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Hilfskonovois für Gaza.

© REUTERS/stringer

Nach Vermittlung der USA: Erste Hilfslieferungen am Freitag in Gaza erwartet

Die humanitäre Situation im Gazastreifen bleibt angespannt. Doch Ägypten, die USA und Israel einigten sich auf ein Abkommen, unter dem ab Freitag erste Hilfskonvois die Grenze passieren können.

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Knapp zwei Wochen nach Beginn des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel sollen offenbar am Freitag erste Hilfsgüter den abgeriegelten Gazastreifen erreichen. Am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Palästinensergebiet wurden dafür am Donnerstag durch israelische Luftangriffe verursachte Schäden beseitigt. Derweil setzte Israel seine Bombardierung der Hamas im Gazastreifen fort, in dem rund 2,4 Millionen Menschen unter laut WHO „katastrophalen“ Bedingungen leben.

Die beabsichtigte Öffnung von Rafah am Freitag, dem einzigen nicht von Israel kontrollierten Zugang zum Gazastreifen, wurde vom staatsnahen ägyptischen TV-Sender Al Kahera News gemeldet. „Wir hoffen, dass es morgen eine Überquerung gibt“, sagte auch der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Zugleich warnte er: „Aber aufgrund der Erfahrungen der letzten Tage sind wir zugleich besorgt, ob es geschehen wird.“

Seit Tagen warten laut Augenzeugen „150 Lastwagen in Rafah“, die Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollen. Die Hilfsgüter in den Lastwagen stammen aus Ägypten oder wurden von anderen Staaten zum nahegelegenen Flughafen in al-Arisch geflogen, der Hauptstadt der ägyptischen Provinz Nord-Sinai. Auf der anderen Seite der Grenze warteten derweil dutzende Palästinenser und hofften darauf, nach Ägypten zu gelangen.

Die Öffnung von Rafah war von US-Präsident Joe Biden und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi vereinbart worden. Zuvor hatte Israel, das den Gazastreifen seit dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober komplett abgeriegelt hat, auf Ersuchen Bidens den Lieferungen zugestimmt. Nach den Worten des US-Präsidenten sollen zunächst 20 Lastwagen in den Gazastreifen fahren dürfen.

Wir wollen so viele Lastwagen rüberschicken wie möglich“, sagte Biden auf dem Rückflug von seinem Israel-Besuch. Zugleich warnte er: „Wenn die Hamas die Lieferungen beschlagnahmt oder sie nicht durchlässt, dann wird es beendet.“

Biden wollte am Donnerstagabend (Ortszeit) eine Ansprache an die Nation zum Krieg im Nahen Osten und auch zur Lage in der Ukraine halten, die nachlassende Unterstützung wegen des Krieges in Nahost befürchtet. Der Präsident hatte bei seinem Israel-Besuch erklärt, er wolle den US-Kongress um ein „beispielloses Unterstützungspaket für die Verteidigung Israels“ bitten.

Die israelische Armee setzte unterdessen ihre Luftangriffe gegen die Hamas imGazastreifen fort. „Es ist seit drei Nächten hart, aber die letzte Nacht war die härteste“, sagte der Anwohner Umm Mohamed Abu Siada der Nachrichtenagentur AFP über die Bombardements in Gaza.

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bezeichnete die humanitäre Lage im Gazastreifen als „katastrophal“. Die Grünen-Politikerin brach am Donnerstag zu einem Besuch in die Region mit den Stationen Jordanien, Israel und Libanon auf, bei denen sie sich für Hilfslieferungen einsetzen will. „Unsere unverbrüchliche Solidarität gilt Israel im Kampf gegen die Hamas“, erklärte die Ministerin vor ihrer Abreise. Sie will sich vor Ort auch weiter um die Freilassung deutscher Hamas-Geiseln bemühen.

UN-Generalsekretär António Guterres reiste seinerseits nach Ägypten, wo er eine „sofortige humanitäre Waffenruhe“ und „schnellen und unbehinderten Zugang“ für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen forderte. Ebenfalls in Kairo kamen Ägyptens Präsident al-Sisi und der jordanische König Abdullah II. zusammen, deren Länder seit Jahrzehnten die wichtigsten Vermittler in Nahost sind. Sie forderten ein „unverzügliches“ Ende der Abriegelung des Gazastreifens und sprachen von einer „Kollektivbestrafung“ der dort lebenden Palästinenser.

Führende Vertreter arabischer Staaten machen Israel unter anderem für den Raketeneinschlag auf einem Krankenhausgelände in Gaza verantwortlich, ohne dafür Belege zu liefern. Israel weist dies zurück und nennt eine fehlgeleitete Rakete der Palästinensermiliz Islamischer Dschihad als Ursache und hat dafür eine Reihe Belege geliefert.

Auch die USA hat sich dieser Darstellung inzwischen angeschlossen.. Die israelische Armee bezweifelte auch die von den Hamas-Behörden im Gazastreifen genannte Zahl von 471 Todesopfern. Ein ranghoher Vertreter eines europäischen Geheimdienstes sagte am Mittwoch, es gebe „wahrscheinlich zwischen zehn und 50“ Tote. (AFP)

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