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„SIE haben dankbar zu sein“: Der Schlagabtausch zwischen Selenskyj und Trump im Wortlaut
Das Treffen zwischen Selenskyj und Trump gerät außer Kontrolle. Der Ukrainer wird von dem US-Präsidenten und seinem Vize Vance in die Mangel genommen. Hier das Protokoll.
Stand:
Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus ist völlig eskaliert. Trump überzog Selenskyj vor laufenden Kameras lautstark mit heftigen Vorwürfen.
Angefangen hatte es, als sich Vizepräsident J.D. Vance in das Gespräch der beiden Präsidenten einklinkte. „Ich denke, es ist respektlos von Ihnen, ins Oval Office zu kommen und zu versuchen, dies vor den amerikanischen Medien zu verhandeln“, antwortete er auf die Ausführungen von Selenskyj, was bereits an diplomatischen Versuchen unternommen wurde, um den Krieg zu beenden.
Stattdessen solle Selenskyj „dem Präsidenten dafür danken, dass er Sie zu dieser Konferenz (Verhandlungen mit Russland) eingeladen hat“, sagte J.D. Vance weiter. Daraufhin fragte Selenskyj den Vizepräsidenten: „Waren Sie jemals in der Ukraine? Haben Sie die Probleme gesehen, die wir haben? Kommen Sie einmal.“
„Ich habe die Geschichten gesehen, und ich weiß, was passiert. Sie bringen Menschen auf eine Propagandatour“, unterstellte Vance dem ukrainischen Präsidenten.
Dann kam der US-Vizepräsident auf Rekrutierungsprobleme der ukrainischen Armee zu sprechen und warf Selenskyj erneut fehlenden Respekt vor: „Denken Sie, dass es respektvoll ist, in das Oval Office der Vereinigten Staaten von Amerika zu kommen und die Regierung anzugreifen, die versucht, die Zerstörung Ihres Landes zu verhindern?“
Trump warnt vor Drittem Weltkrieg
„Jeder hat Probleme, auch Sie“, erwiderte Selenskyj. „Aber Sie haben ein schönes Meer und spüren es jetzt nicht. Aber Sie werden es in der Zukunft spüren.“ Darauf entgegnete Trump: „Das wissen Sie nicht. Sagen Sie uns nicht, was wir fühlen werden. Wir versuchen, ein Problem zu lösen.“
„Sie sind im Moment nicht in einer sehr guten Position. Ihr habt zugelassen, dass ihr in einer sehr schlechten Position seid“, warf Trump Selenskyj vor. „Sie spielen mit dem Leben von Millionen von Menschen. Sie setzen den Dritten Weltkrieg aufs Spiel. Sie spielen mit dem Dritten Weltkrieg, und was Sie tun, ist sehr respektlos gegenüber dem Land, diesem Land, das Sie weit mehr unterstützt hat, als viele Leute sagen, dass sie es sollten.“
„Haben Sie sich in dieser ganzen Sitzung auch nur einmal bedankt?“, will Vance dann plötzlich von Selenskyj wissen. „Sehr oft“, erwidert dieser und wird gleich darauf vom US-Vize angegangen, er habe „Wahlkampf für die Opposition“ gemacht. „Sie sollten ein paar Worte der Wertschätzung für die Vereinigten Staaten von Amerika und den Präsidenten aussprechen, der versucht, Ihr Land zu retten.“
Hier sehen Sie das Wortgefecht zwischen Trump und Selenskyj im Video:
„Sie denken, dass Sie, wenn Sie sehr laut über den Krieg sprechen“, fängt Selenskyj daraufhin einen Satz an und wird abrupt von Trump unterbrochen. „Er spricht nicht laut. Ihr Land ist in großen Schwierigkeiten. Moment mal, nein, nein, Sie haben schon viel geredet. Ihr Land ist in großen Schwierigkeiten.“ Selenskyj ist sich dem durchaus bewusst: „Ich weiß“.
„Sie werden nicht gewinnen. Sie werden das nicht gewinnen“, redet Trump auf Selenskyj ein. „Sie haben eine verdammt gute Chance, unseretwegen gut da herauszukommen.“ Der ukrainische Präsident versucht wieder zu Wort zu kommen: „Wir bleiben in unserem Land und bleiben stark, seit der Krieg begonnen hat. Wir waren allein. Und wir sind dankbar.“
Trump beleidigt Biden
„Sie waren nicht allein“, erwidert Trump. „Wir haben Ihnen durch diesen dummen Präsidenten (Joe Biden) 350 Milliarden Dollar gegeben.“ Ohne die US-Unterstützung wäre der Krieg in zwei Wochen vorbei gewesen, sagte er weiter und schubst den ukrainischen Präsidenten etwas. Putin habe gesagt, der Krieg sei ohne die Unterstützung in drei Tagen vorbei gewesen, winkt Selenskyj ab.
„Es wird sehr schwer sein, auf diese Weise Geschäfte zu machen“, attestiert Trump. Da äußert sich Vance wieder und fordert Selenskyj erneut auf, sich zu bedanken. Der ukrainische Präsident solle akzeptieren, dass es Unstimmigkeiten gebe und diese gemeinsam ausgeräumt werden müssten, „anstatt es in den amerikanischen Medien auszufechten, wenn man im Unrecht ist. Wir wissen, dass Sie im Unrecht sind“.
Da schaltet sich Trump wieder ein: „Ich denke, es ist gut für das amerikanische Volk zu sehen, was vorsichgeht. Deshalb habe ich das (Gespräch) so lange laufen gelassen.“ Ebenfalls von Trump: „Ihr müsst dankbar sein. Ihr habt die Karten nicht in der Hand. Ihr seid dort begraben. Eure Leute sterben. Euch gehen die Soldaten aus.“
Trump reagiert wütend auf Journalistenfrage
Zu diesem Zeitpunkt war Trump schon ziemlich rot im Gesicht geworden. „Wenn wir jetzt einen Waffenstillstand erreichen könnten, sage ich Ihnen, würden Sie diesen annehmen. Damit die Kugeln nicht mehr fliegen und eure Männer nicht mehr getötet werden“, sagte der US-Präsident zur Diskussion über einen Waffenstillstand. Selenskyj erwiderte, dass er aber auch Garantien haben wolle. Ein Waffenstillstand alleine würde nicht viel bringen. Das würden auch andere so sehen.
Die Presse hielt sich während des Gesprächs zurück. Eine Reporterfrage wurde am Ende jedoch zugelassen: „Was ist, wenn Russland den Waffenstillstand bricht?“
Trump antwortete aufgebracht: „Was ist, wenn jetzt eine Bombe auf Ihren Kopf fällt? Ok ... Ich weiß es nicht. Sie haben ihn mit Biden gebrochen, weil sie Biden nicht respektiert haben. Sie haben Obama nicht respektiert. Sie respektieren mich. Lassen Sie mich Ihnen sagen, dass Putin eine Menge mit mir durchgemacht hat. Er hat eine falsche Hexenjagd mitgemacht, bei der sie ihn und Russland, Russland, Russland benutzt haben.“
Im Anschluss zog er noch über die Demokraten, Hillary Clinton, den ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden und dessen Sohn Hunter her. Selenskyj sitzt daneben und fühlt sich sichtlich unwohl. Nach seiner Tirade und erneuten Vorwürfen beendet Trump das Gespräch: „Ich denke, wir haben genug gesehen.“
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