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Explosion in Gaza-Stadt

© dpa/Mohammed Talatene

Update

Heftigster Beschuss seit Jahren: Israel greift mehrere Ziele im Libanon und Gazastreifen an

Dutzende Raketen wurden aus dem Libanon in Richtung Israel abgefeuert. Israelische Truppen machen die Hamas für die Angriffe verantwortlich und reagieren umgehend.

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Als Reaktion auf den schweren Raketenbeschuss vom Vortag hat Israel in der Nacht zum Freitag Ziele im Libanon sowie im Gazastreifen angegriffen. Die Armee nahm eigenen Angaben zufolge im Nachbarland die „terroristische Infrastruktur“ der Hamas zum Ziel.

Israels Militär macht die militanten Palästinenser dafür verantwortlich, dass am Donnerstag dutzende Raketen aus dem Nachbarland auf Israel abgefeuert wurden.

Im Südlibanon berichteten Anwohner in der Umgebung des palästinensischen Flüchtlingslagers Raschidijeh bei Tyros von drei lauten Explosionen. Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, der Angriff habe ein kleines Gebäude auf einem Acker in der Nähe des Gebietes getroffen, von wo aus die Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Nach Angaben der libanesischen Zivilverteidigung gab es keine Verletzten.

Einige Häuser seien bei den Angriffen nahe der Stadt Tyros beschädigt worden, berichteten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur. Die Explosionen in den frühen Morgenstunden lösten demnach bei Anwohnern Panik aus.

Israels Armee wolle „der Terrororganisation Hamas nicht erlauben, vom Libanon aus zu operieren“. Der libanesische Staat trage die Verantwortung für jeglichen Beschuss, der von seinem Gebiet ausgehe, sagte das Militär in einer Erklärung.

„Der Libanon lehnt jede militärische Eskalation, die von seinem Land ausgeht, sowie die Nutzung libanesischen Territoriums zur Durchführung von Operationen, die die bestehende Stabilität gefährden kann, vehement ab“, betonte Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati.

Der Libanon ist seit Monaten ohne Präsident und die geschäftsführende Regierung Mikatis nur eingeschränkt handlungsfähig. Das Land leidet zudem auch unter einer schweren Wirtschaftskrise.

Angriffe auf Gaza

Am Donnerstagnachmittag waren laut Israels Armee mindestens 36 Raketen aus dem Libanon auf israelisches Gebiet gefeuert worden - so viele wie seit 2006 nicht mehr.

Im Libanon leben UN-Schätzungen zufolge mehr als 400.000 palästinensische Flüchtlinge verteilt auf zwölf Camps. Die im Gazastreifen herrschende Hamas hat in den Flüchtlingslagern großen Einfluss. Sie unterhält zudem enge Verbindung mit der im Libanon mächtigen Schiitenmiliz Hisbollah.

Die mit dem Iran verbündete Organisation, die in Israel einen Erzfeind sieht, reagierte bislang nicht auf die israelischen Bombardements.

Unruhen am Tempelberg

In der Nacht und am Morgen flog Israels Armee auch Angriffe auf den Gazastreifen. Israelische Kampfjets bombardierten laut Armee unter anderem Waffenfabriken sowie Angriffstunnel der islamistischen Hamas. Das Militär geht davon aus, dass die Hamas oder die im Gazastreifen ebenfalls aktive militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad verantwortlich sind für die Raketenangriffe aus dem Nachbarland.

In einigen israelischen Orten im Süden gab es in der Nacht und am Morgen mehrfach Raketenalarm. Nach Angaben der Armee wurden mehr als 40 Geschosse in der Nacht aus dem Gazastreifen auf Südisrael abgefeuert. Anwohner der Region wurden dazu angehalten, in der Nähe von Luftschutzbunkern zu bleiben.Zwei israelische Frauen gestorben

Einem Rettungsdienst zufolge wurden am Freitag zwei israelische Frauen getötet.. Israels Armee sprach davon, dass die Frauen in einem Auto beschossen worden seien. Soldaten durchkämmten das Gebiet auf der Suche nach Tätern. Die Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren seien in einem Auto unterwegs gewesen und hätten - womöglich wegen eines Schussangriffs - einen Unfall gehabt, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit. Eine weitere Frau sei lebensgefährlich verletzt worden.

Der jüngsten Eskalation vorausgegangen waren Zusammenstöße der israelischen Polizei mit Palästinensern auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem.

Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Er ist jedoch auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Auf dem Gelände um die Moschee kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konfrontationen.

Weil dieser Tage Ramadan, das jüdische Pessach-Fest sowie Ostern gleichzeitig stattfinden, zieht es deutlich mehr Gläubige als sonst in die Jerusalemer Altstadt. Am dritten Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan wurden auch erneut Tausende Muslime für das Freitagsgebet auf dem Tempelberg erwartet. (dpa/Reuters)

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