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Drei weitere Menschen aus Trümmern gerettet: Nachbeben der Stärke 5 in der Türkei erwartet
Noch immer hoffen Angehörige auf Überlebende, doch die Zahl der Toten steigt weiter. Der türkische Katastrophenschutz warnt derweil vor Nachbeben.
Stand:
Die Menschen in den von Erdbeben zerstörten Gebieten müssen auch in den kommenden Tagen mit starken Erschütterungen rechnen.
Man erwarte Nachbeben mit einer Stärke von mehr als fünf, sagte der Geschäftsführer für Risikominderung des türkischen Katastrophenschutzes Afad, Orhan Tatar, am Freitag der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Etwa alle vier Minuten gebe es in der Region ein Nachbeben.
Bisher habe es mehr als 4700 Nachbeben gegeben, 40 dieser Beben seien stärker als vier gewesen. „Das ist eine sehr außergewöhnliche Situation“, sagte Tatar. Mehr als 84.000 Gebäude in der Türkei seien entweder eingestürzt oder stark beschädigt, sagte der Minister für Stadtplanung, Murat Kurum, am Freitag.
In den Erdbebengebieten wird immer noch davor gewarnt, in die Häuser zurückzukehren und darum gebeten, sich von Gebäuden fernzuhalten. Aus Mangel an Alternativen, auf der Suche nach Kleidung oder auch nach persönlichen Gegenständen gehen Menschen jedoch immer noch zurück in ihre Gebäude, wie eine dpa-Reporterin von vor Ort berichtete.
Elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet haben türkische Rettungskräfte drei weitere Menschen aus den Trümmern gerettet, unter ihnen ein 14-jähriger Junge.
Drei weitere Menschen aus Trümmern gerettet
Osman sei 260 Stunden nach dem Beben lebend aus den Trümmern seines Wohnhauses in Antakya in der südlichen Provinz Hatay geborgen worden, erklärte Gesundheitsminister Fahrettin Koca am Freitag auf Twitter. Eine Stunde später seien der 33-jährige Mustafa und der 26-jährige Mehmet gerettet worden.
Der 14-jährige Osman wurde nach seiner Rettung einem „Eingriff“ in einem Krankenhaus unterzogen, Koca machte aber keine Angaben zur Schwere seiner Verletzungen. Laut einem Foto war er aber offenbar bei Bewusstsein. Wie die Nachrichtenagentur DHA berichtete, befanden sich die beiden jungen Männer Mehmet und Mustafa in den Trümmern desselben Gebäudes. Nach Angaben des Ministers wurden auch sie sofort ins Krankenhaus gebracht.
Koca postete ein Video, in dem zu sehen ist, wie Mustafa einen Verwandten anruft und fragt: „Geht es meiner Mutter gut?“ Als er die Antwort „Allen geht es gut“ erhält, lächelt er erleichtert.
Menschen können in der Regel etwa 72 Stunden ohne Wasser überleben. Die, die nun noch gerettet werden, müssen Medizinern zufolge also irgendeine Art von Wasserversorgung in den Trümmern gefunden haben.
Mehr als 41.000 Todesopfer durch das Erdbeben
Wie am Donnerstagabend aus Angaben der örtlichen Behörden und Rettungskräfte hervorging, wurden seit der Katastrophe am 6. Februar in der Türkei 38.044 Tote gefunden und in Syrien 3688. Damit gehört die Katastrophe zu den zehn tödlichsten Erdbeben der vergangenen 100 Jahre.
Am Donnerstag wurden in der Türkei zwei junge Frauen mehr als 250 Stunden nach dem Beben noch lebend aus den Trümmern gerettet. Zahlreichen anderen Verschütteten kann hingegen nicht mehr geholfen werden und die Not im Katastrophengebiet ist riesig.
„Die Rettungsphase, bei der Menschen lebend aus den Trümmern gezogen und bei der unter Trümmern Verstorbene gefunden werden, neigt sich dem Ende zu“, sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths während eines Besuchs im syrischen Aleppo am Montag.
Jetzt beginne die humanitäre Phase, um Betroffene mit Unterkünften, „psychosozial“ sowie mit Lebensmitteln, Schulunterricht und „einem Sinn für die Zukunft“ zu versorgen. Zur Verbesserung der humanitären Hilfe in schwer zugänglichen Erdbebengebieten Syriens will Präsident Baschar al-Assad Diplomaten zufolge zwei weitere Grenzübergänge in die Türkei öffnen.
Die Uno rief zu internationaler Hilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei in Höhe von einer Milliarde Dollar (rund 936 Millionen Euro) auf. Für die Erdbebenopfer in Syrien startete sie einen Spendenaufruf in Höhe von rund 400 Millionen Dollar. (AFP, dpa)
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