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Ukrainischer Soldat mit Kampfdrohne

© REUTERS/stringer

Ukraine-Invasion, Tag 1161: Der grausame Tod einer ukrainischen Journalistin

Wendet sich Putin nach Ukrainekrieg gegen die Nato? Kreml lehnt Verlängerung der Waffenruhe ab. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Immer wieder verschwinden Ukrainerinnen und Ukrainer in den von Russland besetzten Gebieten spurlos. Sie sollen in geheimen russischen Gefängnissen gefoltert werden. Ihre Familien leben oft monate- oder jahrelang in der Ungewissheit, ob sie überhaupt noch am Leben sind. Die UN und die Ukraine schätzen ihre Zahl auf Tausende.

Die ukrainische Journalistin Viktoriia Roshchyna wollte recherchieren, was mit diesen willkürlich Festgenommenen geschieht. Dann verschwand sie selbst. Das internationale Recherchenetzwerk Forbidden Stories, an dem unter anderem der „Spiegel“, die „Zeit“ und die „Washington Post“ beteiligt sind, sind Roshchynas Spur nachgegangen und haben ihre Recherche fortgeführt (Quellen unter anderem hier und hier).

Es ist die tragische Geschichte einer jungen Reporterin, die für ihre Arbeit brannte, sich auch von den russischen Einschüchterungsmethoden nicht abschrecken ließ und dafür mit dem Leben bezahlte. Im Sommer 2023 war die 26-Jährige auf dem Weg in die besetzte Stadt Melitopol in der Region Saporischschja, als sie festgenommen und später in ein berüchtigtes Foltergefängnis in Südrussland gebracht wurde.

Das Verschwinden der in der Ukraine bekannten Journalistin erregte damals international Aufsehen, prominente Stimmen forderten vergeblich ihre Freilassung. Mehr als 400 Tage verbrachte sie in Gefangenschaft. Erst nach Monaten teilten die russischen Behörden ihrer Familie mit, dass sie sich in Haft befinde.

Ein einziges Mal konnten ihre Eltern noch mit Roshchyna telefonieren, vier Minuten lang. In dem Gespräch sagte die Journalistin, sie werde bald nach Hause kommen. Sie stand offenbar auf einer Austauschliste ukrainischer Gefangener, doch dazu kam es nie. Stattdessen erhielt die Familie einen Brief der russischen Behörden, der sie über ihren Tod im September 2024 informierte.

Im Februar dieses Jahres übergaben die Russen Roshchynas Leiche zusammen mit den Leichen von mehr als 750 Soldaten. Ihr Körper soll zahlreiche Folterspuren aufweisen, eine gebrochene Rippe, Blutergüsse am Kopf, Spuren von Elektroschocks. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Militärexperten bewerten die jüngsten Aktivitäten Russlands an der Grenze zu Finnland als mögliche Vorbereitungen des Kremls auf einen Konflikt mit der Nato. Das berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Informationen von westlichen Militär- und Geheimdienstvertretern. Mehr hier.
  • Die russische Regierung bereitet die Bevölkerung offenbar auf einen Rückgang der Haushaltseinnahmen und damit einhergehend einen sinkenden Lebensstandard vor. Das geht aus dem jüngsten Bericht des ukrainischen Zentrums für Desinformationsbekämpfung hervor. Ein Behördenvertreter räumte ein, dass die angespannte wirtschaftliche Lage auf dem Ölmarkt infolge des anhaltenden Ukrainekriegs das Land dazu zwinge, „die Ausgaben an neue Realitäten anzupassen“. Mehr hier.
  • Das russische Justizministerium hat den bekannten Umweltschützer Wladimir Sliwjak zum Auslandsagenten erklärt. „Meine Einstufung als ,Auslandsagent’ beweist abermals, wie groß die Angst des russischen Regimes vor der Zivilgesellschaft ist“, kommentierte Sliwjak selbst den Erlass. Mehr hier.
  • Moskau und Pjöngjang haben die Entsendung nordkoreanischer Truppen offiziell eingeräumt – ein halbes Jahr nach Beginn dieser Unterstützung. Ein Video zeigt Kims Truppen beim Training – und wie sie sich in Kriegsstimmung singen. Mehr hier.
  • Der Kreml hat die von Kiew vorgeschlagene Verlängerung der Waffenruhe auf 30 Tage abgelehnt. Russland habe die Offerte des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesehen, doch dafür müssten zuvor noch einige Fragen geklärt werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Mehr dazu im Liveblog.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor russischen Aktivitäten in Belarus. „In diesem Sommer bereitet Russland dort etwas vor, unter dem Deckmantel von Militärübungen“, sagt er in Warschau. Der Präsident lässt offen, was das sein könnte.
  • Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha hat die „konsequente persönliche Haltung“ des designierten Bundesaußenministers Johann Wadephul (CDU) gewürdigt. Er schätze Wadephuls Haltung und dessen „Bekräftigung, dass die nächste Bundesregierung ihre Unterstützung für die Ukraine fortsetzen und verstärken wird“, schrieb Sybiha im Onlinedienst X.
  • Der wahrscheinliche nächste Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat eine Lieferung der weitreichenden Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine in Aussicht gestellt. Doch eine deutliche Mehrheit der Deutschen – 65 Prozent – ist dagegen. Das besagt eine Umfrage von Forsa, über die das Nachrichtenportal Ntv berichtete.
  • Der getötete russische General Jaroslaw Moskalik war seit Beginn des russischen Angriffskriegs für die Kampfkontrollgruppe zuständig, die unter anderem das russische Kriegsgebiet in der Ukraine überwacht. Das geht aus dem Nachruf des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation hervor, wie russische Medien berichten.

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