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Leopard-Panzer aus dänischen Beständen stehen in einer Produktionshalle.

© dpa/Constanze Emde

Ukraine-Invasion Tag 345: Wie Russland zum wichtigsten Panzer-Lieferanten der Ukraine wurde

Bundesregierung genehmigt Leopard-1-Panzer, Ukraine will den Ausschluss Russlands bei den Olympischen Spielen. Der Überblick am Abend.

Ob Leopard oder Abrams: Wenn in den vergangenen Wochen von Kampfpanzern die Rede war, dann meist von denen, die der Westen der Ukraine zur Unterstützung sendet. Kiew profitiert aber noch von ganz anderen Panzern. Nämlich von jenen, die sie von den russischen Truppen erbeutet haben. Der britische „Guardian“ hat nun einen der Orte besucht, in denen diese repariert werden (Quelle hier).

„Die erste Aufgabe besteht darin, das Z abzuwischen oder zu verdecken“, sagte Anatoly der Zeitung. „Wir wollen später keinen Beschuss durch eigene Leute.“ Das Z ist das Erkennungsmerkmal, mit dem die russischen Truppen ihre Kampfgeräte im Krieg bemalen. Im Anschluss werden die Panzer in einem riesigen Lagerhaus repariert und für ukrainische Zwecke umgerüstet. 

Wie der „Guardian“ schreibt, ist Russland unbeabsichtigt zum größten Panzer-„Lieferanten“ der Ukraine geworden. Eine Open-Source-Website des niederländischen Geheimdienstes hat demnach Fotos von 546 durch die Ukraine erbeuteten Panzern gemacht. Und das dürften bei Weitem noch nicht alle sein.

Ein Beispiel: ein T-72B3, der mit Laub bedeckt ist und dessen Panzerung ramponiert ist. Er wurde vor vier Wochen aus der Region Donezk in die Anlage gebracht. „Er hat einen Volltreffer am Turm erlitten“, sagt Anatoly. Nun soll er wieder einsatzbereit gemacht werden. 

Zwar repariere auch der ukrainische Staat einige der russischen Panzer (oft sowjetische Modelle), aber das Hauptaugenmerk, so schreibt es die Zeitung, liege in der Reparatur der eigenen Fahrzeuge. Daher habe sich eine Reihe ziviler Unternehmen daran gemacht, die erbeuteten Panzer, aber auch etwa Raketensysteme wieder aufzumöbeln, häufig finanziert durch Spenden. 

Die Prytula Stiftung ist eine der größten Organisationen, die per Crowdfunding den Kauf von militärischem Gerät finanziert. 200.000 Pfund hat sie in den Lagerraum investiert, sieben Panzer konnten so wieder einsatzbereit gemacht werden. Die Ersatzteile seien relativ leicht zu beschaffen: Die Stiftung hat Kontakte zu den ukrainischen Streitkräften und liefert diesen wiederum Dinge wie Drohnen oder Wärmebildbrillen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Die Bundesregierung hat eine Exportgenehmigung für Kampfpanzer des Typs Leopard 1 in die Ukraine erteilt. Das bestätigte Regierungssprecher Steffen Hebestreit, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Ukraine will einen Start russischer und belarussischer Sportlerinnen und Sportler bei den Olympischen Spielen 2024 verhindern und so einen eigenen Boykott abwenden. Man sei entschlossen, auf die Arbeit gegen eine Zulassung dieser eingestellt, sagte Sportminister Wadym Hutzajt. Mehr hier.
  • Der AfD-Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré hat einen Auftritt in der Talkshow des russischen TV-Propagandisten Wladimir Solowjow verteidigt. Auf Twitter schrieb er, er gebe jedem ein Interview. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Die Bundesregierung hat eine Äußerung von Wladimir Putin zur angeblichen Bedrohung seines Landes durch an die Ukraine gelieferte deutsche Panzer zurückgewiesen. Die Aussagen reihten sich ein „in eine ganze Reihe von abstrusen historischen Vergleichen“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Dies und mehr im Newsblog.
  • Die Europäische Union hat der Ukraine angesichts der anhaltenden russischen Angriffe versichert, unerschütterlich an ihrer Seite zu stehen. „Die EU wird Sie solange wie nötig auf jede erdenkliche Weise unterstützen“, versprach Ratspräsident Charles Michel zum Abschluss eines EU-Ukraine-Gipfels in Kiew.
  • Der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk hat die Exportgenehmigung für Leopard-1-Kampfpanzer zwar begrüßt, gleichzeitig aber den späten Zeitpunkt kritisiert. Das Unternehmen Rheinmetall habe bereits im April angeboten, 88 Leopard 1A5 zu liefern, sagte er. 
  • Die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen haben mehr Tempo bei den westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine verlangt. „Die kommenden Monate werden sehr schwierig. Sie könnten sogar entscheidend für diesen Krieg sein“, sagte die litauische Regierungschefin Ingrida Simonyte.
  • Die CSU lehnt eine Lieferung von Kampfjets an die Ukraine strikt ab. Nach der Lieferung von Leopard-Panzern sei nun eine Grenze erreicht, sagte CSU-Chef Markus Söder nach einer Sitzung des Parteivorstands in München.
  • Russland plant sehr wahrscheinlich eine Offensive in der Region Luhansk. Das geht aus dem täglichen Bericht des Institute for the Study of War (ISW) hervor. Der ukrainische Generalstab berichtete, fünf russische Angriffe auf Siedlungen nördlich von Kreminna in Luhansk abgewehrt zu haben. 
  • Die Ukraine ermittelt wegen Kriegsverbrechen gegen den Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin. Der Wagner-Chef sei gemäß ukrainischem Strafrecht darüber informiert worden, teilt der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin mit.
  • Wie die „New York Times“ berichtet, nähert sich die Zahl der getöteten und verwundeten russischen Soldaten in der Ukraine mittlerweile der 200.000er-Marke. Das Blatt beruft sich auf Informationen westlicher Beamter, die darauf hinweisen, dass die Zahl der Opfer schwer zu schätzen ist.
  • Russland hat Medienberichte über ein angebliches Friedensangebot aus den USA mit territorialen Zugeständnissen in der Ukraine dementiert. „Das ist eine Ente“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
    Die Nato wirft Russland einen Bruch des atomaren Abrüstungsvertrags New Start vor. Die Weigerung Russlands, Inspektionen der USA auf seinem Hoheitsgebiet zu ermöglichen, untergrabe die Zukunft des Vertrags, hieß es in einer Erklärung der 30 Bündnisstaaten. 
  • Die von Russland installierte Verwaltung der Krim hat zahlreiche ukrainische Politiker und Geschäftsleute enteignet. Insgesamt hätten die Behörden nach eigenen Angaben rund 500 Immobilien auf der Halbinsel verstaatlicht, darunter auch Banken sowie Tourismus- und Sportstätten. 
  • Die Rekrutierung von Häftlingen durch die russische Söldnertruppe Wagner hat nach Ansicht britischer Militärexperten in jüngster Zeit abgenommen. Das ging aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London hervor.
  • Der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte hat Russen vorgeworfen, ukrainische Kinder entführt und für sexuellen Missbrauch verkauft zu haben. Es gebe entsprechende Nachrichten in Online-Netzwerken, erklärte Dmytro Lubinets.
  • Das nächste halbe Jahr wird nach Einschätzung des US-Auslandsgeheimdienstes entscheidend für den Ausgang des Krieges in der Ukraine sein. „Der Schlüssel wird in den kommenden sechs Monaten auf dem Schlachtfeld liegen“, sagte CIA-Direktor William Burns laut Medienberichten. 

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