
© dpa/Jakub Karczmarczyk
„Sache, die für Polen wichtig ist“: Nawrocki beharrt auf Reparationsforderung und mahnt verstärkte Abschreckung an
Der polnische Präsident Nawrocki geht davon aus, dass es nicht noch einmal einen solchen russischen Drohnenbeschuss von Nato-Gebiet wie vergangene Woche geben wird. Dafür gebe es Gründe.
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Nach dem massiven Eindringen russischer Drohnen auf Nato-Gebiet fordert der neue polnische Präsident Karol Nawrocki die Nato zu verstärkten Anstrengungen zur Abschreckung auf. „Wir müssen alles tun, um für einen Krieg bereit zu sein. Denn nur das gibt uns Frieden“, sagte er der „Bild“ in Warschau. Er gehe davon aus, dass es „solche Angriffe auf Nato-Territorium“ nicht mehr geben werde. „Die Nato wird noch besser vorbereitet sein.“
In Moskaus mehr als dreieinhalb Jahren dauerndem Angriffskrieg gegen die Ukraine waren in der Nacht auf Mittwoch nicht nur einzelne russische Drohnen in den Luftraum Polens und damit der Nato geraten, sondern mindestens 19 Flugobjekte. Erstmals schossen die polnische Luftwaffe und Nato-Kräfte in Polen diese Drohnen ab. Trümmer wurden weit verteilt über das Land und einige Hunderte Kilometer von der Ostgrenze entfernt gefunden.
Kein Pole getötet
Nawrocki bekräftigte, er habe keinen Zweifel, „dass es ein direkt aus Moskau gesteuerter Angriff war. Es ist ein Art Angriff, der zeigt, zu was (Kremlchef) Wladimir Putin fähig ist.“ Obwohl nur drei oder vier von 19 Drohnen abgeschossen wurden, zeigte sich der Staatschef zufrieden: „Sie haben keinen polnischen Soldaten, keinen Polen getötet.“
Nawrocki sagte, er befürworte die Forderung von US-Präsident Donald Trump an die Nato-Mitglieder, alle Öl-Importe aus Russland einzustellen. „Alle Länder, die Frieden und Freiheit wollen, sollten die Subventionierung der Russischen Föderation aufgeben“, unterstrich Nawrocki. Geschäfte mit Russland würden Moskau nur ermuntern: „Und dann kann das passieren, was in der Ukraine passiert ist.“ Gemeint mit Trumps Forderung sind unter anderem Ungarn und die Slowakei, aber auch Frankreich, das russisches Öl aus Indien importiert.
Nur Sanktionen und Trump könnten Druck auf Putin ausüben, sodass der Krieg beendet und die territoriale Integrität der Ukraine bewahrt werde, betonte Nawrocki. Trump sei der einzige Anführer der freien Welt, der solche Verhandlungen führen könne. Europa sollte „ihn in diesen Anstrengungen unterstützen“.
Zudem bekräftigte Nawrocki die Forderung nach Reparationszahlungen Deutschlands für die von seinem Land im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden. „Das ist eine Sache, die für die Polen wichtig ist. Und sie wird auch Gegenstand der Gespräche unter Partnern sein“, sagte Nawrocki der „Bild“-Zeitung.
Deutschland lehnt solche Reparationsforderungen ab. Aus Sicht der Bundesregierung ist die Reparationsfrage rechtlich abschließend geklärt. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat diese Position immer wieder bekräftigt. Nawrocki widersprach dieser Ansicht: „Die Frage der Reparationen ist natürlich nicht rechtlich abgeschlossen.“
„Sie liegt im Interesse von Warschau und Berlin. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit dem Bundeskanzler und mit Herrn Bundespräsidenten zu einer Einigung kommen werden“, sagte Nawrocki.
Er beharrt auf Reparationszahlungen in Höhe von 1,3 Billionen Euro. „Das ist die einzige Zahl, die ihren Bezugspunkt in einer sehr tiefgreifenden, fundierten wissenschaftlichen Forschung hat.“
Nawrocki kommt heute zum Antrittsbesuch nach Berlin. Steinmeier wird seinen rechtskonservativen Kollegen mit militärischen Ehren vor dem Schloss Bellevue begrüßen und anschließend ein Gespräch mit ihm führen. Später trifft sich Nawrocki mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu einem Meinungsaustausch. (dpa)
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