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Ukraine-Invasion, Tag 1204: Medwedew macht Milliarden mit Hetze
BND-Chef warnt vor russischem Angriff. Ukraine erhält sterbliche Überreste von Gefallenen. Der Nachrichtenüberblick am Abend
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Als Dmitri Medwedew 2008 Wladimir Putin als russischen Präsidenten beerbte, gab es noch Hoffnungen auf eine demokratische Emanzipation. Inzwischen ist klar: Medwedew ist einer der treuesten Gefolgsleute Putins. Vor allem auf sozialen Netzwerken pestet und hetzt Medwedew gegen alles und jeden, der den Angriffskrieg in der Ukraine kritisiert. Bundeskanzler Friedrich Merz bezeichnete er beispielsweise als Nazi. Offenbar macht Medwedew mit Hetze Milliarden.
Die US-amerikanische Nachrichtenplattform Current Time TV, die auf russisch publiziert, hat sich die Person Medwedew genauer angeschaut und deckt auf, wie der 59-Jährige auch ganz persönlich vom Krieg profitiert.
Auf sozialen Netzwerken hat Medwedew demnach rund 1,6 Millionen Follower und gilt als einer der beliebtesten Blogger Russlands. Erst mit dem Beginn des Krieges startete Medwedew seinen Telegram-Kanal. Dort droht der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrats dem Westen auch gerne mal mit dem Einsatz von Atomwaffen.
Die Recherchen von Current Time TV zeigen, wie entscheidend der Erfolg im Internet für die Karriere Medwedews war. Ende 2021 hatten einer damaligen Umfrage zufolge nur noch 22,7 Prozent der Russen Vertrauen in Medwedew. Der Posten im Sicherheitsrat glich einem Ruhestand. Doch der Krieg bot die Gelegenheit, wieder in der Öffentlichkeit aufzutreten.
Nicht nur die Follower-Zahlen stiegen seitdem rasant, auch die Zustimmung. Die Vertrauensbewertung hat sich mit 45,7 Prozent seit 2021 verdoppelt. Ein Zuspruch, der sich für Medwedew auch finanziell lohnt.
Über Fonds, auf die Medwedew Zugriff hat, lag sein Einkommen bis Kriegsbeginn bei etwa 8 Milliarden Rubel (88 Millionen Euro) jährlich. 2024 lagen die Zuwendungen dem Bericht von Current Time TV zufolge bei 70 Milliarden Rubel (771 Millionen Euro). Das Geld für den Fonds stammt demnach aus Spenden – mutmaßlich von Oligarchen.
Über ein Netzwerk aus Fonds, Stiftungen und Unternehmen kontrolliere Medwedew wertvolle Immobilien, Grundstücke, ein Weingut, Nachtclubs, Fitnessstudios und vieles mehr. Auch Familienmitglieder Medwedews profitierten. Vergangenen Herbst wurde ihm von Putin zudem der Telekommunikationsriese Rostelekom übergeben. Solange Medwedew weiter für seinen Präsidenten den Kettenhund gibt, kann er gut davon leben.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Der deutsche Botschafter in Kiew, Martin Jäger, soll einem Medienbericht zufolge neuer Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) werden. Laut „Spiegel“-Bericht vom Mittwoch soll sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) für die Personalie entschieden haben – der Auslandsgeheimdienst ist dem Kanzleramt direkt unterstellt. (Mehr dazu hier)
- Bruno Kahl, der sonst interviewscheue Chef des Bundesnachrichtendienstes, hat erneut und eindrücklich vor einem russischen Angriff auf Nato-Territorium gewarnt. Damit reiht Kahl sich in eine lange Liste warnender Stimmen aus dem Westen. (Mehr dazu hier)
- In Russland ist Lew Schlosberg, einer der letzten führenden Oppositionspolitiker, nach Angaben seiner Partei festgenommen worden. Ihm werde wiederholte Diskreditierung der Armee vorgeworfen, teilte die Regionalgruppe der liberalen Oppositionspartei Jabloko im nordwestrussischen Pskow mit. (Mehr dazu hier)
- Die Ukraine hat die sterblichen Überreste von mehr als 1200 getöteten Soldaten erhalten. „Als Ergebnis der Rückführungsmaßnahmen ... wurden die Leichen von 1212 gefallenen Verteidigern in die Ukraine zurückgebracht“, teilt die ukrainische Koordinierungsstelle für den Gefangenenaustausch mit Russland auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. (Mehr dazu im Liveblog)
- Verteidigungsminister Boris Pistorius hat Forderungen prominenter Politiker aus seiner SPD nach einer Kehrtwende in der Russland-Politik scharf zurückgewiesen. „Dieses Papier ist Realitätsverweigerung. Es missbraucht den Wunsch der Menschen in unserem Land nach Ende des furchtbaren Krieges in der Ukraine. Nach Frieden“, sagte Pistorius der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
- Ein russisches Gericht hat einen engen Vertrauten des verstorbenen Oppositionsführers Alexej Nawalny zu 18 Jahren Haft verurteilt. Die Strafe gegen Leonid Wolkow wurde am Mittwoch in Abwesenheit verhängt.
- Russische Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau den Westen der ukrainischen Region Donezk erreicht. Dort stießen Infanterieeinheiten weiter vor und setzten gemeinsam mit einer Panzerdivision ihre Offensive gegen die angrenzende Region Dnipropetrowsk fort, teilte das Ministerium weiter mit.
- Russland dämpft die Erwartungen an die Gespräche mit den USA zur Verbesserung der Beziehungen der beiden Staaten zueinander. Schnelle Ergebnisse seien nicht zu erwarten, erklärt Dmitri Peskow, der Sprecher des russischen Präsidialamtes vor der Presse. „Nun, sagen wir, es gibt viele Blockaden in den bilateralen Beziehungen“, sagt Peskow.
- In der Nacht zum Mittwoch sind Behördenangaben zufolge bei russischen Drohnenangriffen in der ostukrainischen Stadt Charkiw mindestens zwei Menschen getötet und 57 verletzt worden. Das teilte Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow bei Telegram mit.
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