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Ukraine-Invasion Tag 379 : Baut der Iran ukrainische Waffen nach?
Russland könnte erbeutete ukrainische Waffensysteme an den Iran senden, die Wagner-Gruppe beklagt Munitionsmangel, in Bachmut wurde eine taktische Pause eingelegt. Der Überblick am Abend.
Stand:
Wenn der Iran im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg genannt wird, dann geht es meist um Drohnen. Denn Teheran soll Moskau mit sogenannten Kamikaze-Drohnen versorgen. Auch über Pläne für eine gemeinsame Drohnen-Fabrik wurde bereits berichtet. Dass sich die Zusammenarbeit nicht allein auf die unbemannten Flugobjekte konzentrieren könnte, legt nun ein Bericht des US-Fernsehsenders CNN nahe (Quelle hier).
Demnach soll Russland Waffen und Waffensysteme, die sie in der Ukraine erbeutet hat und die von den USA oder Nato-Staaten hergestellt wurden, an den Iran senden. CNN beruft sich dabei auf vier mit der Angelegenheit vertraute, nicht näher benannte Quellen, nach denen Teheran versuchen könnte, diese Waffen nachzubauen. So hätten die USA, die Nato und andere westliche Partner im vergangenen Jahr mehrere Fälle beobachtet, in denen Waffensysteme wie etwa Stinger-Flugabwehrsysteme beschlagnahmt und in vielen Fällen weiter transportiert wurden.
Laut dem Bericht glauben US-Beamte zwar nicht, dass es sich um ein weit verbreitetes Problem handelt, dennoch hätten sie eingeräumt, dass sich dies schwer nachverfolgen lasse. Die Ukraine melde aber inzwischen auch jeden Verlust einer US-Waffe.
Unklar sei auch, ob diese Versuche des Nachbauens von Erfolg gekrönt seien, in der Vergangenheit sei dies aber durchaus gelungen, heißt es in dem Bericht weiter. So sei etwa die iranische Toophan-Panzerabwehrlenkwaffe in den 1970er-Jahren von der amerikanischen BGM-71 TOW-Rakete abgekupfert worden. Auch eine abgefangene US-Drohne soll dazu gedient haben, ein eigenes Modell nachzubauen.
Dass Russland und der Iran ihre Zusammenarbeit ausbauen, davon gehen die USA fest aus. „Im Laufe des letzten Jahres hat sich die militärische Zusammenarbeit Russlands mit dem Iran vertieft, und das stellt eine ernsthafte Herausforderung für diese Region und die Sicherheit Ihrer Bürger dar“, zitiert CNN US-Verteidigungsminister Lloyd Austin aus einer Pressekonferenz in Tel Aviv. Und: „Der Iran erwirbt in der Ukraine wichtige Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Schlachtfeld, die schließlich auf seine gefährlichen Stellvertreter im Nahen Osten übergehen werden.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick
- Seit mehreren Wochen beklagt Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, dass das russische Verteidigungsministerium seinen Kämpfern keine Munition liefere. In einer neuen Audiobotschaft auf Telegram beschwert er sich nun, das Ministerium würde seine Anrufe ignorieren. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach Russlands neuen Raketenangriffen auf die Energieinfrastruktur des Landes weitere Sanktionen gegen Moskau gefordert. Es müsse mehr Druck auf Russland geben, sagte Selenskyj in seiner Videobotschaft. Mehr dazu erfahren Sie hier.
- Die Söldnertruppe Wagner hat anscheinend eine taktische Pause im Kampf um Bachmut eingelegt. Das analysiert das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) in seinem aktuellen Bericht. Weiter sei es unklar, ob die Wagner-Söldner zukünftige Angriffe auf die Stadt wieder anführen würden. Mehr dazu in unserem Newsblog.
- Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, hat die Eröffnung von 58 Rekrutierungszentren in Russland verkündet. „In 42 Städten der Russischen Föderation wurden Rekrutierungszentren im Auftrag von Wagner eröffnet“, erklärte der Geschäftsmann im Telegram-Kanal seines Unternehmens Concord.
- Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hat zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an der Begräbnisfeier des „Helden der Ukraine“, Dmytro Kozjubajlo, teilgenommen. In der Kiewer Michaels-Kathedrale legten beide Blumen am des bei Kämpfen in Bachmut getöteten 27-Jährigen nieder.
- Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis hat die von Russland verhängten Sanktionen gegen Personen aus den drei baltischen Staaten als Auszeichnung gewertet. „Wenn solche Listen verkündet werden, ist dies unserer Ansicht eine Art Anerkennung für die gute Arbeit der Menschen, die auf diesen Listen stehen“, sagte er der Agentur BNS zufolge.
- Für die geplante Frühjahrsoffensive benötigt die Ukraine nach eigenen Angaben noch zwei Monate zur Reservenbildung. „Wir müssen den Nachschub an schweren Artilleriegeschossen von 155 Millimeter Kaliber und weitreichenden Raketen erhöhen“, sagte der Berater des Präsidentenbüros in Kiew, Mychajlo Podoljak, in einem in der italienischen Zeitung La Stampa veröffentlichten Interview.
- Russland bereitet sich nach Einschätzung der US-Denkfabrik ISW möglicherweise darauf vor, die militärische Offensive um die Frontstadt Wuhledar im Osten der Ukraine wieder aufzunehmen. Darauf deuteten ein Austausch beziehungsweise die Verlagerung von Truppen im Gebiet Donbass hin, schrieb das ISW.
- Die Frequenz russischer Raketenangriffe auf die Ukraine dürfte nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten abnehmen. Das ging aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Freitag hervor. Demnach gehen Moskau die Raketen aus.
- Polen baut an der Grenze zum benachbarten Belarus einen Panzerschutzwall aus sogenannten „Drachenzähnen“. Die Abwehrelemente seien Teil von Polens Sicherheitsstrategie, wie der Verteidigungsminister des Landes, Mariusz Blaszczak, auf Twitter mitteilte.
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