
© dpa/Evgeniy Maloletka
Ukraine-Invasion, Tag 1070: Weitere ukrainische Brigade soll wegen desertierten Soldaten zusammengebrochen sein
Scholz sieht wachsende Bedrohung durch russische Schattenflotte, Kim Jong Un liefert Russland offenbar Artilleriesystem. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Erst Anfang Januar hatte es Berichte darüber gegeben, dass ukrainische Soldaten einer Brigade während ihrer Ausbildung in Frankreich desertiert waren, was die Brigade insgesamt zunichtemachte (Quelle hier). Nun traf es offenbar eine weitere Brigade – beim ersten Fronteinsatz. Das berichtet das US-Magazin „Forbes“ unter Berufung auf den ukrainischen Sender Hromadske. (Quelle hier)
Demnach sollte die 157. Brigade eigentlich in der stark umkämpften Stadt Pokrowsk eingesetzt werden. Doch schon beim Anblick der Schützengräben hätten einige Soldaten das Handtuch geworfen und ihre Stellungen aufgegeben. Kommandeure hätten dann mit einer Umgruppierung begonnen, um einige Kompanien erfahreneren Brigaden zuzuweisen, was den Zusammenbruch der Brigade nur noch beschleunigt hätte.
Das Problem: Die Ukraine hat nach wie vor mit einem Personalmangel in der Armee zu kämpfen, weshalb immer nur minimal ausgebildete Rekruten übereilt an die Front geschickt werden. So sagte ein Verwandter eines Soldaten der 157. Brigade Hromadske laut „Forbes“, diese sei nicht für den Kampf ausgebildet worden, aber direkt in eines der stark umkämpften Gebiete an der Front geschickt worden.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Die Brigaden seien groß, schreibt das Magazin, aber sie seien auch anfällig angesichts von unerfahrenen Anführern, zu wenigen modernen gepanzerten Fahrzeugen und einer schlechten Moral, die oft zu einer hohen Desertionsrate führe. Ihnen fehle ein innerer Kern an erfahrenen Soldaten, die sich um die neuen Rekruten kümmern könnten. Offenbar sei es der Militärführung wichtiger gewesen, mit neuen Brigaden zu glänzen, anstatt die bereits bestehenden aufzustocken.
Allerdings scheint Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits gegengesteuert zu haben, schreibt „Forbes“ weiter. Demnach habe er die Bildung neuer Brigaden bereits nach dem Zusammenbruch der 155. Brigade gestoppt. Doch für die 157. Brigade kam diese Anweisung zu spät.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Angesichts der Verluste von inzwischen mehr als 15.000 gepanzerten Fahrzeugen und anderem schweren Gerät setzen russische Soldaten im Krieg offenbar immer häufiger auf zivile Fahrzeuge, wie etwa das kompakte Modell „Lada Schiguli“. Das geht aus einem Bericht des „Forbes“-Analysten David Axe hervor. Mehr hier.
- Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat angesichts der wiederholten Beschädigungen an Unterwasserkabeln vor den Gefahren durch die russische Schattenflotte gewarnt. Die jüngste Beschädigung eines Unterwasserkabels in der Ostsee „zeigt, welche Bedrohung von der russischen Schattenflotte ausgeht“, sagte Scholz in Berlin. Mehr in unserem Newsblog.
- Finnlands Außenministerin Elina Valtonen sprach sich daher auch für ein entschiedeneres Vorgehen gegen Russlands Schattenflotte aus. „Die Schattenflotte ist das Hauptthema und das Hauptproblem, mit dem wir uns befassen“, sagte sie bei einem Besuch in der lettischen Hauptstadt Riga.
- Nordkorea plant angeblich in naher Zukunft, mehr als 100 Koksan-Artilleriesysteme an Russland zu übergeben, um sie an der Front einzusetzen. Diese Waffen wurden entwickelt, um sie im Falle eines militärischen Konflikts gegen südkoreanische Truppen einzusetzen. Dies berichtet „The Telegraph“.
- Die US-amerikanische Einwanderungsbehörde USCIS hat die Aussetzung des Programms „United for Ukraine (U4U)“ für ukrainische Kriegsflüchtlinge in den USA angekündigt. Auf der Website des USCIS wird darauf hingewiesen, dass die Entscheidung, das Programm auszusetzen, im Zusammenhang mit der von Donald Trump unterzeichneten Executive Order„Securing Our Borders“ getroffen wurde.
- Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Dienstag 65 von insgesamt 100 russischen Drohnen abgefangen. 28 Drohnen hätten ihr Ziel nicht erreicht, teilt das Militär mit. Einige der übrigen Drohnen seien nach Russland beziehungsweise Belarus zurückgekehrt.
- Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau die Ortschaft Dworitschna in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine eingenommen. Das meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf das Ministerium.
- Bei dem russischen Luftangriff auf Charkiw im Nordosten der Ukraine sind nach Angaben der dortigen Behörden vier Menschen verletzt worden. Unter ihnen sei ein Kind, teilt der Katastrophenschutz mit.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron über Sicherheitsgarantien und den von der Ukraine angestrebten EU-Beitritt beraten. Selenskyj veröffentlichte am Montag ein Video von einem Handschlag der beiden und schrieb dazu, Macron und er hätten über „weitere Unterstützung für die Ukraine“ gesprochen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: