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Ukraine-Invasion, Tag 1049: Schwierige Bedingungen für Veteranen in Russland
Zustimmung für Selenskyj in der Ukraine sinkt + Offenbar fünf Nordkoreaner getötet + Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Wenn von heimkehrenden Soldaten die Rede ist, die Körperteile verloren oder mit schweren Traumata kämpfen, dann sind meist Ukrainer gemeint. Genauso gibt es aber auch auf russischer Seite Heimkehrer, die schwer verwundet sind.
Die „New York Times“ (Quelle hier) hat mit Aleksandr gesprochen, der im Sommer 2023 an die Front geschickt wurde, nach nur zwei Wochen Training in Russland. Einen Monat später musste sein Bein amputiert werden. Die Zeitung traf den Mann in einem Sanatorium in einem Moskauer Vorort.
Mindestens 300.000 russische Veteranen sollen schwer verletzt sein, wie aus Berechnungen der unabhängigen russischen Medien Mediazona und Meduza sowie der BBC hervorgeht.
Aleksandr sagt, er sei in die ukrainische Region Charkiw geschickt worden und habe dort Schützengräben ausheben müssen, wo Rekruten am Tag zuvor Minen gelegt hatten. Er weiß nicht, ob die Mine, auf die er getreten war, ukrainisch oder russisch war. Sein linkes Bein musste amputiert werden. Ein halbes Jahr habe er damit verbracht, von Krankenhaus zu Krankenhaus zu fahren, bevor er eine Prothese bekam.
Eigentlich arbeitet Aleksandr als Schweißer in Russland, muss zwölf Stunden am Tag stehen. Dabei sollen Menschen mit Prothesen dem Bericht zufolge diese nur ein paar Stunden am Stück tragen. Die Einrichtung, in der sich Aleksandr behandeln ließ, soll im vergangenen Jahr etwa 100 Prothesen hergestellt haben. Dabei seien aus Deutschland importierte Materialien und einige einheimische Technologien verwendet worden. Aber nur eine Handvoll der Prothesen seien für Veteranen des Krieges bestimmt gewesen.
Viele Veteranen kehrten außerdem mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zurück, sagen Psychologen und Experten, mit denen die „New York Times“ gesprochen hat. „Jeder hier leidet ein wenig unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, egal ob er verwundet oder psychisch verletzt ist oder ob er Familien hat, deren Geschwister, Söhne oder Väter gestorben sind“, sagt Oberst Andrei V. Demurenko, der während der monatelangen Schlacht um Bachmut stellvertretender Kommandeur einer Freiwilligenbrigade war . Im Mai 2023 kehrte er nach einem Schädelbruch nach Moskau zurück und musste feststellen, dass es an psychologischer Hilfe für Veteranen mangelte.
Derzeit gebe es nicht genügend ausgebildete Fachkräfte, um Veteranen zu behandeln, sagt Svetlana Artemeva. Sie arbeitet an einem Projekt zur Ausbildung von Therapeuten. „Man muss ihnen von Grund auf beibringen, wie man lebt; sie müssen wieder lernen, wie man schläft, denn sie schlafen nachts nicht“, sagt sie. „Die Rehabilitation eines Menschen muss ein Leben lang dauern, denn die Erfahrung wird ihn für den Rest seines Lebens begleiten.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Fünf Monate nach Beginn der ukrainischen Offensive auf russisches Staatsgebiet bei Kursk unterstreicht Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bedeutung dieser Operation. „Wir halten eine Pufferzone auf russischem Territorium aufrecht und zerstören dort aktiv das russische Militärpotential“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. Russland habe im Verlauf dieser Aktion und bei seiner Gegenoffensive bereits 38.000 Soldaten verloren, 15.000 von ihnen seien getötet worden.
- Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben weiter in der wichtigen Stadt Kurachowe im Osten des Landes gekämpft, deren Einnahme Russland am Vortag verkündet hatte. Es gebe „aktive“ Kämpfe im „Stadtgebiet von Kurachowe“, erklärte die ukrainische Armee Demnach wurden russische Angriffe „nahe“ der Stadt abgewehrt.
- Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Dienstag 28 russische Drohnen abgefangen und zerstört. Insgesamt hätten die russischen Streitkräfte 38 Drohnen gestartet. Zehn von ihnen hätten ihre Ziele nicht erreicht, teilt die ukrainische Luftwaffe mit.
- Nach Angaben des Pressedienstes des ukrainischen Militärs haben Spezialeinheiten fünf nordkoreanische Kämpfer in einem Gefecht mit Handfeuerwaffen getötet, acht mithilfe von Drohnen. Nach dem Gefecht untersuchten die Soldaten die Leichen der nordkoreanischen Soldaten und ihre persönlichen Dokumente. Alle Soldaten trugen Dokumente mit russischen Nachnamen, die sie als Soldaten der russischen Armee auswiesen.
- Fast drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs ist in der Ukraine die Zustimmung für Präsident Wolodymyr Selenksyj bei seinen Landsleuten deutlich gesunken. Im Dezember sagten nur noch 52 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer, dass sie Vertrauen in den Präsidenten hätten, wie eine jetzt veröffentlichte Telefonbefragung das Kiewer Institut für Soziologie (KIIS) ergab.
- Die zentralen, westlichen und östlichen Truppenverbände Russlands haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in den letzten 24 Stunden mehrere ukrainische Gegenangriffe abgewehrt und ihre Positionen verbessert. Zudem habe man sechs von den USA zur Verfügung gestellte Himars-Raketen und 50 ukrainische Drohnen abgeschossen.
- Zum russisch-orthodoxen Weihnachtsfest hat der Moskauer Patriarch Kyrill I. auf Bitten von Präsident Wladimir Putin Brustkreuze und Ikonen für die russischen Invasionstruppen in der Ukraine gesegnet. Putin ging in der Nacht zum Dienstag in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale in den Altarraum. Dort teilte er dem Kirchenoberhaupt mit, er wolle die neun Brustkreuze Kommandeuren der russischen Streitkräfte schenken, „die besonders wichtige Aufgaben in der Zone der militärischen Spezialoperation zum Schutz des Vaterlandes erfüllen“, wie in einem vom Moskauer Patriarchat veröffentlichten Video zu sehen ist.
- Dutzende ukrainische Soldaten sind nach Angaben aus der französischen Armee während ihrer Ausbildung in Frankreich desertiert. „Es gab eine Reihe von Desertionen, die aber angesichts der Menge an Personen, die ausgebildet wurden, sehr gering sind“, sagte ein französischer Armeevertreter der Nachrichtenagentur AFP. Er schätze, dass es sich um „einige Dutzend“ Desertionen handele. Desertion stehe in Frankreich nicht unter Strafe. „Wenn jemand desertiert, hat ein französischer Staatsanwalt keine Befugnis, diese Person festzunehmen“, sagte der französische Armeevertreter.
- Die Berliner Gemäldegalerie zeigt gerettete Werke aus dem Odessa Museum für westliche und östliche Kunst. Unter dem Titel „Von Odesa nach Berlin. Europäische Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts“ treten 60 Gemälde aus der südukrainischen Hafenstadt mit Werken aus Berliner Sammlungen in einen Dialog.
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