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Französische Polizisten in Saint-Etienne Loire.

© IMAGO/MAXPPP/Rémy PERRIN

Update

Schlüssel und Schneidzangen gefunden: Polizei nimmt Linksextremen auf französischem Bahngelände fest

Die Festnahme soll nicht mit den Angriffen auf das Bahnnetz zur Olympia-Eröffnung zusammenhängen, die Ermittlungen dazu kommen aber voran. Unterdessen gibt es „Sabotageakte“ an Glasfasernetzen.

Stand:

Nur wenige Tage nach den Anschlägen auf das französische Bahnnetz ist eine Person auf einem nordfranzösischen Bahngelände festgenommen worden. Allerdings stehe die Festnahme nicht im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach den Brandanschlägen, hieß es von der ermittelnden Pariser Staatsanwaltschaft. Bei diesem Komplex habe es bisher keine Festnahme gegeben.

Wie der geschäftsführende französische Innenminister Gérald Darmanin auf X schrieb, wurde am Sonntag ein ultralinker Aktivist im nördlichen Département Seine-Maritime geschnappt. Der Zeitung „Le Figaro“ zufolge hatte der Mann in seinem Fahrzeug Zugangsschlüssel zu technischen Räumlichkeiten der französischen Bahn SNCF. Außerdem sei eine Beißzange und ein Universalschlüsselsatz gefunden worden.

Erneute „Sabotageakte“ in Frankreich

Unterdessen haben offenbar Unbekannte bei nächtlichen „Sabotageakten“ die Glasfaserkabel von mehreren französischen Internet-Anbietern beschädigt. Derartige „Sabotageakte“ habe es in sechs der 101 Départements gegeben, die Hauptstadt Paris, wo derzeit die meisten Wettbewerbe der Olympischen Spiele stattfinden, sei nicht betroffen, hieß es aus Polizeikreisen. In sozialen Netzwerken ist die Rede von landesweit massiven Internetausfällen.

Frankreichs geschäftsführende Staatssekretärin für Digitales, Marina Ferrari, schrieb auf X, dass nächtliche Beschädigungen sich auf die Telekommunikationsanbieter auswirkten. Betroffen sind der Staatssekretärin zufolge lokal der Zugang zum Kabel, Festnetz und Mobilfunk. Man arbeite an der vollständigen Wiederherstellung der Dienste. Ferrari schrieb: „Ich verurteile diese feigen und unverantwortlichen Taten aufs Schärfste.“

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Die Zeitung „Le Parisien“ berichtete, dass die Anbieter Bouygues, Free und SFR betroffen seien. SFR habe zwischen 1 Uhr und 3 Uhr nachts Vandalismus in den sechs Gegenden gemeldet. Kabel seien durchtrennt worden. Dies habe Auswirkungen auf das Festnetz und das Mobilfunknetz – auch von ausländischen Anbietern, die das Netz von SFR nutzten.

Laut der Zeitung ist noch unklar, wie viele Menschen von dem Vorfall betroffen seien. Noch habe auch niemand die Verantwortung für die Beschädigung übernommen. Ob es einen Zusammenhang des neuen Vorfalls mit dem Bahnangriff gibt, ist bisher unklar.

Wir haben eine gewisse Zahl von Profilen von Personen identifiziert.

Gérald Darmanin, Frankreichs Innenminister

Zuvor berichteten die französischen Behörden von Ermittlungserfolgen bezüglich der Bahnanschläge. „Wir haben eine gewisse Zahl von Profilen von Personen identifiziert, die diese sehr vorsätzlichen und sehr gezielten Sabotagen vorgenommen haben könnten“, sagte Frankreichs geschäftsführender Innenminister Darmanin im Sender France 2.

Darmanin sagte, dass die Anschläge einem „traditionellen Vorgehen Ultralinker“ entspräche. Allerdings weiß man nicht, ob Menschen beeinflusst worden seien. Ein Bekennerschreiben mit Bezügen zur linksradikalen Szene und Kritik an den Olympischen Spielen war an mehrere Medien verschickt worden.

Darmanin zufolge müsse man prüfen, ob dies authentisch sei oder sich Menschen die Taten nur auf die eigene Fahne schreiben wollten.

Zugleich warnte er allerdings vor voreiligen Schlüssen. „Man muss vorsichtig sein. (...) Es stellt sich die Frage, ob sie manipuliert wurden oder das auf eigene Initiative taten“, erklärte er mit Blick auf Linksextreme. Die Sabotageakte von Freitagmorgen seien in jedem Fall „mutwillig und äußerst präzise“ gewesen.

In Frankreich gab es am Freitag an zahlreichen Orten Anschläge auf das Bahnnetz.

© IMAGO/MAXPPP/IMAGO/Maillard

In der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte Brandanschläge auf strategisch wichtige Stellen des französischen Schnellzugnetzes verübt. Der Bahnverkehr in Frankreich war so kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele am Freitagabend stark gestört.

Verkehrsminister kündigt Preiserhöhung an

Mittlerweile fahren die Züge wieder normal, wie der Verkehrsminister Patrice Vergriete im Sender RTL sagte. Ob die Täter Unterstützung von Menschen innerhalb der SNCF hatten, könne man noch nicht sagen, teilte Darmanin mit.

Laut Vergriete wird der Schaden durch die „wirtschaftlichen Verluste“ und die Reparaturkosten „sehr wahrscheinlich“ in die Millionen gehen. Es stehe aber „außer Frage, dass dies eine direkte Auswirkung“ auf die Fahrkartenpreise der französischen Bahn habe.

Die Festnahme des Linksextremen am Sonntag war nicht die einzige, wie Innenminister Darmanin erklärte. Sicherheitskräfte hätten knapp 50 Menschen festgenommen, die während der ersten olympischen Wettkämpfe „Sabotageaktionen oder radikale Proteste“ vornehmen wollten, sagte er im Sender France 2. Dies habe man verhindert.

Die Zeitung „Le Parisien“ berichtete, dass 45 Mitglieder der radikalen Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion festgenommen worden seien. Sie hätten mit den geplanten Aktionen gegen die sozialen und ökologischen Folgen von Olympia protestieren wollen. (dpa, AFP)

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