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Auch in Liverpool kam es zu Ausschreitungen von Rechtsextremisten.

© AFP/Peter Powell

Update

Nach tödlichem Messerangriff in Southport: Wieder schwere Krawalle von Rechten in Großbritannien – mehr als 90 Festnahmen

England kommt nicht zur Ruhe: In mehreren Städten attackieren Ultranationalisten die Polizei. Beamte werden verletzt, Autos brennen. Die Behörden rüsten sich für neue Ausschreitungen.

Stand:

Wieder gibt es Ausschreitungen in Großbritannien: Bei Krawalle von Ultranationalisten in mehreren britischen Städten hat die Polizei insgesamt mehr als 90 Menschen festgenommen. Die antimuslimischen Proteste dauern bereits seit Tagen an. Ursache sind vor allem Falschmeldungen in sozialen Medien über die Identität eines Messerangreifers, der am Montag bei der Gewaltat von Southport drei Mädchen erstochen und mehrere Kinder sowie zwei Erwachsene teilweise lebensgefährlich verletzt hatte.

Mehrere Beamte wurden nach Angaben der Polizei verletzt, Geschäfte geplündert und Autos angezündet. In Liverpool entstand demnach schwerer Brandschaden in einer Bibliothek, die als Hilfsstelle für ärmere Menschen dient. Randalierer versuchten, die Löscharbeiten zu verhindern. Die Merseyside Police nahm insgesamt 23 Menschen fest.

Falschnachrichten wegen Angriff in Southport

Der neue Premierminister Keir Starmer stellte sich hinter die Beamten. Die Einsatzkräfte hätten seine volle Unterstützung, um gegen Extremisten vorzugehen, die Polizisten attackieren und versuchten, Hass zu schüren. Das teilte sein Sprecher nach einem Treffen mit mehreren Kabinettsmitgliedern mit. Die Ausschreitungen gelten als erste Prüfung für den sozialdemokratischen Regierungschef, der seit einem Monat im Amt ist.

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In zahlreichen Städten organisierten Menschen antifaschistische Gegenkundgebungen. In Leeds zogen die Demonstranten etwa mit Rufen, wie „Nazi-Abschaum raus aus unseren Straßen“ durch die Stadt.

Das sind keine Proteste. Das ist Kriminalität und Chaos.

Kim McGuinness, Bürgermeisterin der Region North East

In der nordenglischen Stadt Rotherham griffen Vermummte ein Hotel an, in dem Asylbewerber untergebracht werden. „Holt sie raus“, riefen sie. Mehrere Fenster wurden eingeworfen und Polizisten mit Stühlen und Zaunlatten sowie Schaum aus einem Feuerlöscher attackiert. Mindestens ein Beamter wurde verletzt. Dem Sender Sky News zufolge drangen einige Menschen in das Gebäude ein. Unklar ist, ob dort derzeit Menschen wohnen.

In der nordwestenglischen Stadt Blackpool gab es Zusammenstöße zwischen Ultranationalisten und Gegendemonstranten. Dort sowie in Preston und Blackburn nahm die Lancashire Police nach eigenen Angaben 20 Menschen fest. Im westenglischen Bristol gab es 14 Festnahmen, in Kingston upon Hull in Nordostengland waren es 20. Die Behörden rüsteten sich für neue Ausschreitungen.

Die britische Regierung erklärte, der Polizei „alle erforderlichen Mittel“ zur Verfügung zu stellen. Das ganze Justizsystem sei bereit, „so schnell wie möglich Verurteilungen zu erlassen“, sagte Justizministerin Shabana Mahmood. Die für die Polizei zuständige Ministerin, Diana Johnson, sagte am Sonntag dem Sender BBC News, die Ausschreitungen würden „nicht toleriert“, stattdessen werde es „Strafen und Konsequenzen“ geben. Die Regierung werde alles tun, was nötig sei, um die Randalierer vor Gericht zu stellen.

Zu den Protesten hatte ein bekannter Rechtsradikaler aufgerufen. Kritiker werfen auch dem rechtspopulistischen Parlamentsabgeordneten Nigel Farage, der einst den Brexit maßgeblich vorantrieb, vor, sich an den Spekulationen über die Bluttat von Southport zu beteiligen und so die Unruhen zu schüren.

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Ultranationalisten behaupten, die Behörden verheimlichten die wahre Identität des Angreifers. Der Täter war nach Angaben der Polizei in ein Gebäude eingedrungen, wo ein Tanzunterricht für Kinder stattfand, bei dem zu Songs der US-Sängerin Taylor Swift geübt wurde.

In sozialen Medien waren Gerüchte gestreut worden, der Täter sei ein muslimischer Asylbewerber. Die Polizei betont, der tatverdächtige 17-Jährige sei in Großbritannien geboren worden. Seine Eltern stammen aus Ruanda.

Zuvor hatte am Wochenende war bei Protesten wegen der Gewaltat von Southport in der nordostenglischen Stadt Sunderland setzte ein Mob ein Gebäude neben einer Polizeistation in Brand, wie die BBC berichtete.

In anderen Berichten hieß es, die Wache selbst sei angezündet worden. Beamte wurden nahe einer Moschee mit Feuerlöschern, Steinen und Bierflaschen beworfen. Innenministerin Yvette Cooper kündigte an, kriminelle Angreifer würden einen Preis für die Gewalt zahlen. Zahlreiche Moscheen verstärkten ihre Sicherheitsmaßnahmen.

Ein Auto wurde angezündet, ein Taxi angegriffen. Zu der Kundgebung hatte ein bekannter Rechtsradikaler aufgerufen. Die Northumbria Police sprach von schwerer Gewalt gegen Beamte.

Acht Menschen seien festgenommen und drei Polizisten im Krankenhaus behandelt worden, hieß es in der Nacht zum Samstag von der Polizei. Die Beamten seien mit „schwerer und anhaltender Gewalt“ konfrontiert gewesen. Die Polizei sprach von „völlig inakzeptablen“ Szenen. „Unordnung, Gewalt und Schäden“ würden „nicht toleriert“.

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Die Bürgermeisterin der Region North East, Kim McGuinness von der Regierungspartei Labour, schrieb bei X: „Das sind keine Proteste. Das ist Kriminalität und Chaos. Ihr sprecht nicht für Sunderland.“

Auch in anderen Städten wurde mit rechten Kundgebungen am Wochenende gerechnet. Teilweise waren Gegenproteste geplant. Zahlreiche Moscheen verstärkten ihre Sicherheitsmaßnahmen.

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Bereits an den vergangenen Tagen hatte es in mehreren Städten Ausschreitungen gegeben, auch im Londoner Regierungsviertel. Allein in der britischen Hauptstadt wurden mehr als 110 Menschen festgenommen.

Premierminister Starmer hatte ein hartes Durchgreifen gegen Randalierer angekündigt. Er besuchte wiederholt Southport und sprach unter anderem mit Ärzten im Kinderkrankenhaus. Der Regierungssitz in der Downing Street wurde im Gedenken an die Opfer und alle Betroffenen pink angeleuchtet.

Auch Taylor Swift hatte sich entsetzt über die tödliche Attacke geäußert. „Der Schrecken des gestrigen Angriffs in Southport geht mir noch immer durch den Kopf und ich stehe völlig unter Schock“, schrieb die US-Sängerin in ihrer Instagram-Story.

„Das waren nur kleine Kinder bei einem Tanzkurs“, schrieb Swift weiter. „Ich weiß überhaupt nicht, wie ich diesen Familien jemals mein Mitgefühl aussprechen soll.“ (dpa, AFP)

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