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Ukraine-Invasion, Tag 1099: Über eine Stadt in Alaska und ihre besonderen Ukraine-Hilfen
Kommt das Rohstoff-Abkommen zwischen USA und Ukraine? + Russland will Friedenstruppen in der Ukraine nicht zustimmen + Der Nachrichtenüberblick am Abend.
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250 Kilometer Luftlinie von Russland entfernt liegt Nome. Die kleine Stadt mit nur 3600 Einwohnern befindet sich um US-Bundesstaat Alaska, und zwar auf der sogenannten Seward-Halbinsel. Das Besondere an der Stadt: Sie ist nur per Flugzeug oder per Schiff erreichbar. Letzteres auch nur, wenn es kein dickes Meereis gibt. Die Menschen dort sind daher offenbar sehr einfallsreich. Weil nicht immer alle Materialien für ihre Bedürfnisse zur Verfügung stehen, haben sie gelernt, vieles wiederzuverwenden. Ein Örtchen aus Bastlern und Tüftlern also.
Warum das jetzt der Ukraine zugute kommt, hat die „Washington Post“ (Quelle hier) aufgeschrieben, die Nome besucht hat. Und zwar hat sich hier eine Gruppe gebildet, die das ukrainische Militär mit allerlei Selbstgebautem unterstützt.
Federführend dabei ist Mark Hayward. Er ist ein ehemaliger Sanitäter der US-Armee, der 2018 mit seiner Frau nach Nome zog, um im regionalen Krankenhaus zu arbeiten. Zu Beginn des Krieges reiste er in die Ukraine, nachdem er sich für die Fremdenlegion beworben hatte.
Als Hayward nach Alaska zurückkehrte, richtete er eine Art Kommandozentrale für improvisierte Hilfsmaßnahmen ein. Er habe jeden versucht zu überreden, die Ukraine mit Geld, Fachkenntnissen oder Arbeitskraft zu unterstützen. „Immer wenn jemand auch nur das geringste Interesse zeigt, fragen wir: Also, was machst du so? Reparierst du Autos? Okay, könntest du vielleicht einen Krankenwagen reparieren und rüberschicken?“, erklärt Hayward im Gespräch mit der „Washington Post“.
Ein örtlicher Zahnarzt helfe dabei einen Transporter in eine mobile Zahnklinik umzubauen, um die Zähne von Soldaten darin zu behandeln. Ein Pfannkuchenessen zur Spendensammlung habe Tausende Dollar für einen Krankenwagen eingebracht, den Hayward in Polen gekauft, mit medizinischem Material beladen und in die Ukraine gefahren habe.
Das neueste Produkt der Bewohner von Nome: ein Drohnenstörsender. Die selbstgebaute Version koste etwa 2.000 Dollar. Ein ähnlicher kommerzieller Störsender wäre laut Rolland Trowbridge, der an dem Teil gearbeitet hat, etwa ein Fünftel so leistungsstark und um ein Vielfaches teurer. Trowbridge arbeitet eigentlich in einer Autowerkstatt.
Mark Hayward sagt, er habe seine Rentenkonten aufgelöst, die meisten seiner persönlichen Schusswaffen verkauft und große Teile seines Gehalts umgeleitet. Insgesamt 180.000 Dollar will er so für die Ukraine ausgegeben haben. Weitere 80.000 Dollar seien über Spenden von Nachbarn und Verwandten zusammen gekommen. Mit dem Geld seien Erste-Hilfe-Sets, Fahrzeuge, Generatoren und vieles mehr gekauft worden.
Wie US-Präsident Donald Trump mit der Ukraine und Russland nun umgehe, gefällt ihm gar nicht. Er sei „so wütend, dass ich nicht mehr klar sehen kann“ über die Nachgiebigkeit Trumps gegenüber Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Er glaubt daher, dass es bald vielleicht noch mehr Crowdfunding, Einfallsreichtum und Freiwilligenarbeit brauche.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Die Ukraine will vorerst nur ein Rahmenabkommen über den Abbau von Rohstoffen mit den USA unterzeichnen. „Es ist noch zu früh, über Geld zu reden, denn das ist ein Rahmenabkommen“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine zufolge in Kiew. Selenskyj sagte auch, dass eine Reise in die USA zum Treffen mit Präsident Donald Trump noch nicht abgestimmt sei. Zunächst hatte es geheißen, er wolle am Freitag Trump in Washington treffen. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Russland lehnt nach Worten von Außenminister Sergej Lawrow ein mögliches Einfrieren der Kämpfe in der Ukraine entlang der derzeitigen Frontlinie sowie europäische Friedenstruppen weiterhin ab. „Es gab diese Ideen: Wir nehmen die Kontaktlinie - das da ist russisch, das da ist ukrainisch“, sagte Lawrow auf Reisen in Doha, der Hauptstadt des Golfstaates Katar. „Das wird nicht passieren.“ Mehr dazu hier.
- Die USA haben sich Insidern zufolge nicht an einer Erklärung der Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) beteiligt, die die russische Aggression in der Ukraine verurteilt. Seit Beginn des Krieges im Februar 2022 wurde diese Erklärung anlässlich eines jeden Jahrestages veröffentlicht. Es ist das erste Mal, dass die USA sich enthalten. 44 WTO-Mitglieder - darunter die EU, Großbritannien und Kanada - und die Ukraine haben die Erklärung unterzeichnet.
- Dutzende Delegierte haben während der Rede eines russischen Vertreters vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf aus Protest den Saal verlassen. „Unsere Unterstützung für die Ukraine ist unerschütterlich. Wir wollen einen gerechten und dauerhaften Frieden im Einklang mit der UN-Charta und dem Völkerrecht“, erklärt der britische UN-Botschafter Simon Manley.
- Bei einem neuen russischen Luftangriff mit Gleitbomben sind in der ostukrainischen Industriestadt Kostjantyniwka mindestens fünf Menschen getötet worden. Acht weitere Bewohner seien verletzt worden, teilte der Gouverneur des Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, bei Telegram mit. „In der Stadt zu bleiben, ist gefährlich. Bringen Sie sich umgehend in Sicherheit“, sagte er.
- Mit einem großen Drohnenschwarm hat die Ukraine in der Nacht russischen Militärangaben zufolge die russische Schwarzmeerküste attackiert. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, 128 feindliche Drohnen seien abgefangen worden, davon 83 über dem Küstengebiet Krasnodar in Südrussland. Solche Militärangaben sind nicht im Detail überprüfbar, die genannten Zahlen erlauben aber Rückschlüsse auf das Ausmaß der Angriffe.
- Vertreter Russlands und der USA werden am Donnerstag in Istanbul zu einem weiteren Treffen zusammenkommen. Das kündigt der russische Außenminister Sergej Lawrow an. Dabei soll es um die Beilegung bilateraler Streitigkeiten gehen. Ein breiterer Dialog werde von beiden Seiten als entscheidend für die Beendigung des Ukraine-Kriegs angesehen.
- Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall hat seinen Aktienkurs seit Beginn des Ukraine-Krieges verzehnfacht. War ein Anteilsschein der Waffenschmiede am 23. Februar 2022 noch 96,8 Euro wert, so wurde das Papier Mittwochmittag im Xetra-Handel für 968 Euro gehandelt.
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