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Reaktionen auf die Attacke am Bondi Beach: Merz zeigt sich „fassungslos“, Israel kritisiert australische Regierung
Nach der tödlichen Attacke auf eine Chanukka-Feier in Sydney spricht Kanzler Merz von einem „Angriff auf unsere gemeinsamen Werte“. Aus Israel kommt derweil scharfe Kritik an Australien.
Stand:
Bundeskanzler Friedrich Merz hat den Anschlag in Sydney als „Angriff auf unsere gemeinsamen Werte“ bezeichnet. „Der antisemitische Anschlag am Bondi Beach zu Chanukka lässt mich fassungslos zurück“, schrieb Merz auf der Plattform X.
„Diesem Antisemitismus müssen wir Einhalt gebieten – hier in Deutschland und weltweit“, unterstrich der CDU-Vorsitzende. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und Angehörigen.“
Bei dem Angriff in der australischen Metropole Sydney handelt es sich offiziellen Angaben zufolge um einen Terrorakt. Der Anschlag habe sich gegen die jüdische Gemeinde gerichtet, sagte der Regierungschef der Region New South Wales, Chris Minns. Mindestens zwölf Menschen und auch einer der Angreifer seien getötet worden.
Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sprach von einem Anschlag auf die jüdische Gemeinde. „In genau diesen Momenten sind unsere Schwestern und Brüder in Sydney, Australien, von abscheulichen Terroristen angegriffen worden – bei einem äußerst grausamen Angriff auf Juden, die sich versammelt hatten, um am Bondi Beach die erste Chanukka-Kerze zu entzünden“, sagte Herzog nach Angaben seines Büros in Jerusalem.

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„Unsere Herzen sind bei ihnen“, sagte Herzog. „Das Herz der gesamten Nation Israel setzt in diesem Augenblick einen Schlag aus, während wir für die Genesung der Verletzten beten, für sie beten und für jene beten, die ihr Leben verloren haben.“
Der australische Premierminister Anthony Albanese sprach von einem „schockierenden und erschütternden“ Angriff. „Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen“, fügte Albanese hinzu.
Israel kritisiert Untätigkeit Australiens
Israels Präsident Herzog wies darauf hin, dass Israel Australien zuletzt immer wieder aufgefordert habe, etwas gegen „die enorme Welle des Antisemitismus“ im Land zu unternehmen. Tatsächlich ist die Zahl antisemitischer Vorfälle in Australien – wie in vielen Ländern – nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 deutlich gestiegen.
Noch schärfer äußerte sich der israelische Außenminister Gideon Saar: „Ich bin entsetzt über den mörderischen Schussangriff bei einer Chanukka-Veranstaltung in Sydney, Australien“, schrieb er auf der Plattform X. „Dies sind die Folgen der antisemitischen Randale auf den Straßen Australiens in den vergangenen zwei Jahren, die durch die antisemitischen und aufrührerischen Aufrufe ‘Globalisiert die Intifada’ vorangetrieben wurde, die man heute umgesetzt hat“, sagte Saar.
Der israelische Außenminister forderte: „Die australische Regierung, die unzählige Warnsignale erhalten hat, muss endlich zur Vernunft kommen!“ Die jüdische Organisation Australian Jewish Association schrieb auf X: „Wir haben so oft davor gewarnt, dass es so kommen würde.“
Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland reagierte bestürzt. Die Berichte hätten viele Menschen erschüttert, auch wenn die Hintergründe noch unklar seien, schrieb der Zentralrat auf X. „In diesen schweren Stunden sind wir in Gedanken bei den Betroffenen, den Verletzten und den Angehörigen der Opfer“, hieß es. Der Zentralrat versah den Post mit einer Kerze in schwarz-weiß und dem Schriftzug „We stand with Sydney“.
Antisemitismus tötet.
Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft zeigte sich „zutiefst erschüttert“. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen solidarisch an der Seite der jüdischen Gemeinschaften weltweit“, sagte der Präsident der Gesellschaft, Volker Beck, laut einer Mitteilung. „Auch wenn viele Hintergründe noch ermittelt werden müssen, steht eines bereits fest: Antisemitismus tötet.“
Antisemitismusbeauftragter mahnt, sich nicht einschüchtern zu lassen
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, rief dazu auf, sich von solchen Taten nicht abschrecken zu lassen. „Wichtig ist, dass wir uns von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen – weder an Chanukka noch auf Weihnachtsmärkten“, sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Zugleich mahnte Klein einen entschlossenen Schutz von Jüdinnen und Juden an. „Dass jüdisches Leben und jüdische Festtage immer wieder zum Ziel von Terror werden, ist unerträglich. Weder der Staat noch unsere Gesellschaft dürfen dies und seine Ursache, den Antisemitismus, unwidersprochen hinnehmen“, sagte er.
Anteilnahme aus Berlin und Brüssel
Bildungsministerin Karin Prien und Außenminister Johann Wadephul (beide CDU) reagierten bestürzt auf den Angriff in Sydney. Wadephul schrieb auf X, er sei zutiefst erschüttert über den Terroranschlag, einem „Akt des Hasses, der sich am ersten Tag von Chanukka gegen alle Jüdinnen und Juden weltweit richtet“. Seine Gedanken seien bei den Familien der Ermordeten, den Verletzten und der jüdischen Gemeinde.
Prien, die selbst jüdische Wurzeln hat, schrieb auf X: „Trauer und Verzweiflung über die aufgehende Saat des antisemitischen Hasses, der unschuldige, arglose Menschen beim Chanukka-Feiern trifft.“
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb in sozialen Netzwerken, sie sei schockiert über den Angriff und sende ihr Mitgefühl an die Familien und Angehörigen der Opfer. Europa stehe an der Seite Australiens und der jüdischen Gemeinschaften überall. „Wir sind vereint gegen Gewalt, Antisemitismus und Hass“, betonte sie.
Ähnlich äußerte sich auch EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola und die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Kallas erklärte: „Dieser abscheuliche Akt der Gewalt gegen die jüdische Gemeinschaft muss aufs Schärfste verurteilt werden.“ Metsola schrieb zu einem Bild von einem Leuchter für das jüdische Lichterfest Chanukka: „Dieses Licht wird nicht erlöschen.“
Am beliebten Strand Bondi Beach hatten sich der australischen Nachrichtenagentur AAP zufolge Hunderte zum jüdischen Chanukka-Fest versammelt. An diesem Sonntag beginnt das achttägige Lichterfest. (Tsp/dpa/AFP/KNA)
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