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Selenskyj bei einer Pressekonferenz in Ankara am 15. Mai.

© REUTERS/CAGLA GURDOGAN

Öffentliche Schlammschlacht zwischen Kiew und Moskau: Selenskyj als „Clown“ – Lawrow als „Lachnummer“

Heute verhandeln die Ukraine und Russland in Istanbul direkt miteinander – das erste Mal seit langem. Öffentlich könnte der Ton schärfer nicht sein.

Stand:

In welchem Tonfall die Delegationen aus der Ukraine und aus Russland heute in Istanbul genau miteinander sprechen, dürfte ihr Geheimnis bleiben. Es lässt sich im Sinne einer Lösung der verfahrenen Situation nur hoffen, dass sie dabei höflicher sind, als es hochrangige Vertreter beider Seiten jüngst waren.

Wobei der Aggressor Russland, der seit mehr als drei Jahren einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg mit hunderttausenden Toten verantwortet, auch verbal deutlich aggressiver auftrat als die Ukraine. Anstacheln ließen sich die Russen dabei vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der für das Moskauer Regime und seine Unterstützer im In- und Ausland ohnehin seit Jahren die Reizfigur Nummer 1 ist.

Selenskyj als „Clown“ und „Versager“

Vor den geplanten Waffenruhe-Verhandlungen in der Türkei hat die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, Selenskyj als „Clown“ und „Versager“ tituliert. Auch verfüge der ukrainische Präsident, der nun seit sechs Jahren im Amt ist, über „keinerlei Erziehung“.

Auslöser für diese Beleidigungen war Selenskyjs Behauptung, dass der russische Machthaber Putin nur eine „Schein“-Delegation nach Istanbul geschickt hat. Tatsächlich ist niemand Hochrangiges unter diesen Vertretern. Also weder – wie von Selenskyj öffentlich gefordert – Putin persönlich, noch sein Außenminister Sergej Lawrow.

Lawrow sieht einen „jämmerlichen Kerl“

Der Putin treu ergebene Lawrow bezeichnete Selenskyj in Moskau bei einem öffentlichen Auftritt als „jämmerlichen Kerl“, weil dieser das persönliche Erscheinen des Kreml-Herrschers gefordert hatte. Europas Unterstützung für die Ukraine sei Kriegstreiberei, sagte Lawrow, der einem Regime angehört, das den Krieg sofort beenden könnte.

Ukrainisches Außenministerium spricht von „Lachnummer“

Ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums hat via X auf die Beleidigungen aus Moskau reagiert: „Es wäre nicht das erste Mal, dass das russische Außenministerium zur Lachnummer wird. Es ist auch erwähnenswert, dass die Delegation in der Türkei nicht vom russischen Außenministerium geleitet wird – ihre Aufgabe ist es, aus Moskau zu bellen.“

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Viele Beobachter haben niedrige Erwartungen an die Gespräche in Istanbul. Das hat jedoch weniger mit den verbalen Scharmützeln im Umfeld zu tun. Militärexperte Markus Reisner sprach im ZDF von „Scheinverhandlungen“, weil der militärische Druck auf Russland nicht groß genug sei. Auch verfüge das Land über erhebliche Ressourcen und genug unterstützende Staaten wie China sowie Nordkorea.

Trump erklärte die Gespräche faktisch bereits für sinnlos

Zu den Beobachtern, die nichts von Istanbul erwarten, gehört offenbar auch der US-Präsident Donald Trump. „Es wird nichts passieren, bis Putin und ich zusammenkommen“, behauptete er nach Angaben von mitreisenden Reportern in der Regierungsmaschine Air Force One. Damit hat er die Istanbuler Verhandlungen, an denen ja auch eine von US-Außenminister Marco Rubio geleitete Delegation teilnimmt, faktisch bereits im Vorfeld für sinnlos erklärt.

Putin selbst hatte diese direkten Gespräche zur Beendigung des mehr als drei Jahre währenden Kriegs vorgeschlagen. Damit konterte er Forderungen Selenskyjs und mehrerer europäischer Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz, nach einer Waffenruhe.

Direkte Gespräche zwischen Russen und Ukrainern hatte es zuletzt 2022 ebenfalls in der Türkei gegeben. Doch die Unterzeichnung eines Abkommens scheiterte. Das lag auch daran, dass ausgerechnet Russland Garantiemacht für die Sicherheit der Ukraine sein wollte – selbst aber ein Vetorecht gegen das Eingreifen anderer Staaten verlangte. (mit dpa und AFP)

Korrektur: Im Teaser des Artikels war von den ersten direkten Gesprächen die Rede, gemeint waren die ersten direkten Gespräche seit 2022. Der Teaser wurde angepasst.

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