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Gräber ukrainischer Soldaten, die seit dem Beginn der russischen Invasion gefallen sind, auf dem Lytschakiw-Friedhof in Lwiw.

© dpa/Mykola Tys

Ukraine-Invasion, Tag 1094: Beweise für Russlands systematische Hinrichtung ukrainischer Soldaten?

Was Ukrainer an der Front über die Friedensverhandlungen denken. Der wahre Grund für Trumps Wut auf Selenskyj. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Ein Investigativteam der britischen „Financial Times“ will Beweise dafür gefunden haben, dass die Hinrichtungen ukrainischer Kriegsgefangener durch russische Soldaten keine Einzelfälle sind, sondern Teil eines größeren Musters, das auf eine Strategie hinweist.

Dokumentarfilmer der „FT“ geben an, die Identität eines russischen Soldaten enthüllt zu haben. Der Mann sei gefilmt worden, als er an einer Massenhinrichtung von ukrainischen Soldaten teilnahm, die sich ergeben hatten. „Dies wirft auch Fragen über die Befehlskette und die Rolle des Kremls bei diesen Kriegsverbrechen auf“, schreibt die Zeitung.

Die ukrainische Polizei hat seit Beginn von Russlands Angriffskrieg mehr als 125.000 Verfahren wegen verschiedener Kriegsverbrechen eingeleitet. Die Zahl der Hinrichtungen sei im vergangenen Jahr dramatisch gestiegen, gibt die Staatsanwaltschaft an: 2024 wurden Ermittlungen zu 43 Vorfällen mit 133 Todesopfern eingeleitet.

Laut Recherchen der „FT“ veröffentlichte Oleg J., ein 32-jähriger russischer Soldat, das Video im Januar auf seinem Youtube-Kanal. In den Aufnahmen sei zu sehen, wie ein vermummter russischer Soldat sechs unbewaffneten ukrainischen Kriegsgefangene befiehlt, in Richtung eines Stapels Holz zu gehen. Der Soldat und andere Russen schießen den Ukrainern dann aus nächster Nähe in den Rücken.

Die russischen Soldaten nannten den vermummten Mann in dem Video bei seinem Rufnamen „Sara“. Dies sei derselbe Name, mit dem sich J. in einem Online-Rap-Video bezeichnet, und ein Name, der ihm in einem anderen Video auf seinem Youtube-Kanal ebenfalls zugerufen wird.

Die ukrainischen Ermittler für Kriegsverbrechen haben eine Untersuchung der Morde eingeleitet, berichtet die „FT“. Die Einheit von J. sei nach Angaben der ukrainischen Behörden in mehrere Kriegsverbrechen verwickelt, darunter Hinrichtungen auf dem Schlachtfeld. Im Juli habe der russische Präsident Wladimir Putin der Brigade eine Auszeichnung für „Tapferkeit und Heldentum“ verliehen.

In dem Dokumentarfilm der „FT“ wurden mehr als 30 mutmaßliche Hinrichtungen entlang der ganzen Frontlinie festgehalten. Viele sind auf Drohnen- und Handyaufnahmen zu sehen. Von der Zeitung befragte Staatsanwälte und Menschenrechtsorganisationen sahen darin den Beweis, dass es sich bei den Hinrichtungen nicht um die Handlungen abtrünniger Einheiten handelt, sondern um Teil einer Strategie.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Der US-Nahostgesandte hat laut eigener Aussage eine „Freundschaft“ zu Kremlchef Wladimir Putin aufgebaut. Bei einer Veranstaltung in Miami sagte Steve Witkoff laut „Sky News“: „Ich habe viel Zeit mit Putin verbracht. Ich habe mit ihm gesprochen und eine Freundschaft und Beziehung zu ihm aufgebaut.“ Mehr dazu hier.
  • Nach den Verbalattacken von Donald Trump auf den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat Tech-Milliardär Elon Musk dem US-Präsidenten den Rücken gestärkt. Der Trump-Berater erklärte am Donnerstag bei X: „Es sollte völlig offensichtlich sein, dass eine von Selenskyj gesteuerte Umfrage über seine eigene Zustimmung nicht glaubwürdig ist.“ Mehr dazu hier.
  • In der Schweiz finden regelmäßig geheime Treffen rund um den Konflikt in der Ukraine statt. Das Außenministerium in Bern bestätigte entsprechende Medienberichte. Ob daran Vertreter aus Russland, der Ukraine und den USA teilnehmen, wollte das Ministerium nicht kommentieren. Die Treffen fänden seit Ausbruch des Krieges statt, so das Ministerium. Mehr dazu im Newsblog.
  • Der US-Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, bezeichnet das Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als ausführlich und positiv. Er habe sich bei seinem Besuch in Kiew auch mit Selenskyjs „talentiertem Team für nationale Sicherheit“ ausgetauscht, schreibt Kellogg auf X.
  • Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben aus Moskau ein weiteres Dorf in der ostukrainische Region Donezk unter ihre Kontrolle gebracht. Es handele sich um Nowootscheretuwate, teilt das Verteidigungsministerium mit.
  • Die Zahl der zivilen Kriegsopfer in der Ukraine werde immer größer, erklärte Danielle Bell, Leiterin der UN-Mission zur Menschenrechtsbeobachtung in der Ukraine, am Freitag in Kiew. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges sind nach Angaben der Mission mehr als 12.654 Männer, Frauen, Mädchen und Jungen aus der Zivilbevölkerung getötet und über 29.392 verletzt worden.
  • Die Ukraine erwartet bis zum Sommer eine neue Runde der russischen Informationskriegsführung gegen Europa und das eigene Land. Das schrieb Andriy Kovalenko, Leiter des Zentrums für Desinformationsbekämpfung des ukrainischen Sicherheitsdienstes, auf Telegram. 
  • Ohne militärische Unterstützung aus den Vereinigten Staaten wird das ukrainische Militär wahrscheinlich nicht lange durchhalten, aber die Frontlinie wird nicht sofort zusammenbrechen. Diese Meinung vertrat der Militärexperte Ivan Stupak für RBC-Ukraine.
  • Der Kreml stuft die heftigen Anwürfe aus Washington gegenüber dessen langjährigem Verbündeten Kiew als logische emotionale Reaktion ein. Es sei verständlich, dass niemand gleichgültig bleiben könne, wenn die Ukraine sich politischen Verhandlungen über eine Friedenslösung verschließe, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge.
  • In Russland sind acht Menschen zu mindestens 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil sie offiziellen Angaben zufolge im Auftrag ukrainischer Geheimdienst Brandanschläge verübt hatten. Die meisten der Verurteilten hätten „auf Anweisung ukrainischer Spezialeinheiten Brandanschläge auf Verkehrsinfrastruktur und Freiwilligenorganisationen verübt“, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB am Freitag mit.
  • Nordkoreanische Truppen sind wieder in der russischen Region Kursk aufgetaucht. Und sie wenden offenbar neue Taktiken für Infanterieangriffe an und nutzen mobile Raketensysteme, um ukrainische Fahrzeuge anzugreifen, berichtet das US-Nachrichtenportal Forbes.

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