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Ein russischer Soldat in der Ukraine

© IMAGO/Stanislav Krasilnikov

Ukraine-Invasion, Tag 1313: Russische Soldaten foltern mit grausamem „Anruf bei Putin“

Selenskyj schlägt Europäern den Aufbau eines gemeinsamen Luftabwehrschildes vor, Putin ordnet Einberufung von 135.000 jungen Männern an, Prorussen unterliegen in Moldau. Der Überblick.

Stand:

Schon lange werfen die Vereinten Nationen den Russen vor, brutale Foltermethoden anzuwenden. Nun hat sich Russland offiziell aus der europäischen Anti-Folter-Konvention zurückgezogen. Erst am Sonntag hatte der britische „Telegraph“ einen Bericht veröffentlicht, der eine neue grausame Methode zur Folter von ukrainischen Kriegsgefangenen und Zivilisten schildert.

Bei der Methode werden demnach Drähte des sowjetischen Militärtelefons TA-57 an empfindliche Körperteile der Gefangenen angeschlossen, darunter Ohren, Finger und Genitalien. Das altmodische Telefon werde per Hand betrieben und könne bis zu 80 Volt Strom erzeugen. Die Foltermethode sei in der russischen Armee passenderweise als „Anruf bei Putin“ bekannt.

„Das Ausmaß, in dem inhaftierte Menschen einer Form von erniedrigender oder unmenschlicher Behandlung ausgesetzt sind, ist wirklich unglaublich“, sagt Alice Jill Edwards, Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Folter, dem „Telegraph“. Russlands Präsident Wladimir Putin sei persönlich für die „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ seiner Soldaten verantwortlich, wobei Folter „Teil der russischen Kriegstaktik“ sei, sagt sie.

Edwards erklärt, dass die Opfer sowohl Männer als auch Frauen und sogar Kinder seien. Sie sagt, dass der Zweck der Folter oft darin bestehe, Informationen zu erlangen oder Videoaufnahmen von Menschen zu machen, die gezwungen werden, Geständnisse zu unterschreiben. „Sie werden als Erpressungsmittel eingesetzt, um der Bevölkerung Angst einzuflößen, damit sie sich nicht trauen, sich zu widersetzen“, sagt Edwards.

Es sei wichtig für die Opfer und Überlebenden, dass ihre Aussagen dokumentiert würden. „Es mag sehr spät kommen, aber das Ziel hier ist es, den Fokus auf diese schrecklichen Verstöße zu richten und Druck auf Russland auszuüben, damit sie aufhören“, sagt Edwards. Ihr Fazit: „Russlands groß angelegte Invasion der Ukraine zeigt uns wirklich das Schlimmste der Menschheit.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Russische Soldaten sollen von ihrem Vorgesetzten angewiesen worden sein, ukrainische Kriegsgefangene hinzurichten. Das berichtet die ukrainische staatliche Nachrichtenagentur „Ukrinform“ unter Berufung auf Informationen des ukrainischen Geheimdienstes. Mehr dazu hier.
  • Bei der richtungsweisenden Parlamentswahl in Moldau hat die proeuropäische Regierungspartei PAS um Präsidentin Maia Sandu ihre Mehrheit im Parlament behalten – trotz Versuchen Russlands, die Wahl zugunsten von prorussischen Kräften zu beeinflussen. Mehr dazu hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Europäern den Aufbau eines gemeinsamen Luftabwehrschildes zum Schutz vor russischen Angriffen vorgeschlagen. Er hielt eine per Video übertragene Rede auf dem Warschauer Sicherheitsforum. Mehr dazu im Newsblog.
  • Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat die Nato-Verbündeten bei der Veranstaltung in Warschau angesichts der Bedrohungen aus Russland zu verstärkten Anstrengungen bei der Luftverteidigung aufgerufen. Er sagte mit Blick auf zunehmende Luftraumverletzungen: „Russland wird für die Nato mehr und mehr zur Gefahr.“ 
  • Der schwedische Regierungschef Ulf Kristersson vermutet Russland hinter den jüngsten Drohnen-Vorfällen an skandinavischen Flughäfen. Die Wahrscheinlichkeit sei „ziemlich hoch, dass Russland eine Botschaft an Länder senden will, welche die Ukraine unterstützen“, sagte Kristersson am Montag dem Sender TV4. Er betonte aber, dass dies nicht mit Sicherheit geklärt sei.
  • Der US-Ukraine-Beauftragte Keith Kellogg hat die Möglichkeit von ukrainischen Angriffen tief in russischem Territorium mit von den USA gelieferten Waffen ins Spiel gebracht. Grundsätzlich komme es auf die Entscheidung des US-Präsidenten an, sagte Kellogg am Sonntag im Sender Fox News. Manchmal bekomme die Ukraine die Freigabe, manchmal nicht.
  • Der russische Präsident Putin hat per Dekret die Einberufung von 135.000 Männern zum Wehrdienst angeordnet. Eingezogen würden die 18- bis 30-Jährigen noch in diesem Jahr, hieß es in dem veröffentlichten Erlass. Eingesetzt werden dürfen die Rekruten in Putins Angriffskrieg erst nach dem einjährigen Wehrdienst. Sie müssen sich dann per Vertrag zum Kriegsdienst verpflichten.
  • Die Bundesregierung sieht in der angedachten stärkeren Nutzung des eingefrorenen russischen Staatsvermögens in der EU einen möglichen „Gamechanger“. „Dieses Thema ist der wohl größte Hebel, den die Europäer politisch im Augenblick in die Hand nehmen können“, sagte ein Regierungsvertreter in Berlin am Montag.
  • Die Ukraine hat den Abschuss eines russischen Militärhubschraubers des Typs Mi-28N in Donezk bekanntgegeben. Das berichtet unter anderem „Kyiv Independent“. Das Besondere: Der Abschuss soll mit einer ferngesteuerten Kamikaze-Drohne erfolgt sein.
  • Russland will bei einer möglichen Lieferung von US-Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine genau analysieren, ob diese mit Zieldaten aus den USA abgefeuert werden. „Die Frage ist nach wie vor: Wer kann diese Raketen abfeuern? Können das nur die Ukrainer, oder müssen das US-amerikanische Soldaten tun?“ fragte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag vor Journalisten. 
  • Angeblich sind Einheiten der russischen Armee in der Nähe von Dobropillja im Osten der Ukraine von den Verteidigungskräften eingekesselt worden. Das teilte Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, auf Telegram mit.
  • Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf das Umland der russischen Hauptstadt Moskau sind nach Behördenangaben zwei Menschen getötet worden. Insgesamt fing das russische Militär nach eigenen Angaben in der Nacht 78 feindliche Drohnen über dem Territorium Russlands ab – die meisten über den Grenzgebieten Brjansk und Belgorod.
  • Die Stadt Kupjansk in der Region Charkiw im Osten der Ukraine ist laut ukrainischen Angaben derzeit für die Einreise gesperrt, Zugang hätten nur noch Militärangehörige. Das erklärte der Leiter der örtlichen Militärverwaltung, Andrij Besedin, im ukrainischen Fernsehen. Demnach operieren in der Stadt russische Sabotage- und Aufklärungsgruppen
  • Europas größter Munitionshersteller Rheinmetall liefert im Auftrag der USA Artilleriemunition in einem Auftragswert von rund 444 Millionen Euro für ein Land in Osteuropa, wie der Konzern am Montag mitteilte. Den Namen des Landes nannte Rheinmetall nicht. Der Konzern hatte in der Vergangenheit aber etwa für die Ukraine Munition gefertigt.

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