
© REUTERS/Piroschka Van De Wouw
Mit der F-16 bis tief nach Russland?: Niederlande erlaubt Ukraine den Kampfjet-Einsatz ohne Einschränkungen
Während andere Staaten auf die Reichweitenbeschränkung gelieferter Waffen bestehen, machen die Niederlande der Ukraine keine Auflagen mehr. Allerdings dürfte Kiew davon nicht viel haben.
Stand:
Anfang der Woche erlitt die Ukraine eigenen Angaben zufolge die schwersten russischen Luftangriffe seit Kriegsbeginn im Februar 2022. Die Tragik darin besteht aus der Sicht Kiews jedoch nicht allein in den Schäden, Toten und Verletzten – sondern auch darin, auf die russischen Bomber nicht vor dem Start feuern zu können. Weil der Westen nicht will, dass die Ukraine mit den gelieferten Waffen zu weit nach Russland schießt.
Andere Töne kommen nun aus den Niederlanden. Das Land gehört zur F-16-Koalition und hat der Ukraine die Kampfjets in unbekannter Zahl zur Verfügung gestellt. Besondere Auflagen abseits der Beachtung des Kriegsrechts sind damit nicht verbunden. Es bestehen keine Einschränkungen für den Einsatz und die Reichweite, sagt der Oberbefehlshaber der niederländischen Armee Onno Eichelsheim einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Portals „NOS“ zufolge.
Das Problem ist die russische Luftabwehr
Theoretisch kann ein ukrainischer Pilot in einer F-16 also bis nach Moskau fliegen, sofern der Jet aus den Niederlanden geliefert wurde. Praktisch allerdings besteht eine große Hürde in der russischen Luftabwehr, die als stark eingeschätzt wird.
Militärexperte Markus Reisner vom Österreichischen Bundesheer rechnete gegenüber dem „RND“ damit, dass die F-16 nur bis zu 40 Kilometer an die russische Grenze heranfliegen können, wenn sie nicht abgeschossen werden wollen.
Sie wollen wieder kämpfen
Aber könnte eine F-16 dann nicht aus den sicheren Grenzen innerhalb der Ukraine bis weit nach Russland schießen? Fakt ist: Mit der passenden Munition lässt sich eine Reichweite von mehr als 100 Kilometer erzielen.
Das reicht jedoch nicht mal annähernd, um zum Beispiel den russischen Militärflugplatz Olenja zu treffen. Von dort aus starteten Bomber Anfang der Woche ihre Attacke auf die Ukraine. Olenja liegt etwa 2000 Kilometer Luftlinie von Kiew entfernt. Davon abgesehen soll Russland inzwischen ohnehin 90 Prozent seiner Kampfflugzeuge außerhalb der 300-km-Reichweite von ATACMS-Raketen verlegt haben, berichtete das „Wall Street Journal“.
Die F-16 scheinen nicht die richtigen Waffen für den Fernkampf mit Russland zu sein. Darüber hinaus ist die Reichweitenbeschränkung der Waffen weiterhin eine politische und keine technische Frage.
Am Donnerstag rief der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba die Europäer dazu auf, Druck auf die USA und Großbritannien auszuüben, damit sie die Beschränkungen für den Einsatz der von ihnen gelieferten Waffen aufheben. Bisher ist dies der Ukraine lediglich in der Region Charkiw gestattet. (mit AFP)
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