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Ein ukrainischer Soldat feuert auf eine russische Stellung.

© Reuters/Thomas Peter

Nato-Chef verteidigt Kursk-Offensive der Ukraine: „Russische Soldaten und Stützpunkte sind nach internationalem Recht legitime Ziele“

Stoltenberg sagt, der Vorstoß auf Kursk sei nicht abgesprochen gewesen. Kiew hätte aber das Recht, auch in Russland anzugreifen. Die Ukraine will den USA offenbar potenzielle Ziele nennen.

Stand:

Im Verteidigungskampf gegen die russische Invasion hat die Ukraine zuletzt die Angriffe auf russische Regionen massiv erhöht, um dort den militärischen Nachschub zu zerstören. Der Generalsekretär der Nato, Jens Stoltenberg, hat nun erstmals den ukrainischen Vorstoß in der russischen Grenzregion Kursk als gerechtfertigt bezeichnet.

„Russland führt seit mehr als 900 Tagen einen grundlosen Aggressionskrieg gegen die Ukraine, und hat seitdem zahlreiche Angriffe von der Region Kursk aus über die Grenze gegen die Ukraine durchgeführt. Die russischen Soldaten, Panzer und Stützpunkte sind nach internationalem Recht legitime Ziele“, sagte Stoltenberg der „Welt am Sonntag“.

Es ist die Entscheidung der Ukraine, wie sie sich verteidigt.

Jens Stoltenberg, Generalsekretär der Nato

Die Ukraine habe das Recht, sich zu verteidigen. „Und gemäß dem internationalen Recht hört dieses Recht an der Grenze (zu Russland) nicht auf“, fuhr Stoltenberg fort. Zudem habe der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deutlich gemacht, dass der Vorstoß in Kursk dazu diene, eine Pufferzone zu errichten, um Russland von weiteren Angriffen über die Grenze abzuhalten.

Zwar beinhalte die Kursk-Offensive, wie alle anderen militärischen Einsätze auch, Risiken. „Aber es ist die Entscheidung der Ukraine, wie sie sich verteidigt“, sagte Stoltenberg. „Die Ukraine hat ihre Planung für Kursk nicht vorher mit der Nato abgesprochen, und die Nato spielte dabei keine Rolle.“ Es war die erste Reaktion Stoltenbergs zu dem Vorstoß der ukrainischen Truppen in der russischen Grenzregion.

Zur Abwehr des ukrainischen Angriffs auf das russische Gebiet Kursk baut Russland dort nach britischen Angaben einen Freiwilligenverband auf. Den rekrutierten Soldaten werde versprochen, dass sie im Rahmen eines Halbjahresvertrags nur im Gebiet Kursk eingesetzt würden, teilte das britische Verteidigungsministerium am Freitag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. Es handele sich um eine sogenannte Bars-Truppe für die Kampfreserve.

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Nach britischer Einschätzung gibt es insgesamt mehr als 30 solcher Bars-Einheiten. „Es handelt sich dabei überwiegend um leichte Infanterie, denen es an Artillerien und gepanzerten Fahrzeugen mangelt“, hieß es. Nach Ansicht von Experten könnte die Aufstellung darauf hinweisen, dass die Russen möglichst wenige ihrer regulären Truppen aus der Ukraine abziehen wollen, um den Angriff zu parieren.

Stoltenberg lobte in dem Interview Deutschlands Rolle bei der militärischen Unterstützung der Ukraine: „Ich begrüße Deutschlands klares Bekenntnis, der größte militärische Geber in Europa und zugleich der zweitgrößte militärische Geber in der Welt für die Ukraine zu bleiben.“

Aber damit sich die Ukraine weiter verteidigen und am Ende durchsetzen könne, ist dem Nato-Chef zufolge mehr Unterstützung seitens der Alliierten notwendig. „Dies ist lebenswichtig, damit die Ukraine die russische Invasion abwehren kann“, sagte Stoltenberg. 

Die Ukraine fordert angesichts der Zerstörungen durch die Angriffe der Armee Wladimir Putins zudem seit langem die Freigabe weitreichender westlicher Waffen gegen Ziele in Russland

Nach dem Angriff in Charkiw, bei dem sieben Menschen getötet worden waren, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj der Agentur dpa zufolge in einer Nachricht auf Telegram: „Ein Schlag, den es nicht gegeben hätte, wenn unsere Verteidigungskräfte die Möglichkeit hätten, russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind.“

Sein Stabschef Andrij Jermak und Verteidigungsminister Rustem Umjerow führten deshalb am Freitag (Ortszeit) Gespräche in den USA. Umerow sagte nach einem Treffen mit Verteidigungsminister Lloyd Austin im Pentagon, dass die USA die Argumente der Ukrainer analysierten und er hoffe, gehört worden zu sein.

Austin sagte nach dem Treffen aber vor allem, dass die Flugabwehr der Ukraine gestärkt werden solle. Dafür wollten sich die Vereinigten Staaten beim nächsten Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein kommende Woche starkmachen.

Der Fernsehsender CNN hatte vorab berichtet, die ukrainische Seite wolle der US-Regierung auch eine Liste von potenziellen Zielen in Russland vorlegen. Mit Treffern auf russische Befehlsstellen, Flugplätze, Munitionslager und Kasernen könnte die Ukraine viele Attacken schon im Ansatz abwehren. Bislang beschränken die USA den Einsatz ihrer Waffen gegen Russland auf die Abwehr der russischen Offensive gegen Charkiw. 

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