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Das Agentenpaar wird von Präsident Putin am Flughafen empfangen.

© imago/ITAR-TASS/Mikhail Voskresensky

Sie lebten fünf Jahre mit falscher Identität: Russisches Agentenpaar gibt erstes Interview in Freiheit

Bei dem von der Türkei organisierten Gefangenenaustausch kam auch ein russisches Agentenpaar und ihre zwei Kinder frei. Jetzt haben die Ex-Spione ein Interview im russischen Staatsfernsehen gegeben.

Stand:

Nach seiner Rückkehr nach Russland im Zuge eines großangelegten Gefangenenaustauschs hat sich ein russisches Agentenpaar erstmals öffentlich geäußert.

„Als ich die Ehrengarde vom Fenster des Flugzeugs aus sah, musste ich weinen“, beschrieb Anna Dulzewa in einem am Montagabend ausgestrahlten Interview im russischen Staatsfernsehen den Moment ihrer Rückkehr nach Russland. Ihre Tochter Sofiya habe ihr gesagt, „es ist das erste Mal, dass ich dich weinen sehe“.

Gemeinsam mit ihrem Mann Artiom lebte Dulzewa fünf Jahre lang als russische Spionin unter falschen Namen und mit falschem Pass in Slowenien. 2022 wurden beide verhaftet und in der vergangenen Woche wegen „Spionage und Dokumentenfälschung“ verurteilt.

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Kurz darauf wurde das Paar allerdings im Rahmen eines Gefangenenaustauschs zwischen Russland und westlichen Staaten freigelassen und am vergangenen Donnerstag mit militärischen Ehren in Russland empfangen.

Die Kinder erfuhren erst auf dem Flug nach Moskau von der Scheinidentität der Eltern

Die Dulzews hatten sich in Slowenien als argentinische Einwanderer ausgegeben. Die elfjährige Tochter Sofiya und ihr neunjähriger Bruder Daniil erfuhren ihren Eltern zufolge erst auf dem Flug nach Russland, dass ihre Eltern russische Spione waren und ihre bisherige Identität komplett erfunden war.

Das Wichtigste für uns ist die Familie und die Familie, das ist unser Land.

Artiom Dulzew, russischer Agent.

Wir haben den Kindern gesagt, dass wir Russen sind, dass sie Russen sind und dass wir die Dulzews sind“, sagte Mutter Anna Dulzewa, die bisher in Slowenien unter dem Namen Maria Rosa Mayer Munos lebte und laut eigenen Angaben mit ihren Kindern nur Spanisch sprach.

Sofiya „war emotional, sie weinte ein wenig“, sagte ihr Vater Artiom Dulzew. Sohn Daniil habe „etwas ruhiger reagiert, aber sehr positiv“, berichtete Dulzew, dessen Deckname Ludwig Gisch war. Die Kinder waren nach der Verhaftung des Paares in Slowenien in Pflegefamilien untergebracht worden. „Das Wichtigste für uns ist die Familie und die Familie, das ist unser Land“, sagte Dulzew weiter.

Das Paar war als sogenannte „Illegale“, für den russischen Geheimdienst tätig. Diese Schläferagenten bauen sich während mehrerer Jahre eine falsche Existenz auf, unter deren Deckmantel sie dem russischen Staat Informationen beschaffen.

Bei diesen Agenten handle es sich um „hochklassige Spezialisten“, sagte der Sprecher des Interviews. „Diese Menschen widmen ihr ganzes Leben dem Dienst am Mutterland und bringen Opfer, die ein normaler Mensch nicht nachvollziehen kann.“

Der Fall der Dulzews erinnert an ein in Deutschland verurteiltes Agentenpaar, das unter den Namen Heidrun und Andreas Anschlag unter anderem mit Hilfe eines niederländischen Beamten EU- und Nato-Interna ausspionierte. Das Paar war 2013 in Stuttgart wegen „geheimdienstlicher Agententätigkeiten in besonders schweren Fällen“ zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Beide gaben sich als in Südamerika geborene Österreicher aus und lebte mehr als zwei Jahrzehnte unbescholten in Deutschland. Über ihre wahre Identität konnte das Gericht damals nicht viel herausfinden. (AFP)

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