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Russlands Präsident Wladimir Putin und der US-Sondergesandte Steve Witkoff

© REUTERS/Gavriil Grigorov

Schon vor Monaten in Russland entworfen: 28-Punkte-Plan zur Ukraine wies offenbar große Parallelen zu Kreml-Konzept auf

Einem Investigativjournalisten wurde schon vor Monaten ein nahezu identisches Konzept aus Moskau präsentiert. Telefonmitschnitte stützen die These, dass Steve Witkoff russische Positionen übernahm.

Stand:

Nach Recherchen des Investigativjournalisten Christo Grozev weist der vergangene Woche geleakte 28‑Punkte‑Friedensplan für die Ukraine auffällige Parallelen zu einem Entwurf auf, der bereits vor Monaten innerhalb russischer Machtzirkel entstanden sein soll. Grozev beschreibt im „Spiegel“, dass ihm bereits ein halbes Jahr zuvor von russischen Quellen ein nahezu identisches Konzept präsentiert worden sei.

Ausgearbeitet wurde dieses von einem kremlnahen Netzwerk um Kirill Dmitrijew, seines Zeichens Leiter des staatlichen russischen Anlagefonds und verheiratet mit der besten Freundin von Putins Tochter. Dmitrijew war es auch, der sich Ende Oktober in Miami mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner traf.

Russischer Entwurf entspricht fast wortwörtlich Witkoffs Plan

Als Ergebnis dieses Treffens wurde von den USA der 28-Punkte-Plan präsentiert, der demnach aber zu großen Teilen aus russischer Feder stammte. Die zentralen Elemente des russischen Entwurfs entsprechen laut Grozev fast wortwörtlich dem US-Papier: Anerkennung der russischen Kontrolle über besetzte Gebiete, Einfrieren der Frontlinien, schrittweise Sanktionslockerungen, NATO‑Ausschluss der Ukraine sowie Investitionsprogramme zugunsten russischer Oligarchen.

Kirill Dmitrijew

© Imago/Zuma Press Wire/Mehmet Eser

Grozevs Kernthese wird von mehreren durchgesickerten Telefonmitschnitten gestützt. Laut einem von „Bloomberg“ transkribierten Telefonat soll Dmitrijew den Putin-Berater Jurij Uschakow überzeugt haben, den russischen Entwurf an Trumps Sondergesandten Steve Witkoff weiterzureichen – mit der Erwartung, dass die Amerikaner das Dokument „als ihr eigenes präsentieren“ würden.

In einem anderen Telefonat soll Witkoff selbst vorgeschlagen haben, russische Positionen direkt in einen US‑Plan zu übernehmen – angelehnt an frühere „Trump‑Friedensrahmen“. Auch gab Witkoff Uschakow Tipps, wie er US-Präsident Trump am besten überzeugen könnte. „Ich würde den Anruf tätigen und einfach noch einmal wiederholen, dass ihr dem Präsidenten zu dieser Leistung gratuliert, dass ihr sie unterstützt habt, dass ihr ihn unterstützt, dass ihr ihn als Mann des Friedens respektiert.“

Klassischer Fall „reflexiver Kontrolle“

Grozev interpretiert die Vorgänge als klassischen Fall „reflexiver Kontrolle“ – einer sowjetisch-russischen Doktrin, bei der der Gegner so beeinflusst wird, dass er Entscheidungen trifft, die eigentlich im Interesse Moskaus liegen. Russland versucht demnach, seine geopolitischen Zielsetzungen über persönliche Kanäle und politische wie wirtschaftliche Anreize in Washington zu verankern, was besonders in der Trump-Regierung auf fruchtbaren Boden stößt.

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Kritiker werfen speziell Witkoff eine langjährige Verbindung zu russischen Geldflüssen und Akteuren aus dem Umfeld der russischen organisierten Kriminalität vor. Der New Yorker Immobilienunternehmer schrieb schon 2010 ein Empfehlungsschreiben für seinen „Freund“ Anatoly Golubchik, der 2013 wegen Geldwäsche, Erpressung und diverser weiterer krimineller Aktivitäten in den USA zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Unter anderem betrieb er auch aus dem Trump Tower einen illegalen Glücksspielring.

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Der republikanische Abgeordnete Don Bacon übte am Mittwoch scharfe Kritik am US-Sondergesandten. Es sei „offensichtlich, dass Witkoff voll und ganz auf der Seite der Russen steht“, schrieb er. „Man kann ihm nicht zutrauen, diese Verhandlungen zu führen. Würde ein von Russland bezahlter Agent weniger tun als er? Er sollte entlassen werden.“ (jmi)

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