
© Imago/Depositphotos (Symbolbild)
„Birkenumarmung“ als Zuchtmaßnahme: Russische Soldaten sollen offenbar via Befehl eigene Kameraden „erziehen“
Ein jüngst aufgetauchtes Video soll zwei gefesselte russische Soldaten zeigen, die von einem Kameraden gezüchtigt werden. An ihnen wurde eine Nachricht vom Kommandanten befestigt.
Stand:
In den sozialen Medien und auf Militärblogs kursiert aktuell ein Video, das Misshandlungen russischer Frontsoldaten durch Kameraden zeigen soll. Die Aufnahmen wurden unter anderem am Montag von dem ukrainischen Kriegsgefangenenprojekt „Ich will leben“ via Telegram veröffentlicht. Unabhängig überprüfen ließ sich das Material bislang allerdings nicht.
Auf dem etwa 30-sekündigen Video sind zwei Männer zu sehen, die sich gegenüberstehend lediglich mit Boxershorts bekleidet an einen Pfahl gefesselt wurden. An ihren Oberkörper wurde mithilfe dünner Seile und an schweren Gewichten befestigt ein Pappschild angebracht, das eine Nachricht von einer Person namens „Shorokh“ enthalten soll. Den Angaben zufolge soll es sich dabei um den Kommandanten der Einheit handeln.
Russische Soldaten mit Stock malträtiert
Ein filmender Mann nähert sich den beiden gefesselten Männern mit einer Kamera und einem Stock bewaffnet. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie der Bewaffnete die beiden Männer mit dem Stock auf den nackten Rücken schlägt. Die Gefesselten wimmern dabei.
Die Soldaten haben oft mehr Angst vor ihren eigenen Befehlshabern als vor dem Feind.
„ChrisO_wiki“, Militärblogger
Nach Angaben des ukrainischen Kriegsgefangenenprojektes „Ich will leben“ und des russischen Militärkanals „MobilizationNews“ soll es sich bei den gezeigten Soldaten um russische Armeeangehörige des 255. motorisierten Schützenregiments handeln, die der Militäreinheit 13766 angehören.
Das Kriegsgefangenenprojekt schreibt via Telegram: „Es ist interessant, wie russische Kommandeure die Verantwortung für den Tod von Leuten, die ihnen anvertraut wurden, auf andere abwälzen. Die armen Kerle wollten einfach nicht sterben und werden nun für den Tod von zehn Kameraden verantwortlich gemacht.“ Niemand denke daran, dass die Soldaten nur deshalb gestorben seien, weil sie von Vorgesetzten in den Krieg geschickt wurden, heißt es weiter.
Russische Zuchtmaßnahme „Birkenumarmung“
In jüngster Vergangenheit kursierten auf Militärblogs bereits ähnlich Berichte über militärischen Disziplinarmaßnahmen innerhalb der russischen Armee. Der Militärblogger und Autor „ChrisO_wiki“ berichtete bereits vor Monaten über eine besonders brutale „illegale Bestrafungsart“, die gemeinhin als „Birkenumarmung“ bezeichnet wird.
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Dabei werden russische Soldaten mitunter tagelang an einen Baum angekettet und durch Vorgesetzte oder Kameraden misshandelt. Der Militärblogger kommentiert: „Die Soldaten haben oft mehr Angst vor ihren eigenen Befehlshabern als vor dem Feind.“
„ChrisO_wiki“ zufolge sind „prophylaktische Schläge“ durch Vorgesetzte bei Fronteinheiten im Ukrainekrieg durchaus an der Tagesordnung. Allerdings habe „die Brutalität in der russischen Armee eine lange Tradition, die bis in die Zarenzeit zurückreicht“.
Auch das russische Medienprojekt „Sibir.Realii“ berichtete unlängst, wie die „Birkenumarmungen“ von russischen Kommandanten als Disziplinarmaßnahme eingesetzt werden. Angehörige betroffener Soldaten schilderten „Sibir.Realii“, dass Baumankettungen gezielt als Form der Bestrafung eingesetzt werden. „Solche Praktiken sind dort normal“, so die Interviewten.
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