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International LinkedIn-Newsletter/ Bischöfin Mariann Budde ohne Logo

© Fotos: dpa/Evan Vucci; Freepik

Thank God It’s International Friday 21: Trump 2.0: Zwischen Konfrontation und Kooperation

Die Themen der Woche: Friedrich Merz’ schöne neue Welt | Die mutige Bischöfin von Washington | Warum das deutsch-französische Verhältnis doch nicht vor dem Niedergang steht

Anja Wehler-Schöck
Eine Kolumne von Anja Wehler-Schöck

Stand:

Thank God It’s International Friday! Willkommen zur heutigen Ausgabe des TGIIF, dem internationalen Newsletter des Tagesspiegels bei LinkedIn. Hier können Sie ihn kostenlos abonnieren.

Gerade noch im Sinkflug dominiert Friedrich Merz seit dem gestrigen Donnerstag wieder die Debatte in Deutschland. Die „Tag 1“- und „Grenzen dicht“-Rhetorik des Kanzlerkandidaten der Union zur deutschen Migrationspolitik erinnert mit Sicherheit nicht eben zufällig an die Worte Donald Trumps.

Klingt spannend? Dann schalten Sie am Sonntagmittag beim Presseclub im Ersten ein. Gemeinsam mit Anna Sauerbrey, Thomas Gutscher und Sergej Lochthofen bin ich bei Ellen Ehni zu Gast und wir werden über die Frage diskutieren, ob Trump in Sachen Migration deutschen Politikern nun als Vorbild dient.

Bitte recht freundlich: Friedrich Merz‘ Zurückhaltung zu Trump

Trumps Name fiel in Merz‘ außenpolitischer Grundsatzrede, die der Kanzlerkandidat gestern beim Global Leaders Dialogue der Körber-Stiftung hielt, übrigens gerade einmal. Auch kein Zufall, vermute ich schwer. Denn Merz hat klar signalisiert, dass er im Verhältnis mit Trump nicht die Konfrontation sucht, sondern sich alle Türen offenhalten will.

Ist Merz gegenüber Trump zu unkritisch, habe ich Steven Sokol, den Präsidenten des American Council on Germany, nach der Rede gefragt. „Im Ausland muss man mit der Regierung zusammenarbeiten, die im Amt ist. Es bringt nichts zu sagen, wir hätten aber lieber jemand anderen“, sagt Steven Sokol. Warum er glaubt, dass Friedrich Merz Trumps Taktik verstanden hat, und wie die Ankündigungen des Kanzlerkandidaten in Washington aufgenommen werden könnten, lesen Sie hier. 👇

Um Gottes Willen! Bischöfin Budde nimmt kein Blatt vor den Mund

Keine Scheu vor kritischen Worten zeigte indes die Washingtoner Bischöfin Mariann Edgar Budde. Ich musste diesmal auch gar nicht lange nachdenken, wer für mich die Person der Woche ist. „Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, Erbarmen mit den Menschen in unserem Land zu haben, die jetzt Angst haben“, sagte sie an Trump gerichtet in ihrer Predigt während des Gottesdienstes zur Amtseinführung.

Die Reaktionen von Trump und seinem Lager zeigen, wie man dort mit Dissens umgeht. Trump beschimpfte die Bischöfin auf seiner Online-Plattform Truth Social als „unangenehm und weder überzeugend noch klug“ und nannte sie eine „linksradikale Trump-Hasserin“. Der republikanische Kongressabgeordnete Mike Collins forderte, Budde „auf die Abschiebeliste“ zu setzen. Lesen Sie mehr über die mutige Bischöfin im Beitrag meines Kollegen Malte Lehming. 👇

Die Bischöfin steht für mich exemplarisch für die Rolle, die die National Cathedral in Washington spielt. Die Kathedrale ist dort nicht nur eine politische Institution, in der wichtige Ereignisse wie Staatsakte und Gedenkfeiern abgehalten werden. Sie spielt auch gesellschaftspolitisch eine große Rolle.

Vier Jahre habe ich während der ersten Trump-Administration im Einzugsgebiet der Kathedrale gewohnt und erlebt, mit welch kritischem Blick und gleichzeitig konstruktivem Engagement sich die Gemeinde dort um Versöhnung und Einheit in der amerikanischen Gesellschaft bemüht.

Der Staatsakt für den am 29. Januar verstorbenen US-Präsidenten Jimmy Carter in der National Cathedral.

© AFP/HAIYUN JIANG

Gleich mal durchregieren: So startet Trump in seine zweite Amtszeit

Kaum hatte er am Montag den Amtseid abgelegt, unterzeichnete Trump zahlreiche Dekrete. Etliche betreffen Themen, die gar nicht in den Kompetenzbereich des Präsidenten fallen. Schon laufen die ersten Klagen dagegen. Das Dekret zur Staatsbürgerschaft wurde bereits gekippt.

Für Steven Sokol sind die Dekrete eher wie „Pressemitteilungen“ zu verstehen. Trump kündige damit eine Linie für seine zweite Amtszeit an, „wohl wissend, dass er für die Umsetzung vieler Maßnahmen den Kongress brauchen wird“, sagt der ACG-Präsident.

Wie es unter Trump 2.0 nun weitergehen wird, darüber habe ich diese Woche mit Juliane Schäuble, der Korrespondentin des Tagesspiegels in Washington, sowie den US-Experten Julius van de Laar und Laura von Daniels diskutiert. Sie konnten nicht mit dabei sein? Die Aufzeichnung unseres Gesprächs finden Sie hier.

Was ist von einem möglichen Treffen zwischen Trump und Putin zu erwarten? Darüber habe ich mit Daniel Benjamin, dem Präsidenten der American Academy in Berlin, gesprochen. Trumps Strategie, spektakuläre Gipfeltreffen abzuhalten und so zu tun, als sei alles großartig, wird nicht mehr funktionieren, sagt der ehemalige US-Spitzendiplomat. Das ganze Interview lesen Sie hier. 👇

Möchten Sie lieber mal wieder etwas über Putin als ständig über Trump lesen? Dann lege ich Ihnen die Serie „Seit 25 Jahren an der Macht“ meines Kollegen Frank Herold ans Herz: angefangen von Putins Werdegang, über sein politisches Umfeld, die Frauen in seinem Schatten und bis hin zu seinem Vermögen. Absolute Leseempfehlung!

La France et l‘Allemagne: On s‘entend

Der Good-News-Zuschlag geht diese Woche an François Delattre. In einer Zeit, in der alle den Niedergang der deutsch-französischen Beziehungen beklagen, hat der französische Botschafter in Deutschland beim gestrigen Neujahrsempfang des Deutsch Französischen Wirtschaftskreises auf eine besonders erfreuliche Entwicklung hingewiesen.

Zum ersten Mal seit 20 Jahren ist das Interesse junger Menschen in Deutschland an der französischen Sprache wieder gestiegen! Im Schuljahr 2023/24 lernten rund 80.000 mehr Schülerinnen und Schüler Französisch als im Vorjahr. Wenn das kein Grund ist, den Champagner auszupacken. 🥂

Das war’s von mir für heute. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bis nächsten Freitag!

Herzlich Ihre Anja Wehler-Schöck

P.S.: Vielen Dank an Bettina Seuffert für die Graphik und an Miriam Schröder fürs Feedback.

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