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Nach dem Eindringen russischer Drohnen in den Luftraum der Nato will die Nato die Schutzmaßnahmen an der Ostflanke noch einmal verbessern. (Archivbild)

© Kay Nietfeld/dpa

Update

Zusätzliche Überwachungs- und Flugabwehrkapazitäten: Nato reagiert auf russische Luftraumverletzungen

Die Nato startet nach den mutmaßlich vorsätzlichen Luftraumverletzungen durch Russland eine neue Initiative zum Schutz der Ostflanke. Auch Deutschland ist beteiligt.

Stand:

Die Nato startet nach den mutmaßlich vorsätzlichen Luftraumverletzungen durch Russland eine neue Militäroperation zum Schutz der Ostflanke. Das teilte Generalsekretär Mark Rutte in einer Pressekonferenz mit dem Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, Alexus Grynkewich, mit.

„Die Nato startet den Einsatz Eastern Sentry (Ost-Wächter), um unsere Verteidigungsposition entlang unserer Ostflanke weiter zu stärken“, sagte Rutte am Freitag in Brüssel. Der Militäreinsatz werde „eine Reihe von Ressourcen“ aus Ländern wie Deutschland, Dänemark, Frankreich und Großbritannien umfassen, fügte er hinzu – darunter unter anderem zusätzliche Überwachungs- und Flugabwehrkapazitäten.

Generalinspekteur sichert Nato-Partnern Unterstützung zu

Die Bundeswehr stellt künftig vier statt nur zwei Kampfjets vom Typ Eurofighter bereit, um sich an bewaffneten Schutzflügen über Polen zu beteiligen. Sie sind auf dem Fliegerhorst in Rostock-Laage stationiert und sollen mindestens bis Jahresende für Luftverteidigungseinsätze im polnischen Luftraum bereitstehen. Frankreich will drei Rafale-Kampfjets für die Überwachung des Luftraums an der Ostflanke zur Verfügung stellen, Dänemark zwei F-16 und eine Fregatte.

Unser Beitrag zur Verteidigung der Nato-Ostflanke ist verlässlich – wir sind bereit, jeden Zentimeter des Bündnisgebiets zu schützen.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, bekräftigte die Entschlossenheit Deutschlands zum Schutz der Nato-Partner im Osten. „Die jüngste Verletzung des polnischen Luftraums durch Russland hat wieder gezeigt, wie wichtig unser Engagement ist. Unser Beitrag zur Verteidigung der Nato-Ostflanke ist verlässlich – wir sind bereit, jeden Zentimeter des Bündnisgebiets zu schützen“, sagte Breuer der dpa bei einem Besuch der in Litauen laufenden Militärübung Quadriga 2025.

Der Nato-Generalsekretär Mark Rutte und der Kommandeur des US-Europakommandos und Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte in Europa (SACEUR) Alexus G. Grynkewich halten am 12. September 2025 eine gemeinsame Pressekonferenz im Nato-Hauptquartier in Brüssel ab.

© IMAGO/Anadolu Agency/Dursun Aydemir

Die am Freitag gestartete Operation werde flexibel sein und die gesamte Ostflanke abdecken – vom hohen Norden bis zum Schwarzen Meer und zum Mittelmeer, erklärte Grynkewich. Man orientiere sich dabei am erfolgreichen Modell von Baltic Sentry, einem Einsatz zum Schutz der kritischen Unterwasserinfrastruktur in der Ostsee.

Polens Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz dankte dem Verteidigungsbündnis für die schnelle Reaktion. „Dies ist Ausdruck der Verantwortung für die Sicherheit der gesamten Ostflanke des Bündnisses. Es handelt sich um aktive Abschreckung und Verteidigungsbereitschaft dort, wo dies erforderlich ist“, schrieb er auf X.

Russische Provokation oder Test?

Zu der Nato-Luftraumverletzung war es am Mittwoch zeitgleich mit einem russischen Angriff auf die Ukraine gekommen. Analysen der Armee hätten ergeben, dass es in der Nacht auf Mittwoch möglicherweise zu 21 Verletzungen des Luftraums über dem EU- und Nato-Land gekommen sei, sagte Verteidigungsminister Kosiniak-Kamysz am Freitag.

Bislang hatte Polens Führung die Zahl mit 19 angegeben. Kosiniak-Kamysz betonte, die Zahl der Luftraumverletzungen sei nicht gleichbedeutend mit der Zahl der Drohnen. Nach EU-Angaben wurden mehrere Flugobjekte als Drohnen vom iranischen Bautyp Shahed identifiziert, wie sie von der russischen Armee eingesetzt werden. Mehrere von ihnen wurden abgeschossen.

Ein Teil einer Drohne ist im Dorf Mniszkow in Zentralpolen zu sehen.

© imago/Eastnews/Anita Walczewska

Das russische Militär hat das Eindringen der Drohnen nach Polen nicht direkt dementiert, bestreitet aber eine Absicht oder gar einen Angriff auf das EU- und Nato-Land. Nach Angaben von westlichen Politikern gibt es Hinweise darauf, dass die Luftraumverletzung kein Versehen war. Unklar ist bislang allerdings, ob die Drohnen auf die Zerstörung von Zielen auf Nato-Territorium programmiert waren oder möglicherweise nur als Provokation oder Test der Nato-Flugabwehr gedacht waren.

Der Einschätzung von US-Präsident Donald Trump, wonach das massive Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum möglicherweise auf einem Fehler beruhen könnte, hatte Polen zuletzt vehement widersprochen. „Wir würden uns auch wünschen, dass der Drohnenangriff auf Polen ein Fehler war. War er aber nicht. Und wir wissen das“, schrieb Regierungschef Donald Tusk auf X.

Bei einer Pressekonferenz fügte er hinzu, Polens Geheimdienste und Militär hätten ausreichend Informationen dazu, wer verantwortlich sei. Man kenne die Urheber, den Startort der Drohnen und die Absicht hinter der Aktion.

Nato-Generalsekretär Rutte wollte sich bei dem Thema am Freitagabend nicht festlegen. Er sagte, man gewinne jeden Tag neue Erkenntnisse und die Bewertung laufe noch. Ob die Luftraumverletzungen absichtlich erfolgt seien oder nicht, spiele aber auch nur eine begrenzte Rolle. „Russische Drohnen haben Nato-Luftraum verletzt, das ist das Entscheidende“, sagte er und nannte dies inakzeptabel.

An dem Abwehreinsatz gegen die Luftraumverletzung am Mittwoch waren nach Nato-Angaben neben polnischen F-16-Kampfjets auch niederländische F-35, italienische Flugzeuge sowie deutsche Patriot-Flugabwehrsysteme beteiligt. Zudem wurden auch ein Awacs-Spezialflugzeug der Nato zur Luftraumüberwachung sowie militärische Tank- und Transportflugzeuge. (dpa/AFP)

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