
© IMAGO/ZUMA Press Wire/Beata Zawrzel
„Perfekte Operation“ der USA im Iran: Trump zieht Vergleich zu Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki
Nach den US-Luftschlägen im Iran herrscht Uneinigkeit über das Ausmaß der Schäden. Trump spricht von der „totalen Auslöschung“, Experten sehen das Atomprogramm nur verzögert.
Stand:
US-Präsident Donald Trump ist Zweifeln am Ausmaß der Schäden durch die US-Angriffe im Iran entgegengetreten und bekräftigt, dass die iranischen Atomanlagen vollständig zerstört worden seien. „Ich glaube, es war eine totale Auslöschung“, sagte er beim Nato-Gipfel in Den Haag. Es habe sich um „eine perfekte Operation“ gehandelt.
Zudem verglich Trump die US-Luftschläge mit dem Abwurf von Atombomben auf Japan im Zweiten Weltkrieg. „Ich will nicht die Beispiele Hiroshima oder Nagasaki heranziehen, aber das war im Grunde dasselbe, was den Krieg beendet hat“, sagte er. Dann fügte er mit Blick auf den Iran und seine angegriffenen Atomanlagen an: „Wenn wir das nicht zerstört hätten, würden sie jetzt noch kämpfen.“
Welcher Schaden vor allem durch die US-Luftschläge gegen iranische Atomanlagen am Wochenende tatsächlich entstanden ist, ist indes unklar. Berichte über einen vertraulichen vorläufigen US-Geheimdienstreport hatten Zweifel an der Wirksamkeit aufkommen lassen. CNN und „New York Times“ berichteten unter Berufung auf den Bericht, das Atomprogramm sei nur um einige Monate zurückgeworfen worden.
Iran soll Uran an andere Orte verlegt haben
Den Medien zufolge geht es um eine erste geheimdienstliche Einschätzung. Demnach konnte das US-Bombardement Irans unterirdische Atomanlagen nicht komplett zerstören. Beide Medien berufen sich auf mit dem Bericht des militärischen Geheimdienstes (DIA) vertraute Beamte. Zugleich betonen sie, dass weitere Untersuchungen zu anderen Schlussfolgerungen führen könnten.
Der Geheimdienstbericht geht der „New York Times“ zufolge davon aus, dass der Iran seinen Bestand an angereichertem Uran vor den Angriffen an andere Orte verlegt hat. Trump widersprach in Den Haag: „Ich glaube, sie hatten keine Chance, etwas herauszuholen, weil wir schnell gehandelt haben.“
Er setzt nach eigenen Angaben darauf, bald Informationen aus Israel zum genauen Ausmaß der Aktion zu erhalten – auch deshalb, weil Netanjahu Leute vor Ort habe.
Was sagt Israel?
Israels Armee geht wiederum davon aus, dass die Angriffe das iranische Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen haben. Nach derzeitiger Einschätzung der Armee wurde das Atomprogramm der Islamischen Republik erheblich beschädigt, wie der israelische Militärsprecher Effie Defrin sagte. Aus Sicht des Militärs sei es aber noch zu früh, um die Auswirkungen auf das iranische Atomprogramm zu beurteilen. Diese würden noch untersucht.
IAEA legt sich nicht auf zeitliche Perspektive fest
Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) könnte der Iran die Atomanlagen wieder aufbauen – auf einen zeitlichen Horizont wollte Behördenchef Rafael Grossi sich allerdings nicht festlegen. Das Land habe das nötige technische Wissen und die nötige industrielle Kapazität, betonte er. Zudem hätten manche Teile der iranischen Atom-Infrastruktur die Attacken überstanden.
Zur Frage, ob die Angriffe Israels und der Vereinigten Staaten das Atomprogramm um Jahre oder nur um Monate zurückgeworfen hätten, wollte sich Grossi nicht äußern. „Ich mag den Ansatz nicht, dies wie mit einer Sanduhr zu betrachten“, sagte er. Nun gehe es darum, mit dem Iran an langfristigen Lösungen zu arbeiten.
Einige IAEA-Inspektoren waren trotz der Angriffe Israels und der Vereinigten Staaten im Iran geblieben, konnten aber die Atomanlagen nicht besuchen. Die IAEA ist vor allem daran interessiert, den Verbleib von beinahe waffenfähigem Uran im Iran zu verifizieren.
IAEA will Atom-Inspektionen wieder aufnehmen
Die Wiederaufnahme der Nuklear-Inspektionen im Iran hat nach Ansicht Grossis nun oberste Priorität. Er räumte jedoch ein, dass die Untersuchung von kriegsbeschädigten Anlagen schwierig sei.

© dpa/AP/PLANET LABS PBC
Das Parlament in Teheran hatte zuvor beschlossen, dass die Zusammenarbeit mit der IAEA in Wien vorübergehend ausgesetzt werden soll, wie der Staatssender IRIB berichtete. Doch dafür müssten noch zwei wichtige Gremien zustimmen: der iranische Sicherheitsrat und der Wächterrat. Grossi äußerte sich nicht explizit zu diesem möglichen Schritt.
Der Iran besitzt einem IAEA-Bericht zufolge unter anderem mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem beinahe waffentauglichen Reinheitsgrad von 60 Prozent. Das Uran war bislang in Anreicherungsanlagen in Natans und Fordo hergestellt worden.
Nach Angaben von Diplomaten könnten damit einige Atomwaffen hergestellt werden, falls das Material noch weiter auf 90 Prozent angereichert würde. Teheran beharrt darauf, keine Atomwaffen bauen zu wollen, doch in vielen Ländern wuchs zuletzt die Sorge, dass die Islamische Republik immer näher an die Fähigkeit rückt, Kernwaffen bauen zu können. (Tsp, dpa, AFP)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: