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Putin während seiner Pressekonferenz am Donnerstagabend. Er schmeichelte Trump – lehnte eine schnelle Waffenruhe aber ab.

© IMAGO/SNA/IMAGO/Kristina Kormilitsyna

Moskau lehnt schnelle Waffenruhe ab: Putin demaskiert sich – doch Trump wird es nicht merken

Mit ihrer Zustimmung zu Trumps Plan für eine Feuerpause wollte die Ukraine Putins fehlenden Friedenswillen entlarven. Das ist ihr gelungen – nur nutzen wird es kaum.

Hannah Wagner
Ein Kommentar von Hannah Wagner

Stand:

Augenwischerei, Ablenkungsmanöver, Verzögerungstaktik: Es gibt einige Begriffe, die treffend beschreiben, was Wladimir Putin mit seiner Reaktion auf Donald Trumps Waffenruhe-Vorschlag bezwecken will. Frieden ist keiner davon.

Vordergründig lobte der Kremlchef zwar die Vermittlungsbemühungen des US-Präsidenten, als er sich am Donnerstagabend erstmals zu dem Plan einer 30-tägigen Feuerpause äußerte, dem Kiew bereits Anfang der Woche zugestimmt hat.

Er unterstütze die „Idee“ einer Waffenruhe, „grundsätzlich“ sei das der richtige Ansatz, beteuerte Putin. Doch dann kam das große Aber: Noch seien die Bedingungen dafür nicht vollständig gegeben.

Insbesondere die laufende russische Offensive im Grenzgebiet Kursk nannte der Kremlchef als Hindernis. Putin, der immer wieder Russlands vermeintlichen Friedenswillen betont, sagt nun, wo ein Waffenruhe-Plan auf dem Tisch liegt, sinngemäß: „Hm ja, interessante Idee, aber gerade passt’s nicht so gut.“

Putin mit dem belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko bei der gemeinsamen Pressekonferenz in Moskau. Der Kremlchef beteuert sein Interesse an Frieden – und nennt zugleich Bedingungen, die das unmöglich machen.

© IMAGO/SNA/IMAGO/Gavriil Grigorov

Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass der Kremlchef sich selbst verrät und zeigt, dass es eben nicht die Ukraine ist, die einem Frieden im Weg steht – sondern Russland. Doch dieses Mal ist es besonders offensichtlich. Und womöglich folgenreich.

Putin will Sicherheitsgarantien – für Russland

Nun könnte man sagen, dass jede Kriegspartei Bedingungen stellt, bevor sie sich auf ein Ende von Kämpfen einlässt. Das stimmt. Die ukrainische Seite tut es auch. Nur: Putins Forderungen sind völlig abwegig und eine existenzielle Bedrohung für Kiew.

So verlangt der russische Präsident Garantien dafür, dass die Ukraine während einer Feuerpause nicht mehr mit westlichen Waffen beliefert wird. Zudem sollen keine neuen Soldaten mobilisiert und ausgebildet werden dürfen – während die eigene Rüstungsindustrie weiter auf Hochtouren produzieren soll.

Es gibt da noch Nuancen...

Kremlchef Wladimir Putin zu seinen Vorbehalten gegen eine sofortige Feuerpause.

Dass ausgerechnet Aggressor Russland jetzt Sicherheitsgarantien einfordert, ist an Zynismus kaum zu überbieten: Als Selenskyj das vor zwei Wochen tat, schmiss Trump ihn noch hochkant aus dem Weißen Haus.

Selenskyj vor zwei Wochen bei seiner Abfahrt aus dem Weißen Haus. Als er Sicherheitsgarantien für sein Land forderte, ließ Trump ihn abblitzen.

© imago/MediaPunch/IMAGO/CNP / MediaPunch

Doch Putin weiß, dass er ein besseres Standing bei Trump hat als Selenskyj. Er wittert, dass er ihm einen Diktatfrieden zu seinen Bedingungen als Deal, als Kompromiss verkaufen kann. Deshalb spielt er auf Zeit.

Trump wird in Putins Falle tappen

Der Plan könnte aufgehen. Immerhin haben die Amerikaner in den vergangenen Wochen ein russisches Propagandanarrativ nach dem anderen übernommen.

Ein Beispiel: Putin behauptet fälschlicherweise, Selenskyj sei ein „illegitimer Präsident“ – nun fordert auch Trump Neuwahlen in der Ukraine. Ein anderes: Moskau verschleiert seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland als vermeintlichen Stellvertreterkrieg Russlands und der USA – der unerfahrene US-Außenminister Marco Rubio plappert es nach.

Die Ukraine hat sich unter anderem auf den 30-Tage-Plan eingelassen, um den Widerwillen der Russen bezüglich einer Feuerpause zu demaskieren. Das ist ihr gelungen, doch tragischerweise wird es ihr kaum helfen.

Denn Trump, der unbedingt – von Großmachtführer zu Großmachtführer – einen baldigen Deal mit Putin schließen will, wird wohl auch dieses Mal in die russische Falle tappen. Dafür spricht, dass sich beide Seiten nach einem Treffen Putins mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff am Freitag harmonisch und „vorsichtig optimistisch“ zeigten.

Wie schon in der Vergangenheit dürfte Trump Putins Bedingungen als legitim erachten und Selenskyj zu weiteren Zugeständnissen nötigen – ganz im Sinne des Kremls.

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