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Selenskyj widerspricht US-Darstellung: „Haben nur über ein Kraftwerk gesprochen“ – USA wollen vier AKW übernehmen
Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj haben über eine Übernahme von Atomkraftwerken in der Ukraine durch die USA gesprochen. Offenbar gibt es jedoch unterschiedliche Auffassung darüber, welche der Anlagen infrage kommen.
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Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat der Darstellung der US-Regierung zu seinem Gespräch mit Präsident Donald Trump in einem wichtigen Punkt widersprochen. „Wir haben nur über ein Kraftwerk gesprochen, das unter russischer Besatzung steht“, sagte er der Zeitung „Financial Times“ mit Verweis auf das Akw Saporischschja im Süden der Ukraine.
Zuvor hatte die US-Regierung mitgeteilt, Trump habe Selenskyj eine Übernahme aller vier ukrainischen Atomkraftwerke als Sicherheitsgarantie vorgeschlagen. Die Regierung in Kiew hat derzeit die Kontrolle über drei der ukrainischen Kernkraftwerke, während Russland das vierte in Saporischschja 2022 erobert hat und bis heute besetzt hält. Zudem befindet sich das vor Jahrzehnten havarierte und inzwischen versiegelte AKW Tschernobyl.
Ob das größte Akw Europas eine Rolle in künftigen Sicherheitsvereinbarungen spielen könne, hänge davon ab, „ob wir es zurückbekommen und wieder in Betrieb nehmen können“, sagte Selenskyj. Er habe mit Washington erkundet, ob nicht die USA Saporischschja von den Russen zurückholen könnten.
Der Präsident der Ukraine erklärte, dass für die Wiederherstellung des Bahnhofs nahe dem AKW eine entsprechende Infrastruktur und technische Unterstützung erforderlich seien. Er brachte außerdem die Bereitschaft der Ukraine zum Ausdruck, mit den Vereinigten Staaten die Möglichkeit einer Modernisierung und Investition in das Kernkraftwerk Saporischschja zu erörtern, falls sich eine solche Gelegenheit ergibt.
US-Energieminister greift Vorschlag auf
Zuvor war Trumps Vorschlag auch noch einmal von US-Energieminister Chris Wright auf Fox News aufgegriffen worden. Auf die Frage nach einer möglichen Beteiligung der Vereinigten Staaten an der Verwaltung der ukrainischen Kernenergie zur Beendigung des Krieges antwortete Wright, dass „es kein Problem gibt, wir können es tun”. Er stellte klar, dass der Prozess nicht die Anwesenheit amerikanischer Mitarbeiter vor Ort erfordere.
Selenskyj, der sich derzeit in Finnland aufhält, betonte zudem, er sei nicht zu Zugeständnissen gegenüber Russland gedrängt worden. „Heute habe ich keinen Druck verspürt“, sagte er in einer Online-Pressekonferenz.
Alle Kernkraftwerke in der Ukraine befinden sich zu 100 Prozent in Staatsbesitz. Schon vor dem Einmarsch Russlands produzierten Kraftwerke die Hälfte der Energie des Landes, und nach der Zerstörung von Wärme- und Wasserkraftanlagen ist der Anteil noch weiter gestiegen. Dennoch laufen die Kernkraftwerke seit Langem mit Verlust und müssen quersubventioniert werden. (Trf mit Agenturen)
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