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Ukraine-Invasion, Tag 1065: Warum die Nordkoreaner in der Ukraine ihren „eigenen Krieg“ führen
Russland gegen Friedenstruppen bei einem Waffenstillstand + Ukraine wirft Russland vor, unbewaffnete Soldaten hingerichtet zu haben + Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Dass nordkoreanische Soldaten für Russland im Ukraine-Krieg kämpfen, ist kein Geheimnis mehr. Immer wieder sickern Informationen durch, wie sich die Nordkoreaner auf dem Schlachtfeld verhalten. Die „New York Times“ („NYT“) hat nun noch einen anderen spannenden Aspekt recherchiert, und zwar, dass Nordkorea zwar für Russland kämpft, aber in gewisser Weise einen „eigenen Krieg“ führt (Quelle hier).
Was ist damit gemeint? Die „NYT“ hat mit einem Dutzend ukrainischer Soldaten und Kommandeure und amerikanischen Beamten und Militäranalytikern gesprochen, die überstimmend berichten, dass die nordkoreanischen Soldaten mit ungewohnten und anderen Taktiken als die Russen arbeiten und damit als eine Art eigenständige Streitmacht auftreten.
Das liege zum einen daran, dass sich Nordkorea und Russland in den Punkten Sprache, Ausbildung und Militärkultur unterscheiden würden. Aber auch daran, dass die russischen Soldaten „keinen großen Respekt vor den Fähigkeiten, Normen und Operationen der Partnerstreitkräfte“ hätten, sagt Celeste A. Wallander, Staatssekretärin für Internationale Sicherheitsfragen im US-Verteidigungsministerium. Die Russen würden die Nordkoreaner als Fußsoldaten einsetzen.
Deshalb führt Nordkorea den Recherchen zufolge einen „eigenen Krieg“:
- Die Russen sollen den Nordkoreanern eigene Gebiete zugewiesen haben, die sie angreifen. Sie rückten dort ohne Unterstützung durch Panzerfahrzeuge vor.
- Sie machten quasi keine Pausen, auch nach schweren Verlusten nicht. Und davon gebe es viele, sagt der ukrainische Kommandant Andrii. Sie schickten aber ständig neue Einheiten. „Es geht einfach vorwärts, vorwärts“, sagt er. „Es geht um Motivation, Befehle und strenge Disziplin.“
- Eingenommene Positionen würden sie nicht sichern. Das überließen sie den Russen. Die Nordkoreaner bereiteten stattdessen den nächsten Angriff vor.
- Wenn sie gegen eine Drohne kämpften, schickten die Nordkoreaner einen Soldaten als Köder los, damit die anderen ihn abschießen könnten.
- Wenn sie schwer verwundet seien, hätten sie die Anweisung, eine Granate zu zünden, um nicht lebend gefangen genommen zu werden. „Es fühlt sich an, als wären sie speziell hierhergekommen, um zu sterben, und das wissen sie selbst“, sagte Oleksii, ein ukrainischer Kommandant. Weiter sagt er: „Wenn die Russen sehen, dass Koreaner gefangen genommen werden, setzen sie Drohnen ein, um sie zu erledigen – und töten sowohl die Koreaner als auch unsere Soldaten.“
- Interessanterweise versuchten die Nordkoreaner, so ukrainische Soldaten, ihre Toten und Verwundeten vom Schlachtfeld zu entfernen. Die Russen täten das nicht.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Nato-Generalsekretär Mark Rutte wirbt für eine stärkere Unterstützung der Ukraine. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass Russland nicht gewinne, sagt er auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. „Wir müssen unseren Einsatz für die Ukraine wirklich verstärken und nicht zurückschrauben. Die Frontlinie bewegt sich in die falsche Richtung.“
- US-Präsident Donald Trump droht Russland und anderen Ländern mit Steuern, Zöllen und Strafmaßnahmen, falls es nicht bald ein Abkommen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine gibt. Ohne eine Einigung „habe ich keine andere Wahl, als hohe Steuern, Zölle und Sanktionen auf alles zu erheben, was von Russland in die USA verkauft wird, sowie gegen verschiedene andere beteiligte Länder“, schrieb Trump auf der Plattform Truth Social.
- Der Kreml sieht eigenen Angaben zufolge „nichts besonders Neues“ in den jüngsten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump. „Wir sehen nichts besonders Neues“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow mit Blick auf Trumps Kommentare.
- Russland lehnt Überlegungen ab, wonach Nato-Staaten im Falle eines Waffenstillstands in der Ukraine Friedenstruppen dort stationieren könnten. Ein solcher Schritt würde die Gefahr einer „unkontrollierbaren Eskalation“ bergen, sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. Für Russland wäre ein solches Vorgehen völlig inakzeptabel.
- Wladimir Putin ist Insidern zufolge zunehmend besorgt über Verwerfungen in der heimischen Wirtschaft. Dessen Frustration sei bei einem Treffen mit Wirtschaftschefs am 16. Dezember deutlich zu spüren gewesen, sagten mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters.
- Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat sich mit Blick auf den Regierungswechsel in den USA erneut für die transatlantische Zusammenarbeit im Ukraine-Krieg ausgesprochen. „Ich bin sicher, dass die US-Regierung sich an ihre Partner in Europa wenden wird, weil wir ein gemeinsames Vorgehen bei dem Thema brauchen“, sagte Pistorius im polnischen Rzeszow.
- Die Ukraine hat den russischen Streitkräften vorgeworfen, mindestens sechs unbewaffnete ukrainische Soldaten hingerichtet zu haben. Der ukrainische Menschenrechtskommissar Dmytro Lubinez verwies im Onlinedienst Telegram auf ein entsprechendes in Onlinenetzwerken kursierendes Video. Darin sei zu sehen, wie russische Soldaten „sechs gefangenen ukrainischen Soldaten in den Rücken schießen“, schrieb Lubinez.
- Bei einem nächtlichen russischen Luftangriff auf die südostukrainische Stadt Saporischschja ist nach Angaben der Behörden ein Mensch getötet worden. 31 weitere seien verletzt worden, sagte Regionalgouverneur Iwan Fedorow. Dabei sei auch ein Energiewerk zerstört worden, mehr als 20.000 Einwohner seien ohne Strom, rund 17.000 ohne Heizung.
- In der Ukraine sind Polizeiangaben zufolge im Zusammenhang mit Ermittlungen zu illegalem Waffenhandel landesweit mehr als 1000 Objekte durchsucht worden. Hauptziel der Aktion sei gewesen, „die Verkaufs- und Lagerkanäle zu schließen und Waffen zu beschlagnahmen“, die russischen Soldaten auf dem Schlachtfeld abgenommen worden seien, erklärte die nationale Polizeibehörde im Onlinedienst Telegram. Mehr in unserem Newsblog.
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