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Ukraine-Invasion Tag 364: Die Suche nach sowjetischer Munition für den Krieg
1.066.000 Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland registriert, Putin will Nuklearstreitkräfte stärken, Brücke zur Krim wieder befahrbar. Der Überblick am Abend.
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Eine der Fragen, die im Zusammenhang mit dem Krieg immer wieder auftaucht, ist die, wie lange die Munition noch reicht. Das Problem: Die Ukraine bekommt zwar inzwischen mehr westliche Waffen, nutzt aber nach wie vor viele aus sowjetischer Zeit. Länder wie die USA stellen jedoch lediglich Munition nach Nato-Standard her. Woher also Munition nehmen aus einer Ära, die schon längst der Vergangenheit angehören sollte?
Die „New York Times“ ist dieser Frage nachgegangen – und in den ländlichen Regionen Osteuropas fündig geworden. So etwa in der kleinen Bergstadt Kostenets in Westbulgarien. Dort steht am Rande der Stadt eine Munitionsfabrik, die bis zum Ende des Kalten Kriegs 122-Millimeter-Granaten herstellte und dann den Betrieb einstellte. Doch nun sollen die Fließbänder bald erneut laufen, schreibt die „New York Times“, im Januar wurde die Produktion wieder aufgenommen. Vertreter der US-Botschaft nahmen an der stillen Einweihung teil.
Eigentlich hat Bulgarien enge Beziehungen zu Moskau, genau wie andere Länder, die die dringend benötigte Munition herstellen könnten. Daher suchten die westlichen Länder, so schreibt die Zeitung, nach Alternativen, damit Moskau nicht Wind von der Sache bekommt und mit Vergeltung drohen könnte.
Die Lösung sind eben jene oftmals abgelegenen Gebiete, die dringend Investitionen brauchen. So auch in Sopot in Bulgarien, wo ebenfalls eine Waffenfabrik steht. „Es gibt wahrscheinlich keine einzige Familie in der Stadt, deren Mitglieder nicht im Werk gearbeitet haben oder arbeiten“, sagt der Bürgermeister der Stadt. „Wir haben praktisch keine Arbeitslosigkeit – nur diejenigen, die nicht arbeiten wollen, sind arbeitslos.“
Bulgarien sei aber nicht das einzige Land, das versucht, die Ukraine im Stillen zu unterstützen, schreibt die „New York Times“. So liefere Luxemburg Waffen, die aus Tschechien stammten. Von den USA bezahlte Makler durchforsteten Fabriken in Bosnien und Herzegowina, Serbien und Rumänien nach Granaten. Und Großbritannien habe sogar eine geheime Task Force gegründet, um die Ukraine zu bewaffnen
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Der Munitionsmangel in der Armee zwingt die russische Kriegswirtschaft dazu, extreme Maßnahmen zu ergreifen. Das zumindest berichtet der Chef des ukrainischen Nachrichtendienstes, Kyrylo Budanow. Mehr dazu erfahren Sie hier.
- Für eine Aktion während der Rede von Kremlchef Wladimir Putin drohen einem russischen Regionalpolitiker Konsequenzen. Michail Abdalkin veröffentlichte ein Video, das zeigt, wie er vor seinem Computer Putin zuhört – an seinen Ohren Spaghetti. Im Russischen gibt es den Ausdruck „Nudeln an die Ohren hängen“, was so viel bedeutet wie: belogen werden. Mehr dazu hier.
- Inmitten zunehmender Konfrontation mit dem Westen will Russland laut Putin die Entwicklung seiner Nuklearstreitkräfte weiter vorantreiben. „Der Stärkung der nuklearen Triade werden wir nach wie vor verstärkte Aufmerksamkeit widmen“, sagte er in einer Rede anlässlich des „Tags des Vaterlandsverteidigers“. Mehr hier.
- Mit zahlreichen Veranstaltungen wird morgen auch in Deutschland an den russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar vergangenen Jahres erinnert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lädt aus diesem Anlass zu einem offiziellen Gedenkakt ins Schloss Bellevue ein. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs sind rund 1.066.000 Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland registriert worden. Das teilte das Bundesinnenministerium mit, das eine Bilanz zu den Hilfen für Kriegsflüchtlinge und die Ukraine veröffentlichte. Mehr hier.
- Der Chef der Söldnertruppe Wagner hat nach seiner scharfen Kritik an der Versorgung durch die russische Armee baldige Munitionslieferungen an seine Kämpfer in der Ukraine bekanntgegeben. „Heute um 6 Uhr morgens haben sie angekündigt, dass die Lieferung von Munition beginnt“, sagte er laut einer Erklärung. Mehr hier.
- Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck plant laut einem Bericht ein schärferes Vorgehen gegen die Umgehung der EU-Sanktionen gegen Russland. Einem Zehn-Punkte-Papier zufolge, aus dem RTL und ntv zitierten, plant sein Ministerium unter anderem schärfere Bedingungen für die Ausfuhr von Gütern, die der russischen Kriegsführung in der Ukraine dienen könnten. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Wegen der erhöhten russischen Militärpräsenz hat die italienische Marine vor zunehmenden Spannungen und dem Risiko eines Vorfalls im Mittelmeer gewarnt. Marinechef Enrico Credendino sagte nach Angaben italienischer Nachrichtenagenturen, die Militärpräsenz sei sogar größer noch als zu Zeiten des Kalten Krieges. Mehr im Newsblog.
- China erwägt nach Einschätzung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Waffenlieferungen nach Russland. Bisher seien zwar keine derartigen Lieferungen beobachtet worden, aber es gebe Anzeichen, dass China dies erwäge, sagt Stoltenberg der Nachrichtenagentur Reuters.
- Die im Oktober teilweise zerstörte, russische Brücke zur Halbinsel Krim ist auf dem Straßenabschnitt wieder vollständig befahrbar. Der russische Vize-Regierungschef Marat Chusnullin gab im Onlinedienst Telegram den Abschluss der Reparaturarbeiten an der Straßenbrücke bekannt.
Bundesfinanzminister Christian Lindner sieht zunächst andere Staaten bei der Finanzierung der Ukraine in der Pflicht. „Deutschland ist bereits stark engagiert und jetzt müssen andere international auch ihre Beiträge leisten“, sagte der FDP-Vorsitzende in Bangalore nach einem Treffen der Finanzminister der G7. - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat kurz vor dem ersten Jahrestag der russischen Invasion einen Sieg im Kampf gegen Russland beschworen. „Wir sind nicht zusammengebrochen, wir haben viele Prüfungen überstanden und wir werden uns durchsetzen“, erklärte er.
- Finnland wird drei Minenräum-Panzer in die Ukraine liefern. Es würden drei Leopard-2-Panzer zur Verfügung gestellt, teilte der finnische Verteidigungsminister Mikko Savola am Donnerstag mit. „Sie haben keine Kanonen, sie haben ein Maschinengewehr. Sie sind speziell für die Minenräumung“, betonte der Minister.
- Die Republik Moldau hat Anschuldigungen Russlands zurückgewiesen, wonach die Ukraine in das abtrünnige und pro-russische Gebiet Transnistrien im gemeinsamen Grenzgebiet eindringen will. Sie könne die Behauptungen nicht bestätigten, erklärte die moldawische Regierung per Telegram.
- Trotz verlustreicher Rückschläge beim Vorrücken auf die ostukrainische Stadt Wuhledar bereitet sich Russland wohl auf einen neuen Angriff vor. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des britischen Verteidigungsministeriums hervor.
- Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 24 Stunden 90 russische Angriffe an der Front im Nordosten und Osten abgewehrt. Russische Truppen hätten in der Nähe von Kupiansk in der Region Charkiw und um Lyman, Bachmut, Adwijika und Schachtarsk in der Region Donezk angegriffen, hieß es
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