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Wie die Nachrichtenagentur Ria Nowosti formulierte, ließ sich Präsident Wladimir Putin von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow berichten.

© AFP/Gavriil Grigorov

Update

Putin überwacht Manöver: Russland lässt seine Streitkräfte „massiven atomaren Gegenangriff“ üben

Seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine wächst die Angst vor einem Einsatz von Nuklearbomben. Der Kreml-Herrscher wählt einen speziellen Tag für die Machtdemonstration.

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Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Militärmanöver mit ballistischen Raketen überwacht, bei dem ein „massiver atomarer Gegenangriff“ trainiert werden sollte. Nach Angaben des Kreml wurden bei einer Übung seiner Nuklearstreitkräfte zwei Interkontinentalraketen und mehrere Marschflugkörper abgefeuert.

Das Atom-U-Boot „Tula“ habe aus der nördlichen Barentssee eine Interkontinentalrakete vom Typ Sinewa (Nato-Bezeichnung SS-N-23A Skiff) gestartet, teilte der Kreml am Mittwoch in Moskau mit. Bei solchen Übungen sind die Raketen jedoch nicht mit Atomsprengköpfen bestückt.

Die Übung fand demnach unter Leitung des Oberkommandierenden, also Putin, statt. Wie die Nachrichtenagentur Ria Nowosti formulierte, ließ sich Putin von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow berichten.

Russland und USA besitzen 90 Prozent aller Atomwaffen

Auf dem nordrussischen Weltraumbahnhof Plessezk habe zudem eine mobile Abschussrampe Jars eine Rakete zur fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka geschossen. Die Marschflugkörper seien von strategischen Langstreckenbombern des Typs Tupolew Tu-95MS aus gestartet worden. Alle gestellten Aufgaben seien erfüllt worden, hieß es.

Die Übung erfolgte an dem Tag, an dem das Oberhaus des russischen Parlaments eine Rücknahme der Ratifizierung des Kernwaffenteststopp-Vertrags (CTBT) durch Moskau beschlossen hatte.

Vor dem Föderationsrat hatte bereits die Staatsduma für diesen Schritt gestimmt. Das entsprechende Gesetz muss nun noch von Putin unterzeichnet werden, woran kaum Zweifel bestehen.

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Russland und die USA verfügen zusammen über fast 90 Prozent aller weltweit vorhandenen Atomwaffen. Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine vor anderthalb Jahren gibt es Besorgnisse wegen eines möglichen Einsatzes von Atomwaffen in dem Konflikt. 

Putin hatte kurz nach Beginn des Konflikts Russlands Nuklearstreitkräfte mobilisiert und wiederholt Russlands Nukleardoktrin zitiert, die den Einsatz von Atomwaffen im Falle einer „existenziellen Bedrohung“ des Staates vorsieht.

Der Militärexperte Oleksandr Musiyenko sagte dem ukrainischen Nachrichtenportal  „ICTV Facts“, die Übungen würden an den vergangenen Herbst erinnern, als sich die russische Rhetorik mit Blick auf Nuklearwaffen auch verschärft habe. Mit Blick auf den angekündigten Rückzug aus dem Vertrag über das Verbot von Atomwaffentests, sagte er: „Atomtests bedeuten eine Erhöhung des Bedrohungsniveaus und des Eskalationsrisikos.“

Russland fügt zusätzliche Krisen absichtlich hinzu, um Druck auf den Westen auszuüben. Ihr Ziel ist es, den Westen zu einer Art von Verhandlungen zu bewegen.

Oleksandr Musiyenko, ukrainischer Militärexperte

Der angekündigte Rückzug aus dem CTBT-Vertrag könnte der nächste Schritt sein, sagte Musiyenko. Die Androhung des Einsatzes von Atomwaffen sei der „fast einzige Trumpf“, den der Kreml habe. „Jedem ist klar, dass das Schicksal Moskaus und Putins ohne Atomwaffen ganz anders hätte ausfallen können“, fügte Musienko hinzu.

Seiner Meinung nach nutzt Russland Atomwaffen jedoch nicht nur zur Abschreckung, sondern auch als Erpressungsmittel, um seine eigenen geopolitischen Ziele zu erreichen. Abgesehen von der russischen Offensive im Osten der Ukraine gebe es nun den Krieg im Nahen Osten. „Das ist ein weiterer Moment der Eskalation“, sagte Musiyenko.

„Russland fügt zusätzliche Krisen absichtlich hinzu, um Druck auf den Westen auszuüben. Ihr Ziel ist es, den Westen zu einer Art von Verhandlungen zu bewegen.“

Unterdessen kündigte der russische Sicherheitsrat eine Vergrößerung der russischen Armee an. Anlass seien der Krieg gegen die Ukraine und die Erweiterung des militärischen Potenzials der Nato. Das sagte Ex-Präsident Dmitri Medwedew, jetzt Vizesekretär des Sicherheitsrates, nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen.

Seinen Angaben nach sollen außerdem 2024 ein neues Armeekorps, 7 Divisionen, 19 Brigaden, 49 Regimenter und eine Marineflotille aufgestellt werden. Zahlen zur Personalstärke nannte er nicht.

Russland will seine Streitkräfte von derzeit etwa einer Million Soldaten über die kommenden Jahre auf 1,5 Millionen Mann aufstocken. Die neuen Soldaten sollten vor allem durch Zeitverträge gewonnen werden, sagte Medwedew. Er sei von Putin beauftragt worden, dies zu koordinieren. (dpa, AFP, Tsp: Mitarbeit Julia Valova)

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