium. Regierungssprecher aus Großbritannien und Frankreich wollten sich zu den Berichten zunächst nicht äußern.

„Bloomberg“ sieht in dem Geheimtreffen einen Beleg dafür, dass Putin und der Kreml bereits vor den jüngsten Luftraumverletzungen über Territorien von Nato-Bündnisstaaten von der europäischen Seite eindringlich gewarnt wurden. Die Zusammenkunft unter Ausschluss der Öffentlichkeit gebe außerdem einen Einblick in das diplomatische Tauziehen beider Seiten und damit verbundene Risiken.

Lawrow: EU habe Russland „bereits echten Krieg erklärt“

Nach den Drohnensichtungen über mehreren dänischen Flughäfen hatte sich Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius in einer ähnlichen Weise geäußert. Am Rande der Konferenz ostdeutscher Ministerpräsidenten sprach er am Donnerstag von einer neuen Realität, „mit der wir umgehen müssen“, da man nun „hybrid mit Desinformationskampagnen und durch Drohneneindringen attackiert“ werde. „Wir sind nicht im Krieg, aber wir sind auch nicht mehr im kompletten Frieden.“

Die Nato und die EU wollen meinem Land, genau genommen, haben meinem Land bereits einen echten Krieg erklärt.

Sergej Lawrow, Außenminister Russland

Der russische Außenminister Sergej Lawrow ging am Donnerstag sogar noch einen Schritt weiter und deutete an, dass sich sein Land wegen der Ukraine bereits im „Krieg“ mit der Nato und der Europäischen Union befindet. Das berichtete die US-amerikanische Tageszeitung „Politico“ am Donnerstag. Laut einer Übersetzung der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass sagte Lawrow auf einer G20-Ministerkonferenz am Rande der UN-Generalversammlung in New York: „Die Nato und die Europäische Union wollen meinem Land, genau genommen, haben meinem Land bereits einen echten Krieg erklärt und beteiligen sich nun direkt daran.“

Am Samstag warf Lawrow westlichen Politikern schließlich Kriegstreiberei gegen Russland vor. Es gebe Politiker in der Nato und der EU, die einen Krieg gegen sein Land nicht nur als unausweichlich beschrieben, sondern „offen über Angriffsvorbereitungen auf unser Gebiet Kaliningrad und andere russische Territorien sprechen“, sagte der Außenminister in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung. Angesichts der zunehmenden Spannungen drohte er mit einer „entschlossenen Reaktion“ auf „jegliche Aggression“ gegen sein Land. In seiner Rede sagte Lawrow: „Russland wird beschuldigt, einen Angriff auf die Nato und die Länder der Europäischen Union beinahe zu planen“. Er betonte: „Russland hatte und hat niemals solche Absichten.“

Der Bundesregierung warf Lawrow in dem Zuge einen „militaristischen“ Kurs im Stile von Nazi-Deutschland vor. Demnach hätten die Entwicklungen in Deutschland „wahrscheinlich das gleiche Ziel, das Hitler verfolgt hatte“, sagte er. Hitler habe „ganz Europa unter seine Kontrolle bringen und der Sowjetunion eine strategische Niederlage zufügen wollen“, heute richteten sich die Ziele gegen Russland. Aktuell ließen sich in Deutschland „unverhohlene Zeichen einer Wiedergeburt des Nazismus“ beobachten.

Drohnenflüge und Luftraumverletzungen nehmen zu

Allein im September kam es über einigen europäischen Ländern und Nato-Bündnisstaaten zu diversen Luftraumverletzungen. In einigen Fällen sind die Akteure und der Hintergrund bislang noch ungeklärt. In anderen Fällen wurden die Vorfälle russischen Akteuren zugewiesen. So bestätigte Pistorius letzte Woche, dass es im Rahmen einer Nato-Übung in der Ostsee zu einem russischen Überflug der deutschen Fregatte „Hamburg“ gekommen sei. Am Donnerstag wurden Drohnen unbekannter Herkunft über Schleswig-Holstein gesichtet.

In Dänemark und Norwegen etwa herrscht seit Tagen Drohnenalarm. Die Hintergründe sind bislang noch nicht geklärt. Es wird allerdings seitens der dänischen Regierung nicht ausgeschlossen, dass Russland dafür verantwortlich ist. Am Wochenende waren an dänischen Militärstandorten erneut Drohnen unbekannter Herkunft gesichtet worden. Am Sonntag schickte die Bundeswehr schickte Unterstützungskräfte, die ein geplantes Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in der Hauptstadt Kopenhagen am 1. Oktober sowie die Konferenz der Europäischen Politischen Gemeinschaft am Folgetag sichern sollen.

Vor etwa zwei Wochen waren zahlreiche russische Drohnen in den Luftraum Polens eingedrungen. Bündnisstaaten der Nato hatten mehrere davon erfolgreich abgeschossen. Im Nachgang erklärte die Europäische Union, dass neun EU-Mitgliedstaaten und die Ukraine über Pläne für einen gemeinsamen Verteidigungswall gegen Drohnen verhandeln.

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