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Trotz anfänglicher Blockade Russlands: Weltgemeinschaft nimmt UN-Reformplan in New York an
Deutschland hat ein UN-Abkommen zur Erneuerung der internationalen Ordnung ausgehandelt. Kanzler Scholz ist zur feierlichen Annahme nach New York gereist – doch zunächst sorgt Russland für einen Eklat.
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Die UN-Vollversammlung hat trotz einer vorübergehenden russischen Blockade einen Grundsatzpakt zur Erneuerung der internationalen Ordnung angenommen. Der Präsident des größten UN-Gremiums Philemon Yang erklärte den unter deutscher Führung ausgehandelten UN-Zukunftspakt in New York für verabschiedet.
Der vor Ort anwesende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) setzt darauf, dass der verabschiedete Pakt neues Vertrauen in die Vereinten Nationen schafft. „In einer Zeit großer Spannungen und Unsicherheiten brauchen wir den Pakt für die Zukunft mehr denn je“, sagte der SPD-Politiker in seiner Rede. Er bringe die Entschlossenheit zum Ausdruck, Herausforderungen wie Krieg, Klimawandel, Armut und Hunger, weltweite Gesundheitsbedrohungen oder Künstliche Intelligenz gemeinsam anzugehen. „Der Zukunftspakt kann uns als Kompass dienen. Als Kompass, dessen Nadel in Richtung einer stärkeren Zusammenarbeit und Partnerschaft weist, statt hin zu mehr Konflikten und Zersplitterung.“
Der Pakt mache deutlich, „dass all das Gerede von Spaltung, Polarisierung und Unsicherheit nicht das Ende unserer Vereinten Nationen sein wird“, betonte Scholz. „Weil wir noch immer zusammenarbeiten. Weil wir einander noch immer vertrauen. Weil wir uns noch immer zu den Grundsätzen der UN-Charta bekennen. Und weil wir noch immer dazu bereit sind, einander mit Respekt und Fairness zu behandeln.“ Der von Deutschland und Namibia über viele Monate ausgehandelte Pakt zur Reform der Vereinten Nationen war zuvor gegen den Willen von Russland und anderen Ländern angenommen worden.
Russlands Antrag wird abgewehrt werden
Die 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen sollten das Abkommen eigentlich einstimmig annehmen, doch Russland hatte sich zu Beginn der Zeremonie von dem Papier distanziert. Bei dem Zukunftsgipfel in New York beantragte der stellvertretende russische Außenminister Sergej Werschinin eine zusätzliche Änderung des Textes.
„Wenn unser Änderungsantrag nicht in den Text des Pakts aufgenommen wird, distanzieren wir uns auch vom Konsens zu diesem Dokument“, sagte Werschinin. Damit scheint die geplante gemeinsame Annahme des Papiers vom Tisch. Werschinin beklagte, dass den Ländern, die nicht zufrieden mit dem Abkommen seien, keine Möglichkeit für weitere Verhandlungen gegeben worden seien.
Der Kongo brachte direkt nach der russischen Ankündigung einen sogenannten Antrag auf Nichtbefassung ein. Damit wurde Russlands Antrag mit der Mehrheit von 143 Stimmen der UN-Vollversammlung abgewehrt. Zunächst war unklar, wie es weitergeht.
Moskau hatte schon vor dem hochrangig besetzten Treffen mit mehr als 120 Staats- und Regierungschefs für Unruhe gesorgt und damit gedroht, die Zeremonie zu stören. UN-Mitgliedsstaaten hatten sich in der Nacht zum Sonntag darauf vorbereitet, einen entsprechenden Antrag Moskaus zu dem sogenannten Zukunftspakt zu entgegnen. Schon bei der Arbeit am Zukunftspakt wurde vor allem Russland von Diplomatinnen und Diplomaten als Quertreiber gesehen.
In dem seit Beginn des Jahres mühsam verhandelten Pakt finden sich unter anderem Absichtserklärungen für eine Reform des UN-Sicherheitsrats und Forderungen nach einer Anpassung des internationalen Finanzsystems zugunsten des sogenannten Globalen Südens. Auch ein erstes Fundament für die weltweite Regulierung von Künstlicher Intelligenz soll damit gelegt werden. Ebenso wendet sich der Text gegen ein Wettrüsten im Weltraum.
Trotz einiger Lichtblicke bleibt der vorliegende finale Text Diplomaten zufolge aber hinter den sehr ambitionierten Erwartungen von UN-Generalsekretär António Guterres zurück. (dpa)
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