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US-Präsident Donald Trump geht auf dem Südrasen des Weißen Hauses während er zu einer Kundgebung nach Pittsburgh reist.

© dpa/Jacquelyn Martin

Trump stößt an seine Grenzen: Die Macht des Machers bröckelt

Es läuft nicht gut für Donald Trump. Ex-Buddy Elon Musk poltert gegen ihn, im Zollstreit geht China auf Konfrontation, in seiner „MAGA“-Bewegung tun sich tiefe Risse auf.

Malte Lehming
Ein Kommentar von Malte Lehming

Stand:

Die größte Schwäche von Donald Trump ist es, weder Geduld noch Durchhaltevermögen zu haben. Jenes langsame Bohren dicker Bretter, von dem der Soziologe Max Weber als dem Wesen der Politik sprach, ist ihm fremd. Er will schnelle Erfolge, Licht aus, Spot an. Da steht dann der Macher im grellen Scheinwerferlicht, umjubelt von seinen Fans.

Wenn es nicht gut für den 47. US-Präsidenten läuft, wird er unruhig, wechselt das Thema, fängt Streit an oder eröffnet ein anderes Schlachtfeld. Je schlechter es für ihn läuft, desto inniger sein Bestreben, von den Malaisen abzulenken.

Bundeskanzler Friedrich Merz, der an diesem Donnerstag zum Antrittsbesuch ins Weiße Haus kommt, könnte das zu spüren bekommen.

Denn es läuft nicht gut für Trump, gar nicht. Da ist der jüngste Zoff mit seinem Ex-Buddy Elon Musk, dem Techmilliardär. Der zieht drastisch über das von Trump geplante Steuer- und Ausgabengesetz her, nennt es eine „ekelhafte Abscheulichkeit“.

Beifall bekommt Musk ausgerechnet vom linken Demokraten Bernie Sanders. Der will errechnet haben, dass durch diese „Big Beautiful Bill“ (Trump) die reichsten Amerikaner 664 Milliarden Dollar an Steuererleichterungen bekämen. Auf der anderen Seite würden 290 Milliarden Dollar bei der Essensversorgung Bedürftiger gestrichen.

Vielleicht hat sich Trump seine zweite Amtszeit leichter vorgestellt. Stillstand ist ihm verhasst, und die Wirkung seiner radikalen, disruptiven Anfälle verpufft langsam.

Tagesspiegel-Autor Malte Lehming

Doch die Kritiker stoßen sich nicht allein an Begriffen wie Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Das überparteiliche Congressional Budget Office hat festgestellt, dass sich durch diesen Haushaltsplan die Schulden der US-Regierung in Höhe von 36,2 Billionen Dollar um weitere 3,8 Billionen Dollar erhöhen würden.

Eine Billion – das ist eine 1 mit zwölf Nullen, ausgeschrieben also 1.000.000.000.000. Das ist eine Summe, die sich darstellen, aber nicht mehr vorstellen lässt. Musk wollte den Staatsapparat schlanker machen, Trump bläht ihn auf.

Gleichzeitig gibt es Massenentlassungen im öffentlichen Dienst, Kürzungen in der Gesundheitsversorgung, tiefe Einschnitte beim „National Institute of Health“, das Bildungsministerium soll ganz geschlossen werden.

Auch der Zoff um die Zölle entwickelt sich nicht gut für Trump. China ist unbeeindruckt und bereit, den Konflikt auszutragen. Prominente Republikaner wie Senator Ted Cruz befürchten ein „politisches Blutbad“, Trumps Pläne könnten das Land in eine Rezession führen.

Immer deutlicher wird, dass die „MAGA“-Bewegung („Make America Great Again“) alles andere als homogen ist. Selbst beim Thema Migration tun sich Risse auf. Schon jetzt haben Unternehmen Probleme, ausreichend Arbeitskräfte zu finden. Das gilt besonders in der Gastronomie und auf dem Bau. Die Abschiebung von Millionen von undokumentierten Migranten würde den Arbeitsmarkt weiter schwer belasten.

Auch außenpolitisch Uneinigkeit

Was hält „MAGA“ überhaupt zusammen? Elon Musk etwa ist der Prototyp der globalen Avantgarde. Er operiert weltweit, seine Absatzmärkte kennen keine Grenzen, über seine Plattform „X“ kontrolliert er einen wesentlichen Teil des globalen Informationsraumes. Mit konservativen Sehnsüchten nach Heimat und lokaler Verbundenheit ist Musk nicht vertraut.

Die Techmilliardäre, mit denen sich Trump gerne umgibt, wissen um den Wert von Migration. Fünf der acht größten amerikanischen Technologiefirmen werden von Menschen mit Migrationshintergrund geleitet. Migranten oder ihre Kinder gründeten 45 Prozent der vom Magazin „Fortune“ gelisteten Top-500-Unternehmen, darunter Apple, Google und Levi Strauss.

Auch außenpolitisch herrscht Uneinigkeit. Soll die Ukrainehilfe weitergehen? Da stehen „America First“-Impulse gegen den Willen, Wladimir Putin nicht gewinnen zu lassen. Und in Nahost? Da ist kein Ende von Chaos und Krieg in Sicht.

Vielleicht hat sich Trump seine zweite Amtszeit leichter vorgestellt. Stillstand ist ihm verhasst, und die Wirkung seiner radikalen, disruptiven Anfälle verpufft langsam. Seine Anhänger halten noch zu ihm. Aber wenn auch sie die Folgen seiner Politik zu spüren bekommen, dürfte sich das sehr schnell ändern.

Im Unterschied zu Trump haben seine Gegner weitaus mehr Geduld und Durchhaltevermögen.

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