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Demonstranten laufen mit palästinensischen Fahnen bei einer propalästinensischen Demonstration während des Spiels Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel-Aviv am Anton de Komplein.

© dpa/Jeroen Jumelet

Update

Prozess in Amsterdam: Fünf Männer wegen Gewalt gegen israelische Fußballfans verurteilt

Die Attacken in den Niederlanden am Rande eines Europa-League-Spiels im November waren vielfach als antisemitisch verurteilt worden. Jetzt gibt es Haftstrafen. Das Urteil wird kritisiert.

Stand:

Die Attacken hatten Entsetzen und Empörung ausgelöst – nun gibt es juristische Konsequenzen: Ein niederländisches Gericht hat am Dienstag fünf Männer wegen der gewaltsamen Übergriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam verurteilt.

Das Gericht befand die Männer unter anderem für schuldig, Anhänger des israelischen Fußballvereins Maccabi Tel Aviv auf der Straße angegriffen und getreten zu haben sowie in Internet-Chatgruppen zu Gewalt aufgerufen zu haben. Die gewaltsamen Übergriffe im November waren von zahlreichen westlichen Staaten als antisemitisch verurteilt worden.

Das Gericht verhängte dem niederländischen öffentlich-rechtlichen Sender NOS zufolge Haftstrafen von bis zu sechs Monaten und gemeinnützige Arbeit für die Gewalttätigkeiten. Der Richter sagte, die Strafen seien höher als bei ähnlichen Gewaltverbrechen üblich, aber „angesichts der Schwere der Straftaten und des Kontextes, in dem sie begangen wurden, ist eine Freiheitsstrafe angemessen“.

Staatsanwalt hatte zwei Jahre Haft gefordert

In drei Fällen ging es um Gewalttaten, in zwei Fällen um den Austausch von Informationen in den Sozialen Netzwerken, der zu den Gewalttaten beitrug.

Der 32-jährige Sefa Ö. erhielt die höchste Strafe. Er muss abzüglich der Untersuchungshaft sechs Monate im Gefängnis absitzen, weil er einem der Opfer „einen Karatetritt versetzte, der es fast gegen eine Straßenbahn stürzen ließ“, wie die Amsterdamer Zeitung „Het Parool“ berichtete.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte der Mann dem Bericht zufolge bei den Angriffen auf Anhänger des Klubs Maccabi Tel Aviv am 7. und 8. November eine führende Rolle. Im Gerichtssaal wurden Videos gezeigt, auf denen zu sehen ist, wie er Menschen tritt und schlägt. Das Gericht blieb mit seinem Urteil allerdings deutlich hinter der Forderung der Staatsanwaltschaft von zwei Jahren zurück.

Rachid O. (26) muss nach Angaben von NOS zehn Wochen im Gefängnis absitzen. Umutcan A. (24) und Karavan S. (26) erhielten einen Monat Gefängnis. Der 19-jährige Lucas D. wurde nach dem Jugendstrafrecht verurteilt und erhält dem Bericht zufolge deshalb nur eine Strafe von 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Zwei weitere Verdächtige werden dem Bericht zufolge zu einem späteren Zeitpunkt vor Gericht stehen.

Fünf Israelis mussten in Kliniken

Bei den gewaltsamen Ausschreitungen gegen die israelischen Fans nach einem Spiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv in der Nacht vom 7. auf den 8. November waren fünf Israelis so schwer verletzt worden, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. 20 bis 30 weitere erlitten laut Polizei leichte Verletzungen. Die Angreifer hatten nach Angaben der Polizei auf einen in Onlinenetzwerken veröffentlichten Aufruf zu Attacken gegen Juden reagiert. Etwa 60 Opfer fordern Schadenersatz.

Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof bezeichnete den Vorfall damals als „unverfälschten Antisemitismus“. Die Angriffe hatten in den Niederlanden und vielen weiteren Ländern große Bestürzung und Kritik ausgelöst.

Vor dem Hintergrund des Überfalls der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres und des dadurch ausgelösten Krieges im Gazastreifen verzeichnen viele Länder einen deutlichen Anstieg antisemitischer Gewalt.

Das niederländische Zentrum für Information und Dokumentation über Israel (CIDI) kritisierte die Urteile als zu milde. Angesichts des „antisemitischen Charakters“ der Gewalt sei es ein „bedauerliches Signal“, dass die Strafen niedriger ausgefallen sind als von der Staatsanwaltschaft gefordert, sagte CIDI-Direktorin Naomi Mestrum einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge. Sowohl die Angeklagten als auch die Staatsanwaltschaft können innerhalb von 14 Tagen Berufung einlegen.

Auch Maccabi-Fans waren nach Angaben der Polizei gewalttätig. Sie hatten demnach randaliert, anti-arabische Parolen gerufen und palästinensische Fahnen von Häuserwänden gerissen. Die niederländische Justiz ermittelt noch gegen etwa 40 Personen, darunter auch Israelis. (lem)

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