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Ukraine-Invasion, Tag 1306: Jetzt soll die Stunde der Miniaturpanzer schlagen
Russland reduziert Verluste an der Front deutlich, Kreml weist Kampfjet-Vorwurf zurück, russischer Soldat schildert offenbar dramatische Lage in Pokrowsk. Der Überblick.
Stand:
Der Ukraine-Krieg ist schon längst ein Krieg der Drohnen. Weil das Schlachtfeld dadurch für die Truppen immer gefährlicher wird, sucht die ukrainische Armee nach Wegen, um sie vor potenziell lebensgefährlichen Missionen zu bewahren. Der neueste Coup: wendige, ferngesteuerte Fahrzeuge.
Die Fahrzeuge sehen aus wie Miniaturpanzer und können Vorräte transportieren, Minen räumen und Verwundete oder Tote evakuieren. „Sie können Menschen nicht vollständig ersetzen”, sagt ein Brigade-Kommandant, der unter dem Rufzeichen Miami bekannt ist, der Nachrichtenagentur AP. „Ich würde es so formulieren: Ein Mensch kann dort hineingehen, aber es ist viel zu gefährlich.”
Die Roboterfahrzeuge werden größtenteils von ukrainischen Unternehmen hergestellt und kosten je nach Größe und Leistungsfähigkeit zwischen rund 1000 und mehr als 50.000 Euro. Sie sind gepanzert, in Militärfarben lackiert und entweder auf Rädern oder Ketten montiert. Sie können über Trümmer oder unbefestigte Straßen fahren und bewältigen Gelände, das für Soldaten schwierig oder zu gefährlich wäre.
Bevor ein ferngesteuertes Fahrzeug losgeschickt wird, wird die geplante Route mit einer Drohne abgeflogen, um sie auf Hindernisse oder Minen zu überprüfen. Bei einer kürzlich durchgeführten Mission belud das Team das Fahrzeug anschließend mit 200 Kilogramm Vorräten – Munition, Treibstoff, Wasser und Lebensmittel – und schickte es mehrere Kilometer weit zu Drohnenpiloten, die sich näher an der Front befanden.
Die Maschine bewegte sich mit etwa sechs Kilometern pro Stunde vorwärts, lieferte ihre Fracht an einem versteckten Ort im Wald ab und kehrte zur Basis zurück. „Jedes Mal, wenn eine Drohne oder ein Roboter etwas tut, bedeutet das, dass einer unserer Kämpfer es nicht tun muss“, sagt ein Drohnenpilot. Der große Vorteil, wie er erklärt: „Die Maschine wird nicht müde. Sie kann so viel transportieren, wie nötig ist.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Russland hat seit dem Sommer 2025 seine Verluste an der Front in der Ukraine deutlich reduziert und baut gleichzeitig eine strategische Reserve aus Vertragssoldaten auf. Das geht aus einer Analyse des Institute for the Study of War (ISW) hervor. Die Analysten vermuten, dass Russland die Reserve als Teil einer breiteren Vorbereitung auf einen möglichen Konflikt mit der Nato nutzen könnte. Mehr dazu im Newsblog.
- Die Regierung in Moskau hat den Vorwurf Estlands zurückgewiesen, wonach drei russische Kampfjets den Luftraum des Nato-Mitglieds für zwölf Minuten verletzt haben sollen. Die Regierung in Tallinn versuche, eine konfrontative Atmosphäre zu schaffen, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Moskau habe keine Beweise für die Anschuldigung erhalten. Mehr dazu hier.
- Ein russischer Soldat hat in einem Video offenbar die dramatische Lage seiner Einheit bei Pokrowsk dokumentiert. Das ukrainische Kommando der Luftlandetruppen veröffentlichte am Montag Aufnahmen des Mannes auf seinem offiziellen Telegram-Kanal. In dem Video zeigt der Soldat die Leichen seiner gefallenen Kameraden und kritisiert, dass die russische Armeeführung sie ohne Evakuierung zurückgelassen habe. Mehr dazu hier.
- Russlands Präsident Wladimir Putin hat den USA vorgeschlagen, sich beidseitig für ein weiteres Jahr zur Einhaltung der Bestimmungen des 2026 auslaufenden atomaren Abrüstungsvertrags New Start zu verpflichten. Um kein weiteres Wettrüsten bei strategischen Atomwaffen zu provozieren, halte er das für richtig, sagte Putin. Mehr dazu hier.
- Bei einem russischen Angriff auf die Stadt Saporischschja im Südosten der Ukraine sind Behördenangaben zufolge drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Russland habe mindestens zehn Fliegerbomben eingesetzt. Auch aus den Regionen Sumy und Kiew werden Verletzte und Schäden gemeldet.
- Bei einem Drohnenangriff der Ukraine sind nach russischen Angaben mindestens drei Menschen auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim getötet worden. Der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, erklärte am Montag, die Ukraine habe den Ferienort Foros angegriffen und dabei das Gelände eines Sanatoriums und ein Schulgebäude beschädigt.
- Der Kreml plant offenbar, die Parlamentswahlen in Moldau am 28. September zu manipulieren. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat Moskau bereits im Frühjahr eine Strategie zur Destabilisierung der Wahl ausgearbeitet. Moldaus Präsidentin Maia Sandu warnt, der Kreml wolle Moldau sowohl als Druckmittel gegen die Ukraine als auch als Ausgangspunkt für hybride Angriffe auf die EU nutzen.
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