
© DEFENCE REFORMS UKRAINE/RUSI/REUTERS
Ukraine-Invasion Tag 296: Wie US-Technologie trotz der Sanktionen nach Russland gelangt
Bundestag beschließt Gaspreisbremse, Lettland warnt vor raschem Waffenstillstand. Der Überblick am Abend.
Stand:
Aufgrund des Krieges gegen die Ukraine haben zahlreiche westliche Länder Sanktionen gegen Russland erlassen. Dass die Strafmaßnahmen mitunter umgangen werden, ist immer wieder berichtet worden. Die Nachrichtenagentur Reuters hat nun gemeinsam mit dem russischen Investigativprojekt „iStories“ und dem Royal United Service Institute in London an einem konkreten Beispiel versucht nachzuzeichnen, wie so etwas abläuft (Quelle hier).
Es geht dabei um die Orlan-10-Drohne, die demnach häufig im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt worden sein soll. Anhand von Bankdaten und Zollunterlagen haben die Journalisten den Lieferweg von US-Technologie bis zu einem russischen Hersteller nachverfolgt, dessen Waffensystem in der Ukraine eingesetzt wird. Dieses Special Technology Centre, so sagte ein Hauptaktionär des Unternehmens Reuters, verzeichne eine „hohe Nachfrage“ nach Drohnen.
Ein in Hongkong ansässiges Unternehmen, geführt von einem im Ausland lebenden Russen, liefere demnach Mikrochips von US-Herstellern an einen Importeur in St. Petersburg, der laut Zollunterlagen wiederum eng mit dem Special Technology Centre verbunden sein soll. Auch Modellflugzeugmotoren eines japanischen Unternehmens, die in der Drohne verwendet würden, würden über diesen Weg geliefert.
Der größte Kunde des Special Technology Centres ist laut dem Bericht das russische Verteidigungsministerium, das zwischen Februar und August dieses Jahres fast 99 Millionen US-Dollar an das Unternehmen gezahlt haben soll.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Rheinmetall baut in Deutschland eine umfangreiche neue Munitionsfertigung mit dem Ziel einer unabhängigen Versorgung der Bundeswehr auf. Die Anlagen für sogenannte Mittelkalibermunition sollten im Januar fertig sein, bestätigte das Rüstungsunternehmen auf Anfrage. Mehr dazu hier.
- Für den Kremlchef hätte der 100. Jahrestag der Sowjetunion eine Art Wiedergeburt des Imperiums werden sollen. Aber er kämpft nach zahlreichen Niederlagen in seinem Krieg in der Ukraine auch um seinen Ruf als starker Anführer weit über Russland hinaus. Moskau verliert einst treue Vasallen. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet einem Bericht zufolge bei der Realisierung aller LNG-Terminals in Deutschland mit einer deutlichen Überkapazität. Mit Blick auf die geplanten schwimmenden Terminals würde die Kapazität „das Niveau der 2021-Gasimportmengen aus Russland übersteigen“, berichtet „Table Media“. Mehr hier.
- Mehr als jeder dritte Kriegsflüchtling aus der Ukraine möchte entweder für immer oder zumindest für mehrere Jahre in Deutschland bleiben. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die in Berlin vorgestellt wurden. Mehr dazu erfahren Sie hier.
- Das ukrainische Militär schließt eine Waffenruhe mit Russland über Neujahr aus. „Einen totalen Waffenstillstand wird es nur geben, wenn kein einziger Besatzer auf unserem Land bleibt“, sagt Brigadegeneral Olexjy Gromow. Zuvor hatte Russland bereits eine Waffenruhe ausgeschlossen. Mehr in unserem Newsblog.
- Das Europäische Parlament erkennt die von der Sowjetführung vor 90 Jahren in der Ukraine verursachte Hungersnot, den sogenannten Holodomor, als Völkermord an. Die Abgeordneten verurteilten die Taten, die zum Tod von Millionen Ukrainern geführt hatten, in einer Resolution.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die EU-Staaten eindringlich zur Lieferung moderner Panzer aufgerufen. „Es gibt keinen rationalen Grund, warum die Ukraine sie nicht jetzt schon bekommen sollte“, sagte er beim EU-Gipfel, zu dem er per Video zugeschaltet wurde.
Bei einem russischen Angriff auf die südukrainische Stadt Cherson sind Angaben der Ukraine zufolge zwei Menschen getötet worden. „Der Feind hat erneut das Zentrum der Stadt getroffen, 100 Meter vom Gebäude der Regionalverwaltung entfernt“, so der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko.
Lettlands Ministerpräsident Krisjanis Karins hat vor einem raschen Waffenstillstand in Russlands Krieg gegen die Ukraine gewarnt. „Zum jetzigen Zeitpunkt würde ein Frieden oder ein Waffenstillstand ein Vorteil für Russland sein“, sagte Karins am Rande des EU-Gipfels in Brüssel.
Russland wertet Pläne der USA, der Ukraine Raketenabwehrsysteme vom Typ Patriot zu liefern, als Provokation. Damit würden die USA ihr militärisches Engagement in dem Konflikt ausweiten, sagt die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa.
Kanada widerruft eine zeitliche begrenzte Sanktionsausnahme für Siemens Energy-Turbinen der russischen Gaspipeline Nord Stream 1. Das teilten Außenministerin Melanie Joly und der Minister für natürliche Ressourcen, Jonathan Wilkinson, in einer gemeinsamen Erklärung mit.
In der kürzlich befreiten Stadt Cherson sind ukrainischen Angaben zufolge unter russischer Besetzung auch Kinder misshandelt worden. „Wir haben in der Region Cherson zehn Folterkammern gefunden, vier davon in der Stadt Cherson“, berichtet Dmytro Lubinets, der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments.
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