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Sachar Prilepin – hier Anfang 2017 – ist ein Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

© AFP/Natalia Kolesnikova

Update

Offenbar Attentat auf Putin-Unterstützer: Russischer Autor Prilepin nach Auto-Explosion aus Koma erwacht

Prilepin gilt als starker Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Der Anschlag wurde nach Behördenangaben mit einer Panzermine ausgeführt.

| Update:

Der bei einem Anschlag schwer verletzte russische Schriftsteller Sachar Prilepin ist nach offiziellen Angaben aus dem künstlichen Koma erwacht. „Er ist bei Bewusstsein, nach Worten der Ärzte ist sein Zustand stabil, die Stimmung munter“, schrieb der Gouverneur der Region Nischni Nowgorod, Gleb Nikitin, am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal.

Prilepin gilt als starker Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Er hat schon vorher im ukrainischen Donbass-Gebiet auf Seiten der moskautreuen Separatisten gekämpft. Sich selbst bezeichnete er einmal als Imperialisten.

Am Samstag wurde der 47-Jährige bei der Explosion eines Sprengsatzes an seinem Wagen im Gebiet Nischni Nowgorod schwer verletzt, sein Fahrer kam dabei ums Leben. Behördenangaben nach wurde der Anschlag mit einer Panzermine ausgeführt.

Wenige Stunden nach dem Vorfall, der sich unweit der Stadt Bor ereignete, wurde laut Innenministerium ein 1993 geborener Mann festgenommen, der bereits vorbestraft sein soll. Es seien Ermittlungen wegen eines mutmaßlichen Terroranschlags eingeleitet worden, hieß es. Die russische Führung macht für den Anschlag Kiew und westliche Staaten verantwortlich.

„Die Tatsache ist wahr geworden: Washington und die Nato haben eine weitere internationale Terrorzelle genährt – das Kiewer Regime“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa. Für den Anschlag trügen die USA und Großbritannien die „direkte Verantwortung“, erklärte Sacharowa, nannte aber dafür keinen Beweis.

Dieses Bild soll das Fahrzeug zeigen, in dem Sachar Prilepin mit seinem Fahrer unterwegs war.
Dieses Bild soll das Fahrzeug zeigen, in dem Sachar Prilepin mit seinem Fahrer unterwegs war.

© Reuters/Investigative Committee of Russia

Prilepin vertritt nationalistische Ansichten und hat auf Telegram und seinem YouTube-Kanal mehr als 300.000 Follower. Er ist in Deutschland etwa für sein 2012 in übersetzter Fassung erschienenes Buch „Sankya“ bekannt.

Bereits vor Beginn der Invasion kämpfte Prilepin an der Seite prorussischer Separatisten im ostukrainischen Donbass und führte dort eine Einheit. Diese habe „Menschen in großer Zahl getötet“, erklärte er in einem YouTube-Interview 2019. „Diese Menschen sind tot, sie sind begraben und ... es gibt viele von ihnen“, sagte er.

„Keine einzige Einheit unter den Bataillonen von Donezk hatte solche Ergebnisse. Es war ein unerhörtes Chaos, was wir dort gemacht haben (...) Kein einziger Feldkommandant hatte solche Ergebnisse wie ich.“

Bewegung Atesch will hinter Anschlag auf Prilepin stecken

In sozialen Netzwerken meldete sich eine ukrainische Bewegung namens Atesch zu Wort und deutete an, hinter dem Anschlag auf Prilepin zu stecken. Die Gruppe bezeichnet sich selbst als Partisanenbewegung von ethnischen Ukrainern und Krimtataren und hat in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge in von Russland besetzten ukrainischen Gebieten für sich beansprucht.

Die Bewegung Atesch war seit Jahresbeginn hinter Prilepin her“, hieß es in dem Text. Und weiter: „Wir hatten so ein Gefühl, dass er früher oder später in die Luft gesprengt wird.“ Die Glaubwürdigkeit der Mitteilung konnte zunächst nicht überprüft werden.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Kriegsunterstützer in Russland Ziel eines Attentats wurde: Erst vor einigen Wochen starb etwa der prominente Militärblogger Wladlen Tatarski durch eine Explosion in einem St. Petersburger Café.

Im vergangenen August kam zudem Darja Dugina – Tochter des rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin – nahe Moskau infolge einer Autobomben-Detonation ums Leben. (dpa, Reuters)

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