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Ein verwundetes palästinensisches Kind wird im Gazstreifen in eine Klinik gebracht.

© Reuters/Ramadan Abed

Skalpelle fehlen, OP’s ohne Narkose: Britische Chirurgin nennt Lage in Gaza „wirklich barbarisch“

Für Operationen mangelt es in den Kliniken im Kriegsgebiet an dem Nötigsten, sagt eine Ärztin. Sie berichtet von unvorstellbaren Zuständen. Oft werden auch Kinder Opfer der Angriffe Israels.

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Grauen im Gazastreifen: Für Operationen mangelt es in dortigen Krankenhäusern offenbar mittlerweile selbst an Skalpellen. „Alles, was wir jetzt verwenden, sind unsere letzten Ressourcen, wir haben jetzt nur noch eine Größe übrig für die Skalpelle, und das passt für ganz viele Operationen einfach nicht“, schildert die britische Chirurgin Victoria Rose im „heute Journal“ des ZDF die desaströse Lage.

Wenn wir operieren, dann halten andere Mediziner diese Patienten fest.

Victoria Rose, Chirurgin aus Großbritannien, die im Gazastreifen hilft

Auch Anästhetika fehlten: „Wenn wir operieren, dann halten andere Mediziner diese Patienten fest.“ Viele könnten gar nicht betäubt werden. „Es ist wirklich barbarisch.“

Rose ist seit Beginn der israelischen Angriffe auf die Hamas zum dritten Mal im Gazastreifen. Am Mittwoch habe sie in dem Hospital in Chan Junis im Süden des Küstenstreifens zehn Patienten operiert, begonnen habe es am Morgen mit einem Dreijährigen, dessen Körperoberfläche – Arme, Beine, Gesicht, Oberkörper – durch eine Explosion zu 45 Prozent verbrannt sei.

Später habe sie ein vierjähriges Mädchen behandelt – sie hätten entschieden, ihren Arm nicht zu amputieren, der Rest der Hand sei nicht mehr vorhanden gewesen. „All die Patienten haben Gliedmaßen verloren, ganze Gliedmaßen verloren, oder Brandverletzungen erlitten. Die Hälfte davon war unter 10 (Jahre).“

Israel lässt Hilfstransporte in Gazastreifen

Wir schaffen es nicht, so viele Menschen zu retten, wie es in Europa möglich wäre, aber wir retten Menschen – und deshalb machen wir weiter“, sagte Rose. Die Menschen seien unterernährt, das sehe man sofort an den Kindern, sie seien sehr viel kleiner als die Kinder im Westen.

Sie hätten nicht die Möglichkeit, dass ihre Wunden heilten, weil ihnen Vitamine und Mineralien fehlten. Deswegen gebe es auch sehr viele Infektionen. Bei vielen Kindern fehlten Zähne, die zweijährige Tochter einer Freundin habe Haarausfall. Ihre Motivation erklärte Rose auch damit, ihren Kollegen vor Ort helfen zu wollen. So könnten sie auch mal Pause machen. „Das ist unglaublich wichtig.“

Im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mittlerweile alle Kliniken außer Betrieb.

Am Donnerstag trafen im Gazastreifen nach israelischen Angaben 100 weitere Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern der Vereinten Nationen ein.

100 Lastwagen mit Hilfslieferungen der Vereinten Nationen und der internationalen Gemeinschaft seien am Mittwoch über den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen gebracht worden, teilte die für das Palästinensergebiet zuständige israelische Behörde Cogat mit. Die Lastwagen hätten unter anderem Mehl, Babynahrung und medizinische Ausrüstung transportiert. (dpa)

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