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Ukraine-Invasion, Tag 1371: Militärs kritisieren geplante Auflösung der „internationalen Legion“
US-Sondergesandter Witkoff soll Putin-Berater Tipps gegeben haben, Trump rückt von Frist an Ukraine ab, Pokrowsk steht offenbar vor dem Fall. Der Überblick am Abend.
Stand:
Die Ukraine plant offenbar, die „Internationale Legion“, aufzulösen – eine der wichtigsten Strukturen, die ausländische Freiwillige in ihre Reihen gebracht hat. Die Legionäre befürchten nun, dass sie in unbekannte Strukturen verstreut werden – was ihrer Meinung nach Menschenleben kosten könnte, wie „Kyiv Independent“ berichtet.
Vor zwei Wochen schon hatte die ukrainische Armee auf Facebook erklärt, dass sich ihr System der Zusammenarbeit mit ausländischen Freiwilligen ändern werde. „Das Grundprinzip des neuen Modells besteht darin, ihre Erfahrung, Motivation und Fähigkeiten in den Einheiten, in denen sie am dringendsten benötigt werden, möglichst effektiv zu nutzen“, hieß es in dem Beitrag.
„Unsere größte Sorge ist, dass die Einheiten auseinandergerissen werden“, sagt ein Soldat der Legion jetzt zu „Kyiv Independent“. „Das bedeutet, dass die Soldaten einem anderen Kommando unterstehen – und mit solchen Veränderungen gehen Fehler einher. Die könnten vermieden werden, wenn man einfach die derzeitige Struktur beibehalten würde.“
Ein ehemaliger Kommandeur einer der Legion-Einheiten, Ruslan Myroshnychenko, bezeichnet die geplante Änderung im „Kyiv Independent“ als „absurd“. Er sagt, dass das hart erkämpfte Vertrauen auf dem Spiel stehe, insbesondere für Ausländer, die ihr Heimatland verlassen und sich trotz „hoher Sterbewahrscheinlichkeit“ zum Kampf entschlossen hätten. „Wenn man das Vertrauen verliert, verliert man den Soldaten. Und dann bricht er den Vertrag“, sagt Myroshnychenko.
Ein US-amerikanischer Soldat, der in der Legion gedient hatte, nun aber zu einer anderen Einheit dient, wird im „Kyiv Independent“ noch deutlicher: „Wenn sie das tun, werden viele Menschen sterben.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Der US-Sondergesandte Steve Witkoff soll Putin-Berater Juri Uschakow Tipps gegeben haben, wie sich US-Präsident Donald Trump beeinflussen lässt. Einem „Bloomberg“-Bericht zufolge schlug Witkoff ein Gespräch zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor. Zudem wollte er daraufhin ein Friedensplan für die Ukraine erstellen – genau so kam es dann später. Mehr dazu hier.
- Der Kreml hat die Veröffentlichung eines Telefonats zwischen hochrangigen Vertretern des Kremls und den USA als Versuch bezeichnet, die Gespräche über ein mögliches Ukraine-Friedensabkommen zu behindern. „Es ist unwahrscheinlich, dass dies zur Verbesserung der Beziehungen geschah“, sagte Putin-Berater Uschakow.
- Nach Recherchen des Investigativjournalisten Christo Grozev weist der vergangene Woche geleakte 28‑Punkte‑Friedensplan für die Ukraine auffällige Parallelen zu einem Entwurf auf, der bereits vor Monaten innerhalb russischer Machtzirkel entstanden sein soll. Mehr dazu hier.
- Der US-amerikanische Heeresminister Dan Driscoll soll die ukrainische Delegation direkt nach der Präsentation des US-Friedensplans mit einer Reihe von düsteren Prognosen und Schreckensbotschaften konfrontiert haben. Das berichtet der US-amerikanischen Nachrichtensender „NBC News“. Mehr dazu hier.
- Trump ist von einer zuvor angedeuteten Frist für ein Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland abgerückt. „Die Frist für mich ist, wenn es vorbei ist“, sagte Trump gegenüber Reportern an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One.
- Die Europäische Union begrüßt die Friedensbemühungen Trumps, hält jedoch noch viel mehr Anstrengungen für notwendig. „Aber wir haben einen Anfangspunkt“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
- US-Außenminister Marco Rubio hat einen Beitrag von NBC News über die angebliche Existenz zweier Lager in der US-Regierung zum russisch-ukrainischen Krieg als Fake News bezeichnet. Rubio sagte, dies sei „nur das jüngste Beispiel einer langen Reihe von 100 Prozent falschen Nachrichten“.
- Die „Koalition der Willigen“ zur Unterstützung der Ukraine hat nach Angaben der Bundesregierung bei einem virtuellen Treffen die Notwendigkeit der Beteiligung Kiews an den diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Krieges in der Ukraine unterstrichen. „Jede Lösung muss die Ukraine vollständig einbeziehen, ihre Souveränität wahren und ihre langfristige Sicherheit gewährleisten“, hieß es.
- Am Mittwoch hat die ukrainische Online-Zeitung „Ukrajinska Prawda“ gemeldet, dass die stark umkämpfte ukrainische Stadt Pokrowsk im westlichen Teil der Oblast Donezk weitestgehend von russischen Truppen eingenommen worden sei. „Pokrowsk ist weitgehend verloren“, heißt es in dem Bericht. Mehr dazu hier.
- Russland erzielt nach den Worten von Nato-Generalsekretär Mark Rutte trotz enormer personeller Verluste an der Front in der Ukraine keine wesentlichen Fortschritte. „Russland verliert jeden Monat rund 20.000 Soldaten. Das sind Väter und Söhne, die sterben, ohne nennenswerte Gebietsgewinne zu erzielen“, sagte Rutte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Mehr dazu im Newsblog.
- Angesichts der Friedensbemühungen für die Ukraine hat Italiens stellvertretender Ministerpräsident Matteo Salvini Deutschland und Frankreich Kriegstreiberei unterstellt. „Man hat den Eindruck, dass einige in Paris und Berlin interne Probleme haben und den Krieg fortsetzen wollen“, sagte der rechtspopulistische Politiker der Zeitung „La Repubblica“.
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