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Menschen in Kiew mit Taschenlampen nach einem massiven Stromausfall.

© REUTERS/GLEB GARANICH

Ukraine-Invasion, Tag 1329: Wie sehr sich die Kiewer vor dem Winter und den Stromausfällen fürchten

Deutschland schickt mehr Kampfjets an Nato-Ostflanke, Selenskyj stellt Odessa unter Militärverwaltung. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Erneut muss das staatliche ukrainische Energieunternehmen Naftogaz einen russischen Angriff auf ein Heizkraftwerk vermelden (mehr dazu in unseren Nachrichten des Tages). Zwar sind Attacken der Russen auf die Energieinfrastruktur mit Beginn der kalten Jahreszeit nichts Neues, jedoch hatten sie zuletzt stark zugenommen, wie wir in diesem Newsletter bereits berichtet hatten.

Wie aber bereiten sich die Ukrainer auf den Winter und die Möglichkeit vermehrter Stromausfälle vor? Der „Kyiv Independent“ hat dazu mit Bewohnern aus Kiew gesprochen (Quelle hier). So glaubt die Rentnerin Polina Irzhanska, dass der Herbst und der Winter schwierig werden dürften. Aber sie geht davon aus, dass sie auch diese Jahreszeit überstehen wird. „Wir haben einmal einen ganzen Monat, den November, in Cherson ohne Strom, Wasser und Heizung verbracht und waren nur auf Gas angewiesen.“ Aber auch das hätten sie überlebt.

Die Verwaltungsangestellte Svitlana But hat sich bereits vor zwei Jahren für die kälteren Tage und die Möglichkeit von Stromausfällen vorbereitet. „Ich habe eine große Batterie in meiner Wohnung, die etwa drei bis vier Stunden hält“, erzählt sie. „Die Menschen sind vorbereitet. Es ist nicht das Schlimmste, was passieren könnte.“

Auch Studentin Dasha Nikitchenko sorgt sich nicht allzu viel: „Nichts wird jemals so schlimm sein wie 2022. Jetzt wissen die Energieunternehmen, was zu tun ist, wenn der Strom ausfällt. Ich denke, dass wir zurechtkommen werden.“ Die Pub-Managerin Anastasiia Fiialka dagegen hat die Stromausfälle in den vergangenen Wintern als „furchtbar“ empfunden. „Alles stand einfach still. Nichts funktionierte“, sagte sie den Reportern. Und das wolle sie nicht noch einmal erleben.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat in einem Interview vor dem Szenario eines Parallelangriffs gewarnt. Es sei seine „absolute Überzeugung“, dass ein chinesischer Angriff auf Taiwan ein Krieg mit mehreren Fronten werde. China werde wahrscheinlich vorher Moskau anrufen und darum bitten, „irgendwo in Nato-Gebiet hier in Europa anzugreifen“, sagte er. Mehr hier.
  • Estland hat am 10. Oktober Estland einen Grenzübergang zu Russland zeitweise geschlossen, berichtete der Kanal ERR. Das baltische Land begründete den Schritt mit einer auffällig hohen Zahl bewaffneter Personen in Militärkleidung an einer Straße, die ein Stück durch russisches Territorium führt. Mehr hier.
  • US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat bei einem internationalen Ukraine-Treffen seine Amtskollegen als „Kriegsminister“ bezeichnet. „Verteidigungsminister ... darf ich Kriegsminister vorschlagen?“, sagte Hegseth zu Beginn seiner Einlassungen bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Schwedische Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge am Mittwoch in einem „Routineeinsatz“ ein russisches U-Boot in der Ostsee verfolgt. Ein russisches U-Boot sei am Dienstag über den Großen Belt, eine dänische Meerenge, in die Ostsee eingefahren, teilte die Armee mit.
  • Ausländische Geber haben die von Tschechien geführte Munitionsinitiative für die Ukraine mit umgerechnet rund 3,8 Milliarden Euro unterstützt. Dies teilte die tschechische Verteidigungsministerin Jana Cernochova mit. Tschechien selbst habe umgerechnet rund 70 Millionen Euro beigesteuert.
  • Selenskyj hat die Schwarzmeer-Metropole Odessa im Konflikt mit dem Bürgermeister unter Militärverwaltung gestellt. Per Dekret gründete das Staatsoberhaupt die neue Militärverwaltung und bestimmte den Geheimdienstgeneral Serhij Lyssak zu deren Chef.
  • Russische Streitkräfte haben drei Ortschaften im Bezirk Wolnowacha in der Region Donezk besetzt – Perebudowa, Komar und Myrne. Das berichtet das Recherche-Projekt DeepState. Den Angaben zufolge war die Logistik und die Verteidigung der ukrainischen Stellungen in diesem Gebiet äußerst schwierig.
  • In der Nacht zu Mittwoch haben russische Truppen eines der Heizkraftwerke des staatlichen Energieunternehmens Naftogaz angegriffen. Am Ort des Einschlags brach ein Feuer aus, teilte das Unternehmen auf Telegram mit. Betroffen seien kritische Energieanlagen in den Regionen Charkiw, Sumy und Tschernihiw.
  • Nato-Generalsekretär Mark Rutte geht davon aus, dass europäische Alliierte weitere US-Waffenlieferungen für die Ukraine finanzieren. Über die im August gestartete Purl-Initiative seien von Ländern wie Deutschland bereits zwei Milliarden Euro zugesagt worden, sagte Rutte in Brüssel. 
  • Großbritannien beteiligt sich seinem Verteidigungsminister John Healey zufolge bis Jahresende mit Kampfjets am Einsatz zur Überwachung des polnischen Luftraumes. Auch die Niederlande wollen 90 Millionen Euro für Drohnen für die Ukraine ausgeben.
  • Die ukrainischen Behörden haben die Evakuierung von Familien aus zahlreichen Dörfern in der Nähe der fast vollständig zerstörten nordöstlichen Stadt Kupjansk angeordnet. Als Grund wurde die „sich verschlechternde Sicherheitslage“ in der Region genannt, die schweren russischen Angriffen ausgesetzt ist.
  • Donald Trump hat wenige Tage vor einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj in Washington seinen Unmut über Wladimir Putin geäußert. „Ich bin sehr enttäuscht, denn Wladimir und ich hatten ein sehr gutes Verhältnis. Wahrscheinlich haben wir das immer noch“, sagte Trump im Weißen Haus. 

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