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Seitenhieb gegen Trump: China verkündet überraschende Klimaziele – Experten bleiben skeptisch
China setzt sich neue Ziele für den Kampf gegen den Klimawandel. Doch die Ankündigung von Staatschef Xi per Video vor den Vereinten Nationen überzeugt nicht alle.
Stand:
China hat wenige Wochen vor der in Brasilien tagenden Weltklimakonferenz COP30 konkrete Klimaziele für die kommenden Jahre festgelegt – und damit eine klare Gegenposition zu US-Präsident Donald Trump bezogen. Die Volksrepublik werde bis 2035 den Ausstoß von Treibhausgasen gemessen an den Höchstwerten um sieben bis zehn Prozent senken, sagte Präsident Xi Jinping in einer Videobotschaft beim Klimagipfel der Vereinten Nationen (UN) in New York. Ohne die USA namentlich zu nennen, kritisierte er Länder, die sich gegen den globalen Übergang zu sauberer Energie stemmten.
Laut Xi wird China den Anteil nicht fossiler Energie am gesamten Energiekonsum auf mehr als 30 Prozent steigern. Zudem strebe das Land an, die installierte Kapazität an Wind- und Sonnenenergie bis 2035 auf insgesamt 3600 Gigawatt zu erhöhen – das sei sechsmal so viel, wie im Jahr 2020 aufgebaut gewesen sei, erklärte er. Verkaufte Neufahrzeuge sollen ihm zufolge überwiegend Elektro- und Hybridautos sein.
Trump hatte dagegen am Dienstag in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung den Klimawandel abgetan. „Es ist der größte Schwindel, der der Welt je aufgetischt wurde“, sagte Trump. Er kritisierte Länder wie die EU-Mitgliedstaaten und China für den Einsatz erneuerbarer Energien.
Die US-Regierung verfolgt unter Trump eine Politik der „Energiedominanz“, die sich auf die Produktion und den Export von Öl, Erdgas und Kohle, aber auch Kernenergie konzentriert. Die USA sind unter Trump zudem zum zweiten Mal aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 ausgetreten.
„Wichtiger Schritt“ oder „ungenügend“?
Experten bewerteten die neuen Klimaziele Chinas – bei den UN offiziell national festgelegte Beiträge (NDC) genannt – unterschiedlich. „Chinas aktualisierte NDC sind ein wichtiger Schritt nach vorn, der einen tieferen Wandel hin zu einer saubereren, nachhaltigeren Energiezukunft bewirken kann“, sagte Muyi Yang von der Denkfabrik Ember. Der neue Plan werde zwar nicht alles lösen, aber er signalisiere Engagement, was Kapital freisetze und einen schnelleren Rückgang der Emissionen beschleunige, sagte er.
Das Zentrum für Forschung zu Energie und sauberer Luft (Crea) bewertete Chinas Senkung von Treibhausgasen als ungenügend. „Das Gesamtziel bleibt weit hinter dem zurück, was für die Angleichung an die Ziele des Pariser Abkommens erforderlich ist“, sagte Analyst Lauri Myllyvirta. Da kein Basisjahr für die Emissionsreduzierungen festgelegt worden sei, bleibe die Tür für kurzfristige Emissionserhöhungen offen, erklärte er.
Wirkung von Chinas Vorgaben
China will bis 2030 die Spitze beim Ausstoß von Kohlenstoffdioxid erreicht haben und bis 2060 klimaneutral sein. Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und größter CO₂-Emittent könnten Pekings Pläne auch andere Staaten unter Druck setzen, ambitionierte Ziele zu vereinbaren. China produziert weiter viel Storm aus Kohle, baut aber parallel kräftig Kapazitäten bei erneuerbaren Energien zu. Experten vermuten deshalb, dass die Volksrepublik ihre CO₂-Spitze schon vor 2030 erreichen könnte.
Die COP30 beginnt am 10. November im brasilianischen Bélem. Rund 190 Länder hätten angekündigt, in diesem Jahr noch neue Klimapläne vorzulegen, oder sie hätten dies bereits getan, sagte ein Sprecher des UN-Klimasekretariats der Deutschen Presse-Agentur.
UN-Klimachef Simon Stiell sei in der Welt unterwegs – darunter in Brasilien, China, Südafrika und anderen Ländern, um auf ambitionierte Pläne hinzuwirken, hieß es aus UN-Kreisen. Dort sehe er immer wieder die Probleme, mit denen viele Länder derzeit zu kämpfen hätten – etwa finanzielle Schwierigkeiten oder die ungleiche Verteilung des Booms der erneuerbaren Energien. (dpa/Reuters)
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