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Rauch steigt nach einem Bombardement der israelischen Armee im Gazastreifen auf, vom Süden Israels aus gesehen.

© dpa/Ohad Zwigenberg

Nach dem Vorstoß der USA: Kommt nun die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas?

Die Trump-Regierung hat einen neuen Plan für eine Feuerpause vorgelegt. Premier Netanjahu soll schon zugestimmt haben. Und die Islamisten? Vorerst gehen die Kämpfe weiter.

Stand:

Was passiert in Nahost? Während Israels Armee im Gazastreifen ihre Angriffe gegen die islamistische Hamas fortsetzt, hegen die USA weiter Hoffnung auf eine neue Waffenruhe. Israel hat einen neuen Vorschlag der US-Regierung nach Angaben des Weißen Hauses bereits angenommen, eine Antwort der Terrororganisation stand in der Nacht hingegen noch aus.

Gespräche mit allen Parteien liefen weiter, sagte die Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt. Derweil rief die israelische Armee die Zivilbevölkerung in mehreren Gebieten im Norden des Gazastreifens zur sofortigen Evakuierung auf.

Hamas soll noch Vorhalte gegen Waffenruhe haben

„Terroristische Organisationen führen Sabotageaktivitäten in den Gebieten durch und daher wird die Armee ihre Offensivaktivitäten dort ausweiten, um die Fähigkeiten der terroristischen Organisationen zu zerstören“, schrieb ein israelischer Militärsprecher in der Nacht auf X. Die Gebiete seien nun „gefährliche Kampfzonen“. An Israels Vorgehen gibt es im In- und Ausland massive Kritik.

Auch im Libanon griff die Armee am Abend nach eigenen Angaben militärische Anlagen der mit der Hamas verbündeten Hisbollah an. Israel behält sich trotz der seit Ende November geltenden Waffenruhe vor, weiter Stellungen der Miliz in dem nördlichen Nachbarland anzugreifen.

Ob es auch im Gazastreifen zu einer neuen Feuerpause kommt, bleibt indes abzuwarten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe den Familien der Geiseln gesagt, dass er dem neuen Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff für eine zeitlich befristete Waffenruhe grundsätzlich zustimme, hieß es in israelischen Medienberichten.

Offenbar Feuerpause für 60 Tage geplant

Die Hamas neige dazu, den Deal anzunehmen, aber „mit einigen Vorbehalten“, berichtete die „Times of Israel“ unter Berufung auf zwei nicht genannte Quellen. Demnach dürften die Verhandlungen voraussichtlich noch mindestens mehrere Tage andauern.

Israelischen Medienberichten zufolge sieht Witkoffs neuer Vorschlag eine 60-tägige Waffenruhe vor. Des Weiteren sollten zehn im Gazastreifen festgehaltene Geiseln in zwei Schritten binnen einer Woche freigelassen werden. Zudem sollten die Leichen von 18 Verschleppten übergeben werden, hieß es in mehreren Berichten.

Im Gegenzug sollten 125 Palästinenser freikommen, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren, sowie 1.111 Bewohner Gazas, die seit dem Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober 2023 festgenommen worden waren. Außerdem sollten die Leichen von 180 Palästinensern übergeben werden.

Hamas verweist auf „Interessen des palästinensischen Volkes “

Die Hamas hatte bestätigt, den US-Vorschlag von den Vermittlern erhalten zu haben. In einer Mitteilung erklärte die palästinensische Terrororganisation zudem, den Vorschlag „verantwortungsbewusst“ prüfen zu wollen. Jede Antwort werde auf den „Interessen des palästinensischen Volkes basieren“.

Palästinenser sammeln Habseligkeiten aus einer Schule, die als Unterkunft für Vertriebene diente und am Dienstag zweimal von der israelischen Armee angegriffen wurde, wobei mehrere Menschen getötet wurden.

© dpa/Abdel Kareem Hana

Ihres Wissens nach habe die Hamas dem Plan bisher noch nicht zugestimmt, sagte Trumps Sprecherin Leavitt. Details zu dem aktuellen Vorschlag nannte sie nicht. Die USA hofften aber, dass es eine Waffenruhe geben werde. Sollte es zu einer Einigung kommen, werde das Weiße Haus dies mitteilen, sagte Leavitt. 

Israel vermutet 20 lebende Geiseln in Gaza

Den israelischen Berichten zufolge sollen während der zweimonatigen Waffenruhe Gespräche über ein Ende des Kriegs geführt werden. Im Falle einer Einigung zwischen Israel und der Hamas sollten die restlichen Geiseln und die sterblichen Überreste anderer Verschleppter übergeben werden.

Vertriebene Palästinenser verlassen mit ihren Habseligkeiten den östlichen Teil von Chan Junis im südlichen Gazastreifen.

© dpa/Abed Rahim Khatib

Nach israelischen Angaben befinden sich derzeit noch mindestens 20 lebende Geiseln in Gaza. Bei drei weiteren Entführten ist unklar, ob sie noch am Leben sind. Zudem werden die sterblichen Überreste von 35 Verschleppten in dem abgeriegelten Gebiet mit unzähligen unterirdischen Tunnelanlagen vermutet.

Die Hamas hatte eine zeitlich befristete Waffenruhe zuletzt abgelehnt. Sie fordert den Abzug der israelischen Truppen aus Gaza und ein dauerhaftes Ende des Krieges. Der US-Sondergesandte Witkoff hatte sich jedoch am Mittwoch im Weißen Haus optimistisch über die Chancen auf eine mögliche Waffenruhe und eine längerfristige friedliche Lösung des Konflikts geäußert. 

Vor knapp zwei Wochen startete es eine neue Großoffensive. Seither wurden täglich Dutzende Tote gemeldet. Erklärtes Ziel Israels ist es, die Hamas vollends zu zerschlagen sowie die letzten von Extremisten festgehaltenen Geiseln freizubekommen.

Die Notlage der rund zwei Millionen Menschen in dem dicht besiedelten Küstenstreifen hat sich drastisch verschärft. Die humanitäre Lage sei „so düster wie nie zuvor“, konstatierte das UN-Nothilfebüro. (dpa)

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